NACHHALTIGKEITSBERICHT 2023

Die Chancen grüner Energie nutzen

HIGHLIGHTS

Das Technologieunternehmen Feintool ist weltweit führender Anbieter von Feinschneid-, Umform- und gestanzten Elektroblechkomponenten für die Automobilbranche und für anspruchsvolle Industrieanwendungen.

Zum Portfolio gehören Präzisionsteile für Rotoren und Statoren, die in Elektrofahrzeugen oder Windkraftanlagen verbaut werden.

Wirtschaftlichkeit, Innovationskraft, hohe Produktivität in herausragender Qualität, eine ausgeprägte Dienstleistungsmentalität und nachhaltige Unternehmensführung zeichnen die Gruppe aus. Als Innovationstreiber und «lernende Organisation» erweitert Feintool die Grenzen der Technologien zur Verarbeitung von Stahlblechen fortlaufend und erarbeitet intelligente Lösungen für die spezifischen Bedürfnisse der Kunden. Bei der Transforma-tion in der Automobilindustrie erweist sich der Konzern als starker Entwicklungspartner in den Bereichen Leichtbau, Nachhaltigkeit, Plattform-und automatisierte Antriebskonzepte, Elektroantriebe und Hybridfahrzeuge. So ermöglicht Feintool die Zukunft der Mobilität.

Das 1959 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz ist heute mit 17 Produktionswerken und Technologiezentren auf drei Kontinenten vertreten. Nach dem Motto «globale Kompetenz, lokale Präsenz» sind rund 3'300 Mitarbeitende und 100 Auszubildende in den wichtigsten Wirtschafts-regionen der Welt stets nah am Kunden.

Impressum

Herausgeberin: Feintool International Holding AG, Unternehmenskommunikation, Industriering 8, 3250 Lyss, Schweiz Beiträge, Datenerfassung, Layout: Feintool-Mitarbeitende

Beratung, Text, Datenmanagement: Schnabl+Partner GmbH, ZURBONSEN C&ESG Management Fotos: Feintool-Archiv | Druck: Druckstudio GmbH, Deutschland

klimaneutral

natureOffice.com | DE-136-902499

gedruckt

Standorte

INHALT

04 CEO STATEMENT

06 ÜBER DIESEN BERICHT

HIGHLIGHTS

07 DIALOG MIT DEN ANSPRUCHSGRUPPEN

08 NACHHALTIGE WERTSCHÖPFUNG

10 STRATEGIE UND ZIELE

14 GOVERNANCE UND RISIKOMANAGEMENT

22 UMWELTVERANTWORTUNG

30 ATTRAKTIVER ARBEITGEBER

36 NACHHALTIGE GESCHÄFTSPARTNERSCHAFTEN

40 INDIZES

«UNSER NACHHALTIGKEITSENGAGEMENT ZEIGT WIRKUNG»

CEO STATEMENT

Im vergangenen Jahr haben wir unsere globale Marktposition als führender Zulieferer von Hochpräzisionsteilen in Serienfertigung stärken können. Unsere Strategie ist nachhaltig und erfolgreich: Wir richten uns immer stärker auf die zukunftsträchtigen Märkte der wasserstoff- und batteriegetriebenen Mobilität und weitere Bereiche der grünen Energie aus. Wir bedienen mit unseren Produktanwendungen und den dafür erforderlichen Kerntechno-logien den Megatrend «grüne Energie», sei es bei der Energie-erzeugung, -speicherung oder -nutzung. Mehr als 50 Prozent unserer Geschäfte werden künftig mit grüner Energie verbunden sein. Damit leistet die Feintool mit ihren Lösungen einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Unsere Zukunftsperspektiven sind also gut.

Mit unserer neu gegründeten Gesellschaft in Indien tragen wir den Bedürfnissen unserer langjährigen Kunden Rechnung, erschliessen geografisch einen vielversprechenden Markt und leisten einen Beitrag zu kürzeren und damit ökologisch sinnvollen Lieferketten. Denn wir sehen uns in der globalen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft als Teil der Lösung. Als effizienter Pure Player leisten wir einen aktiven Beitrag zur Energie- und Mobilitätswende und schaffen Werte für unsere Stakeholder.

Erweitertes Risikomanagement

Seit Jahren integrieren wir sukzessive Nachhaltigkeitsprinzipien in unsere strategischen Entscheidungen und in unsere Prozesse. 2023 hat der Verwaltungsrat (VR) die entsprechende Governan-ce in mehrfacher Hinsicht gestärkt: Verwaltungsrat Dr. Marcus Bollig verantwortet neu das Themenfeld Nachhaltigkeit im VR. Wir haben auch entschieden, ESG-Kriterien in die Vergütungs-politik für das Top-Management aufzunehmen, und werden diesen Beschluss 2024 umsetzen. Auch auf operativer Ebene erhält das Nachhaltigkeitsmanagement mehr Gewicht.

Mit unseren selbst gesetzten Zielen in den Bereichen Umwelt, Mitarbeitende, Innovation und Governance (s. S. 12) liegen wir im Plan. Dabei ist die Feintool-Gruppe als Zulieferer wie als Auftraggeber zugleich gefordert. Im Einklang mit neuen regulatorischen Vorgaben haben wir uns 2023 vertieft mit den ökologischen und sozialen Auswirkungen unserer Geschäftstä-tigkeit in der Lieferkette auseinandergesetzt und unsere Sorgfaltspflichten insbesondere bezüglich Konfliktmineralien undder Einhaltung der Menschenrechte erfüllt. Die grösste Rolle bei den Emissionen in der Lieferkette (Scope 3) sowie bei der Risikoanalyse in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfung spielt bei uns der Stahlbezug. Schritt für Schritt quantifizieren wir die Scope-3-Emissionen und unterstützen die Bestrebungen zur Produktion von marktkonformem Grünstahl - sehen aber auch, dass unsere Einflussmöglichkeiten auf unsere Lieferanten begrenzt sind.

Gute ESG-Bewertung

Doch was wir selbst in die Hand nehmen können, das werden wir tun: 2024 werden wir unsere Wesentlichkeitsanalyse als Basis der Nachhaltigkeitsberichterstattung überprüfen und aktualisieren. Im Zuge unserer Risikoanalyse, die wir weiter vertiefen werden, haben wir 2023 einen neuen Lieferantenkodex für ethisches Verhalten veröffentlicht und in den Regionen imple-mentiert. Und als Zulieferer haben wir das TISAX-Audit zur Informationssicherheit erfolgreich durchlaufen. TISAX steht für Trusted Information Security Assessment Exchange und gilt als Gütesiegel beim Austausch digitaler Daten in der Automobil-industrie. Informationssicherheit ist ein wichtiger Aspekt für die Zukunftsfähigkeit der Gruppe.

Wir sind uns bewusst, dass wir nur durch Wissen, Know-how und Innovationsfähigkeit unserer Mitarbeitenden langfristig erfolgreich sein werden. Als Arbeitgeber bieten wir Lernenden und Angestellten ein faires und gesundes Arbeitsumfeld, in dem der Beitrag jedes Einzelnen und jeder einzelnen zählt und auch entsprechende Wertschätzung erfährt. Dazu haben wir im vergangenen Jahr eine eigene Kampagne unter dem Motto «Details matter. You matter.» gestartet (s. S. 32)

Unser Nachhaltigkeitsengagement zeigt Wirkung: Die Gruppe hat sich 2023 erfolgreich einem ESG-Rating durch die Agentur Morningstar/Sustainalytics unterzogen. Dabei werden fünf Risikoschweregrade identifiziert, die den Firmenwert beeinflus-sen können. Feintool erhielt mit der Einstufung «17,7 Low Risk» eine sehr gute Erstbewertung, sie liegt im Bereich der besten 19 Prozent unserer Peers.

Torsten Greiner

CEO der Feintool-Gruppe

ÜBER DIESEN BERICHT

DIALOG MIT DEN ANSPRUCHSGRUPPEN

NACHHALTIG STEUERN - TRANSPARENT BERICHTEN

Das Prinzip der nachhaltigen Unternehmensführung ist in der Strategie für die gesamte Feintool-Gruppe fest verankert. Seit 2019 informiert das Unternehmen jedes Jahr in Form eines gesonderten Nachhaltigkeitsberichts über die Auswirkungen seiner Geschäftstätigkeit auf Mensch und Umwelt, seine Nachhaltigkeitsziele und -leistungen - und dies in enger Anlehnung an die jeweils aktuellen Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI).

Bezogen auf das Geschäftsjahr 2023 (1. Januar 2023 bis 31. Dezember 2023) waren die Vorgaben des Obligationen-rechts zur nicht-finanziellen Berichterstattung massgebend (s. Index S. 42). Zudem lehnt sich der vorliegende Bericht erneut an die GRI Standards 2021 (s. Index S. 40/41) an, der Konsolidierungskreis entspricht dem der Geschäftsbericht-erstattung für 2023. Die Angaben zur Unternehmensstrate-gie und zur Governance wurden als eigenständige Kapitel in diesen Bericht aufgenommen und die Risikoanalyse der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette für den Rohstoff Stahl gemäss den gesetzlichen Sorgfaltspflichten vertieft. Der Bezug und die Verarbeitung von Stählen haben für das Geschäftsmodell der Feintool-Gruppe die mit Abstand grösste Relevanz.

Feintool kommt auch den ESG-Anforderungen (Umwelt, Soziales, Governance) des Kapitalmarktes nach. Weil entspre-chende Ratings zusätzliche Transparenz für Investoren schaffen, da sie zeigen, inwieweit Unternehmen materielle ESG-Risiken aufweisen, hat sich die Gruppe 2023 einem Assessment der Agentur Morningstar/Sustainalytics unterzo-gen. Mit Erfolg. Feintool erhielt mit der Einstufung «17.7 Low Risk» eine sehr gute Erstbewertung, die im Bereich der besten 19 Prozent der Peers liegt.

Im laufenden Jahr 2024 wird Feintool die Analyse wesentlicher Themen für die nicht-finanzielle Berichterstattung im Sinne der doppelten Materialität aktualisieren. Der vorliegende Nachhaltig-keitsbericht basiert auf der bisherigen Materialitätsanalys von 2019 (s. Liste rechts) unter Einbeziehung der Stakeholder-Inte-ressen. Das Feedback auf den Vorgängerbericht ist in die aktuelle Publikation eingeflossen. Feintool steht das ganze Jahr hindurch im Dialog mit ihren Stakeholdern, insbesondere den Kunden und Mitarbeitenden (s. S. 7).

Feintool leistet mit ihren ESG-Aktivitäten einen Beitrag zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDG). Der Fokus liegt dabei auf den vier Handlungs-feldern saubere Energie, menschenwürdige Arbeit, Innovation und nachhaltiger Konsum. Sie sind den jeweiligen Kapiteln zugeordnet.

Wesentliche Berichtsthemen

Wirtschaftliche Leistung

Korruptionsbekämpfung

Kundengesundheit und -sicherheit

Energieverbrauch

Emissionen

Einsatz von Materialien

Abfall

Anstellungsbedingungen

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

Aus- und Weiterbildung

Vielfalt- und Chancengleichheit

Gleichbehandlung (Nicht-Diskriminierung)

Schutz von Kundendaten

DIALOG MIT DEN ANSPRUCHSGRUPPEN

Anspruchs-gruppe

Anforderungen/ Erwartungen

Kommunikationsplattform

Periodizität

Verantwortlich

Aktionäre

Hohe Dividende, steigender Kurswert, gutes Image, Legal Compliance

  • - Investor Relations:

    • - Generalversammlung

    • - Geschäftsbericht

    • - Roadshow

    • - Standortführungen

  • - Media Relations

  • - Public Relations

  • - Digital Communications

  • - jährlich

  • - jährlich

  • - halbjährlich

  • - laufend

  • - laufend

  • - laufend

  • - laufend

- FIH

Kunden

Qualitativ hochwertige, innovative und termin-gerechte Produkte und Dienstleistungen zu markt-gerechten Preisen, gutes Image, Legal Compliance, Code of Conduct

Nachhaltigkeitsstrategie/-zie-le, Nachweis implementier-ter Standards, Schulungen und Kennzahlen im Kontext Menschenrechte, Arbeits-und Umweltschutz, Ethik

  • - Key Account Management

  • - Messen/Events/Kongresse

  • - Media Relations

  • - Public Relations

  • - Digital Communications

  • - Nachhaltigkeitsplattformen wie SAQ, EcoVadis, kundenspezifische Fragebogen

  • - laufend

  • - gemäss Aktivitäten-plan

  • - laufend

  • - laufend

  • - laufend

  • - situativ, teilweise jährlich

  • - je Segment und Region

  • - FIH

  • - FIH

  • - FIH

  • - FIH

  • - i. R. standortbezogen bzw. pro Gesellschaft

Partner/ Lieferanten

Zuverlässige Partnerschaft, Kontinuität, marktgerechte Preise, gutes Image, Legal Compliance

- Lieferantenbesuche und -bewertungen

- Messen

- laufend - laufend

- pro Gesellschaft und - gruppenweit

Mitarbeitende

Attraktiver und sicherer Arbeitsplatz, gutes Image und Engagement im Bereich Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit, marktgerechte Entlöhnung, Entwicklungsmöglichkeiten, Legal Compliance

  • - Mitarbeiterzeitschrift

  • - Aushänge

  • - Intranet

  • - Kader- und Mitarbeiteranlässe

  • - Mitarbeiteraktionen

  • - halbjährlich

  • - laufend

  • - laufend

  • - halbjährlich

  • - nach Bedarf

  • - FIH

  • - pro Gesellschaft

  • - pro Gesellschaft

  • - pro Gesellschaft

  • - pro Gesellschaft/FIH

Gesetzgeber/ Behörden

Legal Compliance, attrakti-ver Steuerzahler, Schaffung Arbeitsplätze

- Anträge/Bewilligungen

- Reporting

- nach Bedarf - nach Bedarf

- pro Gesellschaft/FIH - pro Gesellschaft

Nachbarn (Anwohner, angrenzende Firmen)

Keine Beeinträchtigungen (Verkehr, Emissionen, Landschaftsbild), offene Ge-sprächskultur, Zusammen-arbeit, Legal Compliance

  • - Media Relations (Lokalmedien)

  • - Digital Communications

  • - persönliche Kontakte

  • - nach Bedarf

  • - laufend

  • - nach Bedarf

  • - pro Gesellschaft

  • - FIH

  • - pro Gesellschaft

Gesellschaft

Attraktiver Arbeitgeber und Ausbilder in der Region, gutes Image, Nachhaltigkeit, Legal Compliance

  • - Media Relations (Lokalmedien)

  • - Events (z. B. Besichtigungen)

  • - Public Relations (z .B. Mitgliedschaft bei der lokalen IHK)

  • - Digital Communications

  • - nach Bedarf

  • - nach Bedarf

  • - nach Bedarf

  • - laufend

  • - pro Gesellschaft

  • - pro Gesellschaft

  • - pro Gesellschaft FIH

  • - pro Gesellschaft

Verbände

Einhalten der Verpflichtungen

- Events

- Digital Communications

- nach Bedarf - laufend

- pro Gesellschaft

- FIH

* FIH: Feintool International Holding AG

NACHHALTIGE WERTSCHÖPFUNG

PRÄZISIONSTECHNOLOGIE: POWER FÜR ALLE ANTRIEBE

Im Fokus: vier nachhaltige Entwicklungsziele der UN

FEINTOOL-GRUPPE

Governance | Vision & Werte

Strategie 2030 Nachhaltige Unternehmensziele

Feintool-Portfolio

ProduktdesignMontage/WerkzeugbauFeinschneiden Umformen Elektroblechstanzen

Kleben, Schweissen, Giessen FEINforming Bipolarplatten Sales & Marketing Services Data-Management

Feintool bildet den Prozess des Feinschneidens ab und setzt Schlüsselverfahren wie spanloses Umformen und Elektroblech-stanzen ein, um hochpräzise Blechtechnologie für die Mobilität von morgen und für anspruchsvolle Industrieanwendungen zu entwickeln und zu produzieren. Die Gruppe ist in Europa, in den USA, in Japan, in China und seit 2023 auch in Indien präsent und damit auf den wichtigsten globalen Märkten für ihre Produkte und Dienstleistungen tätig.

Der Technologiekonzern schöpft dabei aus verschiedenen Ressourcen («Inputs») und schafft mit seinem Wissen, seinen Kompetenzen und Produkten vielfältige Mehrwerte («Outco-mes») für die Stakeholder: Die Gruppe leistet einen signifikan-ten Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität und Energieversor-gung sowie für die Entwicklung weiterer Industriezweige. Sie schafft Arbeitsplätze, steigert die Qualifikation der Mitarbei-tenden und fördert deren Team- und Führungskompetenzen.

2023 investierte Feintool erneut rund vier Millionen Franken in Forschung und Entwicklung und treibt damit innovative Entwicklungen voran, die am Ende vielen zugutekommen. Mit den Steuerzahlungen (5.3 Millionen Franken für 2023) stärkt das Unternehmen das Gemeinwohl. Feintool ist mit seinen Hochpräzisionsteilen ein wichtiges Glied in einer langen Wertschöpfungskette (s. S. 16/17) und steht für dauerhafte und verlässliche Geschäftspartnerschaften.

Der Technologiekonzern unterstützt die Umsetzung der Nach-haltigkeitsziele der Vereinten Nationen und sieht für die Gruppe in vier Handlungsfeldern (s. Grafik) die grössten Möglichkeiten, etwas zu bewirken. So hat sich die Gruppe konkrete Klimaziele gesetzt, schafft attraktive Arbeitsplätze, nachhaltiges Wachs-tum durch Innovationen und fördert ressourcenschonende Verfahren und Abläufe.

NACHHALTIGE WERTSCHÖPFUNG

Arbeitsplätze und positiver Einfluss auf sichere und faire ArbeitsbedingungenStärkung des Markenwerts und des Kundenvertrauens

Beitrag zur Zukunftsgestaltung der Mobilität durch hochleistungsfähige Blechtechnologie

Beschaffung und Betrieb:

Schonung von Ressourcen durch klimaneutralen Energiebezug, effiziente Technologien und ProzesseWissenstransfer und Professionalisierung: Steigerung des Ausbildungsgrades, des Know-hows und der Innovationsfähigkeit der Mitarbeitenden

Engagierte und zufriedene Mitarbeitende durch gute Unternehmensführung

STRATEGIE

Klimabedingte Transformationsprozesse beeinflussen die strategische Ausrichtung der Feintool-Gruppe. Bereits vor Jahren hat das Unternehmen daher sein Produktportfolio angepasst und die Betriebsführung (Governance) weiterentwickelt und so die Weichen für ein nachhaltiges Wachstum gestellt.

GRÜNE MEGATRENDS IM FOKUS

Feintool verfolgt konsequente Technologiestrategie

In den Märkten, in denen Feintool aktiv ist, vollzieht sich die Transformation hin zu nach-haltigen Lösungen in hohem Tempo. Als globales Technologieunternehmen konzentriert sich Feintool auf hochwertige Präzisionsteile für die Elektromobilität und industrielle Anwendungen sowie für die Erzeugung, Speicherung und Nutzung grüner Energie.

Nicht nur der Klimawandel und seine Fol-gen, sondern auch die Digitalisierung stellen Feintool vor neue Herausforderungen. Sie eröffnen aber vor allem neue Chancen auf den zukunftsträchtigen Märkten für Elektromotoren im Automobilsektor und für die Wasserstoff-wirtschaft, für weitere Anwendungen in der Industrie (Motoren, Lüftungssysteme, Pumpen etc.) und im Segment erneuerbare Energien, hier speziell bei Wasser- und Windkraftanlagen. Die Gruppe sieht sich sehr gut aufgestellt, um beim Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft eine wichtige Rolle zu spielen. Dabei forciert Feintool die doppelte Transformation in der eigenen Gruppe: Diese betrifft zum einen die Prozess- und Produktentwicklung und zum anderen die eigene Governance bezüglich der Klimaziele und weiterer ESG-Kriterien. Laut Studien wächst der Bereich Automotive, in dem Feintool sehr stark ist, weiter an und wird 2026 wieder ein Vor-Corona-Niveau erreicht haben. Es zeichnet sich auch ein starker Trend zu vollelektrischen Fahrzeugen mit einer jährlichen Wachstumsrate von rund 20 Prozent bis 2030 ab. Auch bei den Märkten für grüne Energie zeigt die Entwicklungskurve klar nach oben (s. dazu auch den Geschäftsbericht 2023).

Zukunftsinvestitionen solide finanziert Das Feintool-Geschäftsportfolio ist genau auf diese Trends mit High-End-Serienteilen aus-gerichtet, die wiederum auf den drei Kerntech-nologien Elektroblechstanzen, Feinschneiden und Umformen basieren. Nicht von ungefähr konnte die Gruppe 2023 nennenswerte Erfolge in den Wachstumsmärkten der wasserstoff-und batteriebetriebenen Mobilität verbuchen und erwirtschaftet heute schon mehr als die Hälfte des Umsatzes in zukunftsorientierten Geschäftsfeldern.

Die Strategie des Unternehmens baut im Wesentlichen auf drei Eckpfeilern auf: Technologieführerschaft, globale Marktfüh-rerschaft - heute schon im Bereich Auto-motive - und regionale Präsenz. 2023 hat Feintool nach Indien expandiert und hat in Pune eine neue Gesellschaft gegründet, um auch auf diesem wichtigen Zukunftsmarkt nah am Kunden zu sein. Im Rahmen der Transformation, die Feintool durchläuft, setzt das Unternehmen weiterhin auf etablierte Technologien in diversen Märkten, um mit diesen Erträgen in Zukunftstechnologien und Innovationen investieren zu können. Anders ausgedrückt: Das Geschäft, in dem Feintool historisch stark ist, wird genutzt, um die Zu-kunft zu finanzieren. Der damit verbundene Investitionsbedarf ist durch eine solide Bilanz mit niedriger Verschuldung gut gedeckt. Der Wandel des Unternehmens in den letzten Jahren zu einem Pure Player reduziert die Komplexität und schont Kapitalressourcen.

Die Transformationsprozesse auf den Märkten bringen aber auch Risiken mit sich wie etwa die zunehmende globale Konkurrenz um Roh-stoffe für Batterien und Elektromotoren. Die systematische Analyse klimabedingter Risiken und Chancen und deren finanzielle Auswir-kungen auf Feintool erfolgt 2024. Um ihre Zukunftsfähigkeit zu erhöhen und die Umsatz-ziele zu erreichen (s. Geschäftsbericht 2023), treibt die Gruppe das Innovations-, Qualitäts-und Umweltmanagement sowie die Kosten-kontrolle ebenso voran wie die konsequente Kundenorientierung und Talentförderung. Entsprechende Ziele dazu finden sich auf den Seiten 12/13.

Eckpfeiler der Strategie

TechnologieführerschaftMarktführerschaft im

Automotive-SegmentRegionale Präsenz auf drei

Kontinenten

Ausrichtung auf Mega-trends

Solide Finanzierung

NACHHALTIGKEITSZIELE

Feintool liegt gut im Plan

Mit den globalen Klimazielen und neuen regulatorischen Vor-gaben wachsen auch die Anforderungen an das ESG-Manage-ment (ESG steht für Umwelt, Soziales und Governance) in den Unternehmen. Feintool setzt sich seit 2021 Nachhaltigkeits-ziele in vier zentralen Themenfeldern (siehe unten). Einige sind bereits erfüllt: So wurden das globale Talentmanagement-programm «FEINtalent» erfolgreich implementiert und die Governance-Strukturen gestärkt.

Mitarbeitende

Aufbau Talent-Pool

Implementierung eines neuen Programms zur Führungskräfteentwicklung ISO-45001-Zertifizierung aller Feintool-Standorte

Innovation

Steigerung des Umsatzanteils für CO2-freundliche Anwendungen auf 70 %Im Bereich Umwelt hat sich Feintool bisher ein Klimaziel für die Scopes 1 und 2 gesetzt. 2023 konnten die CO2-Emissio-nen um 23 Prozent gegenüber dem Basisjahr 2019 gesenkt werden. Die Analyse der Treibhausgasemissionen entlang der Lieferketten, insbesondere für Stahl, ist noch nicht abge-schlossen.

Im Personalwesen hat sich 2023 viel getan (s. S. 30 bis 32): So hat der erste Jahrgang das Talentmanagementprogramm «FEINtalent» erfolgreich abgeschlossen. Zudem wurde ein neues Programm zur Entwicklung von Führungskräften konzi-piert, das nun in der gesamten Gruppe ausgerollt wird. In den Regionen laufen zudem die Vorbereitungen zur Zertifizierung der Standorte nach der internationalen Norm ISO 45001 zum Arbeitsschutzmanagement. Die Standorte Tokod in Ungarnund Vaihingen in Deutschland verfügen bereits über diese ISO-Zertifizierung - und in Japan ist das finale Audit für Ende 2024 geplant.

In Sachen Innovationsfähigkeit hat Feintool auch 2023 wieder gepunktet und konnte sein zukunftsorientiertes Produktportfolio weiter ausbauen: Per Ende 2023 lag der Umsatzanteil für klima-freundliche Anwendungen bereits bei mehr als 60 Prozent.

Auch die ESG-Governance hat Feintool 2023 gestärkt. Dazu wurden im Verwaltungsrat die Zuständigkeiten neu geregelt. Zudem wird es künftig eine ESG-Komponente bei der Manage-mentvergütung geben. Das globale Nachhaltigkeitsteam, das an den CEO berichtet, koordiniert die Umsetzung aller Mass-nahmen, um die selbst gesetzten ESG-Ziele zu erreichen.

Status CO2-Reduktionsziel (Scope 1 und 2): - 50 Prozent bis 2030

Stabilisierung der CO2-Emissionen

Das Klimaziel der Feintool-Gruppe zur Halbie-rung der CO2-Emissionen bis 2030 bezieht sich auf die Treibhausgase, welche durch die eigene Betriebstätigkeit (Scope 1 und 2) verursacht werden. Gemeint sind damit die Emissionen, die durch den Einsatz von Strom sowie von Brenn- und Treibstoffen entstehen. Gegenüber dem von Feintool festgelegten Basisjahr 2019 hat die Gruppe per Ende 2023 eine Emissionsreduktion von insgesamt 23 Prozent erzielt. Die Verringerung des CO2-Ausstosses liegt damit in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre, nachdem 2020 durch die Umstellung auf Grünstrom in den meisten deutschen Feintool-Werken ein gros-ser Schritt in Richtung Zielvorgabe gemacht werden konnte.

Per 2023 fielen zudem die Emissionen der veräusserten Feintool Technologie AG weg, welche weniger als ein Prozent der Gesamt-emissionen der Gruppe ausmachten. Trotz Einkauf von zusätzlichem Grünstrom in Japan und substanziellen Energiesparmassnahmen, insbesondere in Deutschland und Japan, erhöhten sich die Gesamtemissionen gegen-über 2022 marginal. Der Grund liegt vor allem in einer punktuellen Verschlechterung der Emissionsintensität von Stromlieferungen für Standorte in Deutschland, die noch nicht auf 100 Prozent Grünstrom umgestellt haben. Für die verbleibenden Jahre bis 2030 arbeitet Feintool weiterhin an der Roadmap zur jähr-lichen Emissionsreduktion und konsolidiert diese auf Gruppenebene.

Als globaler Zulieferer von Hochpräzisionsteilen nimmt Feintool ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitenden, Kunden, Geschäftspartnern und der Gesellschaft insgesamt wahr und bezieht entsprechende Nachhaltigkeitsaspekte seit Jahren in ihr Management ein. Der schonende Umgang mit Rohstoffen und anderen natürlichen Ressourcen ist seit eh und je fester Bestandteil der effizienten Unternehmensführung (Corporate Governance) der Feintool-Gruppe.

ERFOLGREICHES ESG-RATING

Feintool stärkt Nachhaltigkeitsmanagement

Angesichts der enormen Herausforderungen, die mit den globalen Entwicklungs- und Klimazie-len verbunden sind, sieht sich Feintool als Teil der Lösung und richtet ihre Unternehmensführung danach aus. Der Konzern hat 2023 die Steuerung seines Nachhaltigkeitsengagements optimiert und erhielt eine gute Bewertung im ESG-Rating der Agentur Morningstar/Sustainalytics.

Das Prinzip des nachhaltigen Handelns zugunsten einer fairen, gesunden und partnerschaftlichen Arbeits- und Geschäftswelt sowie einer auf Dauer intakten Umwelt leitet die Unternehmens-politik der Feintool-Gruppe seit vielen Jahren. Das Nachhaltig-keitsengagement von Feintool zeigt Wirkung: Die Gruppe hat sich 2023 erfolgreich einem ESG-Rating (ESG steht für Umwelt, Soziales und Governance) durch die Agentur Morningstar/Sus-tainalytics unterzogen. Dabei werden fünf Risikoschweregrade identifiziert, die den Firmenwert beeinflussen können. Feintool hat mit der Einstufung «17.7 Low Risk» eine sehr gute Erstbe-wertung erhalten. Das Ergebnis liegt im Bereich der besten 19 Prozent der Feintool-Peers.

Für alle Nachhaltigkeitsaktivitäten trägt der Verwaltungsrat (VR) die letzte Verantwortung. Er hat 2023 die ESG-Governance in mehrfacher Hinsicht gestärkt: So wurde die Zuständigkeit für alle nicht-finanziellen Nachhaltigkeitsaspekte neu dem VR-Mitglied Dr. Marcus Bollig, Geschäftsführer des deutschen Verbands der Automobilindustrie (VDA), übertragen. Zudem nimmt die Gruppe eine ESG-Komponente in die leistungsbezo-gene Vergütung des Top-Managements auf.

Der Verwaltungsrat verabschiedet auch die Nachhaltigkeits-berichterstattung, die seit dem Geschäftsjahr 2019 jährlich in Ergänzung zu den Geschäftsberichten erfolgt. Die operative Verantwortung für die Umsetzung der ESG-Aktivitäten und die nicht-finanzielle Berichterstattung liegt in den Händen des CEO und des internationalen Nachhaltigkeitsteams der Feintool-Grup-pe, das 2024 personell verstärkt werden soll. Die Geschäfts-leitung informiert den Verwaltungsrat regelmässig, mindestens aber einmal im Jahr, über alle wesentlichen ESG-Belange.

Unternehmerischer Erfolg und selbst gesteckte Ziele können durch diverse Risiken, die auf das Unternehmen einwirken, ge-fährdet werden. Dazu gehören bei Feintool auch umweltbezoge-ne Risiken. Das interne Kontroll- und Risikomanagementsystem (s. Geschäftsbericht S. 104) dient dazu, diese Risiken zu identifi-zieren, zu steuern und zu mindern. Es liegt in der Verant-wortung der jeweiligen Geschäftsführer der Gruppen-Gesell-schaften und wird jährlich mit dem Management der Gruppe abgestimmt. Feintool wird im laufenden Geschäftsjahr auch klimabedingte Risiken und Chancen auf Basis der Empfehlun-gen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ermitteln und priorisieren. Darüber hinaus ist sich die Geschäftsleitung bewusst, dass auch die eigene Geschäfts-tätigkeit potenzielle positive und negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in der Lieferkette hat und Chancen sowie Risiken mit sich bringt. Diese Risikobetrachtung «inside-out» wurde im Berichtsjahr erweitert. So wurde unter anderem die Frage nach Einkauf oder Weiterverarbeitung von Mineralien und Metallen aus Konfliktregionen geprüft (s. S. 21).

Bereits 2022 hat Feintool eine erste Risikoanalyse für die Zulieferung von Stahl erstellt. Denn Stahl ist das wichtigste Vor-produkt für das Geschäftsmodell der Gruppe. 2023 wurde die Risikoanalyse für diese Wertschöpfungskette mit Blick auf die Einhaltung der Menschenrechte, insbesondere Kinderarbeit ver-tieft (s. S. 16 bis 20). 2023 hat Feintool eine Grundsatzerklärung zu den Menschenrechten verabschiedet, die den Verhaltensko-dex für die gesamte Gruppe sowie den neuen Lieferantenkodex von 2023 ergänzt. Das Unternehmen entwickelte auch die Klimabilanz für ihre Lieferketten (Scope 3) weiter.

Die gruppenweiten Betrachtungen sämtlicher Auswirkungen, Risiken und Chancen werden künftig stärker gebündelt und sys-tematisiert. Diese Analyse ist ebenso unerlässlich für den Erfolg und die Reputation des Unternehmens wie die Einhaltung aller Gesetze, Standards und konzerninternen Regelwerke. Die Leiter der Business Units verantworten die Compliance, die für alle Mitarbeitenden und Organe des Konzerns verbindlich ist. Fein-tool hat Beschwerdemöglichkeiten über unabhängige Instanzen und Sanktionsmechanismen definiert (s. S. 21); strafrechtlich relevante Vorfälle werden juristisch verfolgt. 2023 wurden keine wesentlichen Compliance-Verstösse gemeldet.

GOVERNANCE UND RISIKOMANAGEMENT

VERANTWORTUNGSVOLLE BESCHAFFUNG

Feintool stärkt Nachhaltigkeitsmanagement

Die Feintool-Gruppe nimmt ihre Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden, der Kunden sowie für die Einhaltung internationaler Arbeitsstandards und der Menschenrechte im eigenen Unternehmen und ent-lang der Wertschöpfungsketten wahr - also auch über den direkten Einflussbereich hinaus. Datensicherheit, Korrup-tionsbekämpfung und Umweltmanagement zur Reduktion von CO2-Emissionen und zum Schutz natürlicher Ressourcen haben ebenfalls zentrale Bedeutung für eine nachhaltige Unter-nehmensführung und eine dauerhaft gute Performance des Unternehmens. Um die damit verbundenen Sorgfaltspflichten und gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, sind unterschiedlicheManagementsysteme und Kontrollmechanismen etabliert. 2022 hat das Unternehmen potenzielle soziale und ökologi-sche Risiken in den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungs-ketten für den Bezug und die Verarbeitung von Stahl identi-fiziert (s. Grafik unten, Erklärungen dazu auf den Seiten 18 bis 20). Stahl in Form von Coils, das sind zu Spulen aufgewickelteMettallbänder, ist das mit grossem Abstand wichtigste Mate-rial bzw. Vorprodukt für das Teilegeschäft der Feintool-Grup-pe. Daher hat man sich auf die Analyse dieser für die Gruppe wesentlichen Lieferkette fokussiert. Im nächsten Schritt wurde 2023 das potenzielle Risiko von Menschenrechtsverletzungen, insbesondere von Kinderarbeit, geprüft (s. S. 18 bis 20).

Vorgelagerte Lieferkette

Nachgelagerte Lieferkette

Umweltauswirkungen

Faire Löhne

Faire ArbeitszeitenSicherheit/GesundheitMeinungsfreiheit

Fachkräftemangel

Geopolitik

Umweltauswirkungen

Faire Löhne

Faire ArbeitszeitenSicherheit/GesundheitMeinungsfreiheit

Korruption

Fachkräftemangel

Geopolitik

Umweltauswirkungen

Faire Löhne

Faire ArbeitszeitenSicherheit/GesundheitMeinungsfreiheit

Korruption

Fachkräftemangel

Geopolitik

Umweltauswirkungen

Faire Löhne

Faire ArbeitszeitenSicherheit/GesundheitMeinungsfreiheit

Korruption

Fachkräftemangel

Geopolitik

Umweltauswirkungen

Kunden-Sicherheit/Gesundheit

Meinungsfreiheit

Fachkräftemangel

Geopolitik

Umweltauswirkungen

Faire Löhne

Faire ArbeitszeitenSicherheit/GesundheitMeinungsfreiheit

Korruption

Geopolitik

Bezugsländer

Grundsätzlich erfolgt die Beschaffung bei Feintool durch re-gionale Lieferanten, ein «Shipping» von Kontinent zu Kontinent findet nur vereinzelt statt. In Europa kommen Stahl-Coils von Lieferanten aus Deutschland, Österreich, Belgien, aus den Niederlanden und in kleinen Mengen auch aus Italien zur Ver-arbeitung. Die europäischen Werke, in denen Bleche gestanzt werden (Stamping), beziehen ebenfalls Stahl aus Europa, aber auch aus China und der Türkei. Die Zulieferung zu den US-Werken wird ausnahmslos über Firmen mit Sitz oder Standorten in den USA abgewickelt. Ebenso verhält es sich beim überwiegenden Teil des entsprechenden Metallbezugs in China. Dort kommt zusätzlich Stahl aus Deutschland und den Niederlanden zum Einsatz. In Japan wird das Rohmaterial in der Regel durch den Kunden bereitgestellt. Aber auch diese Kunden beziehen wiederum den grössten Teil des benötigten Stahls aus japanischer Produktion.

Bei der Beurteilung, inwieweit die Herkunftsländer der Stahl-Coils bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, ist die Studie der IW Consult von Aussagekraft, auch wenn sie sich nur mitden deutschen Gegebenheiten befasst. Denn Feintool bezieht einen Grossteil ihres Stahls aus Deutschland. Die Studie greift auf Angaben internationaler Organisationen zurück. Die Tabelle 1 zeigt die Leistungen der Top-Neun-Länder bezüglich der für die Stahlindustrie relevanten nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDG). Die jeweilige Performance Deutschlands, der USA, Japans, Chinas und der Türkei - also der Zulieferländer von Feintool - ist farblich hervorgehoben.

Prüfverfahren

Was die Sorgfaltspflicht der Feintool-Gruppe bezüglich der Achtung der Menschrechte angeht, so zeigt das Nachhaltig-keitsranking, dass das Risiko von Verstössen in Europa, in Japan und in den USA eher gering ist. Anders verhält es sich in China. Feintool hat sich daher im nächsten Schritt ihrer Risikoanalyse der Lieferkette Stahl auf China fokussiert, künftig werden auch die Türkei und Indien überprüft. Auf dem Subkontinent hat der Technologiekonzern 2023 eine neue Ge-sellschaft gegründet. >>

Feintool beliefert mit ihren Hochpräzisionsteilen aus Stahl-blechen neben diversen Industrien vor allem das Segment Automotive. Die Wertschöpfungsketten in dieser Branche sind mit zahlreichen Prozessschritten und Zulieferbetrieben sehr tief und traditionell von extremer Effizienz im Sinne eines «Lean Thinking» geprägt. Die vorgelagerte Lieferkette (upstream) von Feintool ist jedoch überschaubar, da das Unternehmen haupt-sächlich Coils aus unterschiedlichen Stählen zur Herstellung hochpräziser Blechkomponenten verarbeitet. So wurde die vorgelagerte Lieferkette über vier Stufen zurückverfolgt: Am Anfang steht die Gewinnung der Rohstoffe, vor allem Eisenerz und Koks, gefolgt von der Stahlindustrie, der Weiterverarbei-tung zu gewalztem Warm-, Kalt- und Elektroband und schliess-lich der Transport aufgewickelter Stahlbänder zu den Werken der Feintool-Gruppe.

Potenzielle Risiken

Die Coils stellen den weitaus grössten Anteil am Einkauf von Feintool dar (95 Prozent). Das gesamte Materialvolumen in der Beschaffung der Gruppe belief sich 2023 auf 452 Millio-nen Franken - etwas weniger als im Vorjahr (456 Millionen Franken). Auf allen vier Stufen der Wertschöpfung lassen sich Chancen und Risiken identifizieren - sie markieren oft die zwei Seiten von ein und derselben Medaille: Denn das, was als Risi-ko erkannt wird, kann durch aktives Management eine Chance für Arbeitnehmende sowie für den Schutz des Klimas und natürlicher Ressourcen werden. In der vorgelagerten Lieferkette kommt es auf allen Stufen zu Energieverbrauch, Emissionen und Einsatz weiterer natürlicher Ressourcen. Zudem fallen Abfälle an. Es bestehen auch Chancen und mögliche Risikenbezüglich Arbeitsbedingungen, Korruptionsbekämpfung bzw. Korruption und auch bei der Einhaltung von Menschenrechten. Beim Transport macht sich ausserdem der zunehmende Fach-kräftemangel bemerkbar.

Laut einer Studie der IW Consult1 in Köln für die deutsche Wirtschaftsvereinigung Stahl von 2022 sind in der Wert-schöpfungskette Stahl politische Risiken in China und Russ-land am grössten. Nicht zuletzt der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die Spannungen im Handelskrieg zwischen den USA und China sowie der schwelende Konflikt zwischen China und Taiwan haben globale geopolitische Risiken mit sich gebracht. Feintool bezieht aus Russland jedoch keinen Stahl, sodass damit verbundene Risiken für die Gruppe zu vernachlässigen sind. >>

1 Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH (IW Consult), Wertschöpfungskette Stahl: Nachhaltigkeit im internationalen Vergleich. Studie für die Wirtschaftsvereinigung Stahl, Köln 2022

Nachhaltigkeitsranking im Ländervergleich

Rang

Land

SDG 8

SDG 12

SDG 13

SDG 16

1

Deutschland

1

1

2

1

2

Japan

2

3

1

2

3

USA

3

5

3

3

4

Korea

4

2

4

4

5

Brasilien

6

4

6

7

6

China

7

6

7

6

7

Türkei

8

7

5

8

8

Russland

5

9

8

9

9

Indien

9

8

9

5

Gesamtranking und Ränge einzelner Länder zu den SDG der Wertschöpfungskette Stahl

Quellen: OECD (2019), Vereinte Nationen (2020), Weltbank (2021), Transparency International (2021), IEA (2021),

Yale Center for Environmental Law & Policy, Berechnungen IW Consult (2022)

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Feintool International Holding AG published this content on 26 March 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 27 March 2024 08:32:03 UTC.