Bad Endorf - Am 20. Juli fand die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Gesundheitswelt Chiemgau AG (GWC AG) als virtuelle Hauptversammlung ohne physische Präsenz der Aktionärinnen und Aktionäre oder ihrer Bevollmächtigten statt. Sie konnten sie in voller Länge online im passwortgeschützten Internetservice verfolgen.

"Wir können und werden auf robuster wirtschaftlicher Basis die aktuellen Herausforderungen aktiv angehen". So beschrieb Dietolf Hämel, Vorstand der Gesundheitswelt Chiemgau AG, auf der Aktionärshauptversammlung die derzeitige Situation der Gesundheitswelt. Die Ausgangslage dabei, wie er es formulierte, kann mit Blick in die Zukunft nicht unsicherer und herausfordernder sein. Denn sah Dietolf Hämel schon bei der letztjährigen Aktionärshauptversammlung für 2022 auf jeden Fall ein weiteres schwieriges Corona-Sonderjahr voraus, so ist diese Prognose durch zwei weitere Negativ-Entwicklungen noch deutlich verschärft worden: Durch den Krieg in der Ukraine und die sich verstärkende Inflation.
Corona-Krise sorgt für Verluste
Schon die Corona-Krise allein hatte im letzten Jahr dazu geführt, dass trotz eines um gut 14 Prozent auf 60 Millionen Euro erhöhten Umsatzes das Konzernergebnis um rund 700 000 Euro auf rund 3 Millionen Euro sank. Ursächlich dafür die auch 2021 erhöhten Materialaufwendungen im Umgang mit der Coronapandemie, während die staatlichen Rettungsschirme, die 2020 - um die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu sichern - aufgespannt gewesen waren, im letzten Jahr nur noch in deutlich geringerem Umfang zur Verfügung standen,.. Auch die Personalkosten waren 2021 gestiegen, dies eine indirekte Folge des zunehmenden Fachkräftemangels, der Lohn- und Gehaltserhöhungen notwendig machte. Erheblichen Anteil hatte aber auch die Tatsache, dass die Touristiksparte im Jahr 2021 aufgrund der Corona-bedingten behördlichen Anordnung über insgesamt sieben Monate hinweg komplett "zugesperrt" war.
Das Ergebnis insgesamt und unter diesen Umständen dennoch mehr als respektabel, die Eigenkapitalquote des Konzerns stieg von 37,2 auf 40,3 Prozent, die Liquiditätslage verbesserte sich ebenfalls, um 313 000 Euro auf gut 15 Millionen Euro. Dabei konnten die strategischen Ziele, die man sich für 2021 vorgegeben hatte, alle erreicht werden. Hierzu zählt zum Beispiel die Erweiterung des ambulanten Rehazentrums in Rosenheim, der erfolgreiche Aufbau einer Schmerztherapie in der Simssee Klinik wie auch die erneute DEHOGA-Auszeichnung des Thermenhotels Ströbinger Hof mit vier Sternen. Der Bilanzgewinn von gut zwei Millionen Euro wird für Einstellung in andere Gewinnrücklagen (1,43 Millionen Euro) und eine Dividendenauszahlung von sechs Euro pro Aktie (450 000 Euro) verwendet, es verbleibt ein Gewinnvortrag von 134 000 Euro.

Diese robuste Basis ist für die derzeitigen Herausforderungen auch dringend nötig, denn noch mehr als beim letztjährigen Zukunftsausblick zeichnet sich die Lage durch ihre Unsicherheit aus, wie Dietolf Hämel betonte. Nicht abzuschätzen sei, inwieweit der mit Sicherheit zu erwartende Anstieg der Coronafälle im Herbst und Winter den Geschäftsbetrieb noch einmal beeinflusse. Auch könne nicht vorausgesagt werden, wie lange die Inflationsspirale sich noch drehen werde und schon gar nicht, mit welchen Eskalationsstufen man im Ukrainekrieg konfrontiert werde und welche Auswirkungen das auf die Energieversorgung habe. Die einzig greifbare Konstante inmitten all dieser Unwägbarkeiten sei das Festhalten an einem klar formulierten Leitbild für die Aktivitäten der Gesundheitswelt. Dabei sei als Ziel festgelegt, sich sowohl um die Gesundheit als auch um die Erholung der Menschen zu kümmern und dies in gegenüber allen Mitbewerbern unverwechselbaren Weise: Durch eine besondere Betreuungsqualität, sorgfältig ausgewählte Spezialisierung der Angebote und Nutzung der Synergiemöglichkeiten zwischen den Sparten Tourismus und Medizin.

Dass es die Führung der Gesundheitswelt dabei nicht bei allgemein formulierten Zielen belässt, sondern deren Rahmen mit konkreten Inhalten füllt und da auch ins Detail geht, zeigte Dietolf Hämel unter anderem am Beispiel der Energiesituation auf. So sind durch frühzeitige Lieferverträge Strom und Gas bis Ende 2023 noch zu günstigen Vorkrisen-Bedingungen eingekauft worden. Sollten diese Verträge lieferseitig aber nicht eingehalten werden können, weil es durch die Regierung Eingriffe im Rahmen der Energie-Notfallstufe III gäbe, so ist, wie der Vorstand den Aktionären erläuterte, zumindest bis zum Herbst der Betrieb auch der Therme gesichert: Derzeit läuft die Wärmeversorgung der Chiemgau Thermen ausschließlich über ein Biomasse-Fernwärmenetz. Auch ein vorübergehender Umstieg auf Öl ist möglich, die entsprechenden Tanks sind voll. Intensiv und durch eine eigens geschaffene neue Stelle verstärkt ist aber gleichzeitig die Suche sowohl nach Energiesparmöglichkeiten als auch die nach alternativen Energiequellen. Auch hier ein konkretes Ergebnis: Ab Herbst wird das Dach des Parkhauses über eine Photovoltaikanlage Strom liefern.
Im Bausektor, der schon vor Einsetzen der aktuellen Inflationsspirale durch massive Kostensteigerungen gekennzeichnet war, ist, wie Dietolf Hämel meinte, genaue Marktbeobachtung der Schlüssel zum Erfolg. Ziel wird so z. B. sein, für die Erweiterung des Ströbinger Hofs aktuell alle Planungsleistungen, die weniger von den Kostensteigerungen betroffen sind, voranzutreiben, um sofort in dem Moment mit der Umsetzung beginnen zu können, wenn sich die Rahmenbedingungen hierfür zum Positiven verändern. Dies gilt auch für die weiteren strategischen Projekte.
Dank geht an Mitarbeiter
Auch die, wie der Vorstand betonte, auf lange Sicht gesehen wohl größte Herausforderung, den Mangel nicht nur an Fach-, sondern ganz allgemein an Arbeitskräften, versucht man aktiv anzugehen. "Es geht hier nicht nur um attraktive Gehälter, wenn man sich im Werben um Mitarbeiter von der Konkurrenz absetzen will", so Dietolf Hämel "es geht um ein Gesamtpaket". Zu diesem zählt die pro-aktive Gestaltung einer transparenten, zukunftsfähigen Unternehmens- und Führungskultur ebenso wie das in Zukunft weiter verstärkte Bemühen, Wohnraum bereitzustellen. Und auch hier geht es der Gesundheitswelt nicht nur darum grundsätzliche Ziele zu formulieren, sondern konkret zu handeln: Die Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, die ab Herbst gesetzlich vorgeschrieben sein wird, gilt in den medizinischen Betrieben der Gesundheitswelt Chiemgau AG schon seit Mai, ebenfalls im Frühjahr wurde allen Beschäftigten des Konzerns in Festanstellung eine Bonuszahlung von 650 Euro ausgezahlt. Dies als Dankeschön für den in der bisherigen Krisensituation gezeigten Einsatz und die Flexibilität. Denn eines betonten sowohl Dietolf Hämel als auch Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Ertl immer wieder: Vorausschauende strategische Planung ist das eine, am Ende aber steht und fällt der Erfolg der Gesundheitswelt vor allem mit der Bereitschaft ihrer Mitarbeiter, besonderes Engagement zu zeigen.

Johannes Thomae, OVB Rosenheim, 23./24.07.2022

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