Die erzielte Grundsatzeinigung sehe einen umfassenden Tausch von Geschäftsaktivitäten und Beteiligungen vor sowie eine Barzahlung von RWE an E.ON in Höhe von 1,5 Milliarden Euro. E.ON würde sich nach der Transaktion auf das Netzgeschäft mit Strom und den Vertrieb konzentrieren, die erneuerbaren Energien sollen unter dem Dach von RWE gebündelt werden. RWE könnte sich dann auf die Produktion von Strom konzentrieren.

Noch ist die Milliarden-Transaktion aber nicht in trockenen Tüchern: So müssen die Aufsichtsräte der Versorger zustimmen. Diese dürften noch am Sonntag über die Pläne beraten. Die kommunalen Anteilseigner bei RWE reagierten völlig überrascht. "Die Pläne müssen erst einmal geprüft werden", sagte Wolfgang Schäfer, Geschäftsführer des Verbands der kommunalen RWE-Aktionäre (VkA) in Westfalen, der Nachrichtenagentur Reuters. Erst danach könne es eine Entscheidung geben. Und auch die Kartellbehörden müssen das Geschäft prüfen - voraussichtlich werde dies bei den EU-Wettbewerbshütern in Brüssel angemeldet.

Das Bundeswirtschaftsministerium hielt sich bedeckt. "Das sind unternehmerische Vorgänge beziehungsweise Entscheidungen, die wir als Bundesregierung nicht bewerten oder kommentieren", sagte eine Sprecherin. Aufseiten der Arbeitnehmer dürften nun Fragen nach der Beschäftigungssicherung im Mittelpunkt stehen. "Die Zeiten werden unruhig", hieß es im Lager der Arbeitnehmer. E.ON sei aber berechenbarer als ein Versorger aus Südeuropa. Es hatte in der Vergangenheit immer wieder Spekulationen gegeben, dass Konzerne aus Italien, Spanien oder Frankreich bei Innogy einsteigen könnten.

Innogy hat derzeit einen Marktwert von rund 19 Milliarden Euro. Nach der Grundsatzeinigung soll RWE zunächst eine Beteiligung an E.ON von 16,67 Prozent erhalten. Die Aktien würden von E.ON im Rahmen einer 20-prozentigen Sachkapitalerhöhung ausgegeben. Zudem solle RWE den weitgehenden Teil von E.ONs Erneuerbare-Energien-Geschäfts erhalten sowie das gesamte Erneuerbare-Energien-Geschäft von Innogy und das Innogy-Gasspeichergeschäft und den Anteil am österreichischen Versorger Kelag. Auch solle RWE die von der E.ON-Tochter PreussenElektra gehaltenen Minderheitsbeteiligungen an den von RWE betriebenen Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen erhalten. E.ON wolle den Innogy-Minderheitsaktionären ein freiwilliges Übernahmeangebot in bar von 40 Euro je Aktie vorlegen.

BRANCHE SEIT JAHREN IM UMBRUCH

E.ON und RWE legen in der kommenden Woche ihre Bilanzen vor. Beide Konzerne haben durch die Rückzahlung der zu Unrecht erhobenen Brennelementesteuer Milliarden in der Kasse. In den vergangenen Monaten waren auch immer wieder ausländische Energiekonzerne wie der französischen Versorger Engie, der italienische Konkurrent Enel oder Iberdrola aus Spanien als Interessenten für Innogy gehandelt worden.

RWE hatte Innogy mit den Geschäften Ökostrom, Netze und Vertrieb 2016 an die Börse gebracht. Die zunächst als Erfolgsstory gefeierte Aktion hatte im vergangenen Jahr einige Dämpfer erhalten. Nach einer Gewinnwarnung waren Mitte Dezember die Aktienkurse von Innogy und RWE in den Keller gerauscht. Kurz vor Weihnachten musste Vorstandschef Peter Terium seinen Posten räumten. Seine Aufgaben hat übergangsweise Personalvorstand Uwe Tigges übernommen. Zudem hatte es jüngst einen Säureanschlag auf Innogy-Finanzchef Bernhard Günther gegeben, seine Aufgaben hat Vorstandsmitglied Hans Bünting kommissarisch übernommen. Geht die Transaktion nun wie geplant über die Bühne, würde Innogy wieder von der Landkarte verschwinden.

Die Branche befindet sich seit Jahren im Umbruch: Milliarden-Verluste durch die Energiewende und der Atom-Ausstieg bereiten den Versorgern Probleme und wälzen ihre Geschäftsmodelle um. E.ON hatte 2016 die Kohle- und Gaskraftwerke in den Versorger Uniper ausgelagert.

Unternehmen in diesem Artikel : Engie, Enel, Iberdrola, RWE, E.ON, Uniper SE, innogy SE