München (Reuters) - Die Hannover Rück sieht sich für steigende Schäden in diesem Jahr gewappnet.

"Die Profitabilität ist nachhaltig gesichert", sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz am Montag mit Blick auf die deutlich aufgestockten Schadenreserven. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer hat 2023 einen positiven Steuereffekt dazu genutzt, die Rückstellungen für künftige Schäden weit über das Normalmaß hinaus zu erhöhen. "Wir haben uns zukunftssicher aufgestellt", sagte Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel auf der Bilanzpressekonferenz. Trotzdem konnte der Nettogewinn im abgelaufenen Jahr mit 1,8 (0,8) Milliarden Euro mehr als verdoppelt werden. 2024 soll er um weitere 15 Prozent auf 2,1 Milliarden steigen.

Die Aktionäre, allen voran der Mehrheitseigentümer Talanx, profitieren von dem Gewinnsprung mit einer höheren Dividende. Hannover Rück will für das abgelaufene Jahr ein Fünftel mehr zahlen: 7,20 (2022: 6,00) Euro je Aktie, 1,20 (1,00) Euro davon als Sonderdividende. Das trieb die im Dax notierte Aktie vorübergehend um 1,3 Prozent auf ein Allzeithoch von 247,90 Euro.

Bei der Talanx-Tochter schlugen sich eine extrem niedrige Steuerbelastung, aber auch ein unerwartet gutes Ergebnis aus den eigenen Kapitalanlagen in den Zahlen nieder. Unter dem Strich zahlte die Hannover Rück 2023 nur 26 Millionen Euro Steuern, eine halbe Milliarde weniger als 2022. Das lag zum einen daran, dass ein großer Teil der Gewinne in Steuerparadiesen anfiel, zum anderen an der Einführung einer Körperschaftssteuer in Bermuda, von wo aus der Konzern sein Naturkatastrophen-Geschäft betreibt. Das habe einen steuerlichen Sonderertrag von 200 Millionen Dollar gebracht, sagte Jungsthöfel. "Der steuerliche Sondereffekt hat uns den Spielraum gegeben, unsere Widerstandsfähigkeit weiter auszubauen."

Deshalb blieb das operative Ergebnis (Ebit) in der Schaden-Sparte mit 1,1 Milliarde Euro um eine halbe Milliarde hinter den eigenen Erwartungen zurück, obwohl die Großschäden mit 1,6 (1,7) Milliarden Euro im budgetierten Rahmen blieben. Größter Schaden waren die Überschwemmungen in Norditalien, gefolgt vom Erdbeben in der Türkei und Syrien. Das machte die Hannover Rück mit einem auf 1,6 (0,96) Milliarden Euro gestiegenen Ergebnis aus den eigenen Kapitalanlagen wett. Die Anlagerendite lag mit 2,8 (2,4) Prozent deutlich über den Planungen. "Das gestiegene Zinsniveau findet langsam seinen Weg in unsere Zahlen", sagte Jungsthöfel. Auf den Immobilienbestand von 3,7 Milliarden Euro habe man nur 80 Millionen abgeschrieben, vorwiegend für Büros in den USA. Von der Pleite des österreichischen Signa-Konzerns sei Hannover Rück nicht betroffen, sagte der Finanzchef.

Der scheidende Vorstand Michael Pickel rechnet weiter mit steigenden Preisen in der Schaden-Rückversicherung. "Wir werden den harten Markt weiter sehe. Wir haben ausreichende, aber nicht zu viel Kapazität im Markt." So stark wie 2023, als Versicherer es schwer hatten, genügend Rückversicherungsschutz zu erhalten, dürften die Prämiensteigerungen aber nicht mehr ausfallen. Mit 1,825 Milliarden Euro kalkuliert Hannover Rück 100 Millionen mehr Budget für Großschäden ein.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)