Zug (awp) - Der Zementhersteller Holcim gibt am Freitag, 21. April, das Geschäftsergebnis zum ersten Quartal 2023 bekannt. Insgesamt acht Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

Q1 2023E
(in Mio Fr.)                   AWP-Konsens   Q1 2022A

Umsatz                             5659        6440
- Like-for-like Wachstum (in %)     6,7        11,4
EBIT*                               460         614

* wiederkehrend

FOKUS: Umsatz und Betriebsgewinn von Holcim dürften im Startquartal deutlich tiefer ausfallen als im Vorjahr. Allerdings war damals noch das indische Geschäft in den Büchern, das Holcim Mitte September für 6,4 Milliarden Dollar verkauft hat. Beim Umsatz profitiert der grösste Baustoffkonzern der Welt von den Preiserhöhungen, während der Absatz gesunken sein wird. Auf vergleichbarer Basis dürfte der wiederkehrende EBIT klar gewachsen sein, wenn auch nicht mehr so schnell wie den vorangegangenen Monaten. Das Geschäft bekommt nach Ansicht von Analysten die Verlangsamung der Nachfrage in Europa zu spüren, während sich China nur leicht erholt. In der Sparte Lösungen & Produkte wird sich der Lagerabbau im nordamerikanischen Dachgeschäft bemerkbar machen.

ZIELE: Im laufenden Jahr 2023 soll der Nettoumsatz um 3 bis 5 Prozent wachsen. Davon soll alleine der Bereich Bedachung und Dämmung einen Pro-Forma-Umsatz von 4 Milliarden Dollar erzielen. Der wiederkehrende EBIT auf vergleichbarer Basis soll dabei überproportional zulegen. Der Free Cashflow nach Leasingverhältnissen werde in Höhe von rund 3 Milliarden Franken erwartet.

Die neue Sparte Lösungen & Produkte soll bis 2025 einen Umsatzanteil von 30 Prozent erreichen. Zuletzt waren schon 19 Prozent erreicht.

PRO MEMORIA: Holcim hat auch im laufenden Jahr die Einkaufstour fortgesetzt: Anfang April wurde der Kauf des US-Dachspezialisten Duro-Last für 1,29 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Durch die Integration von Duro-Last verspricht sich Holcim Einsparungen im Umfang von 60 Millionen Dollar im Jahr. Das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Michigan macht mit 840 Mitarbeitern einen Umsatz von 540 Millionen Dollar mit zweistelligen Wachstumsraten.

Zudem hat Holcim im Dachgeschäft die argentinische Firma Quimexur gekauft, die Flüssigmembranen für Dächer und Abdichtungen herstellt. In Deutschland wurde die FDT Flachdach Technologie GmbH übernommen. Ausserdem hat der Konzern den mexikanischen Eisenwarengrosshändler Indar gekauft, der einen Nettoumsatz von 71 Millionen US-Dollar macht. Auch in Polen hat Holcim akquiriert: Der Baustoffkonzern übernimmt die Firma HM Factory und steigt damit in dem Land in den Markt für vorgefertigte Bauteile ein.

Die jüngste Akquisition von Holcim ist die britische Sivyer Logistics. Das 1862 gegründete Unternehmen ist ein Wiederverwerter von Bau- und Abbruchabfällen für die Londoner Baubranche. Damit will Holcim seine Position in der Recyclingmarkt für Bauabfälle stärken. Darüber hinaus hat Holcim eine neue Technologieplattform für die Wiederverwertung von Baumaterialien entwickelt. Mit der unternehmenseigenen Plattform namens EcoCycle könne sämtliches Abbruchmaterial, das beim Bauen entsteht, rezykliert werden. Seit Anfang Jahr hat Holcim zehn Firmen übernommen.

Ende Februar hat Holcim bei der Präsentation der Jahreszahlen 2022 auch einen Wechsel an der Spitze angekündigt: Verwaltungsratspräsident Beat Hess (74) tritt an der nächsten Generalversammlung vom 4. Mai nicht mehr an. Sein Nachfolger wird Konzernchef Jan Jenisch, der Holcim im vergangenen Jahr zum besten Ergebnis aller Zeiten geführt und einen rasanten Umbau vorangetrieben hat. Jenisch werde seine Tätigkeit als CEO noch für eine begrenzte Zeit fortsetzen. "Sein Nachfolger wird innerhalb der nächsten zwölf Monate bekannt gegeben", erklärte der Konzern auf zahlreiche Fragen, wie lange das bei Investoren unbeliebte Doppelmandat dauern solle.

In der Syrien-Affäre von Lafarge hat das Kassationsgericht in Paris den für Mitte März angesetzten Entscheid verschoben. Die Prüfung des Rekurses des Zementkonzerns wurde auf den 19. September 2023 vertagt. Der Gerichtshof muss über den Einspruch von Lafarge gegen die Anklage wegen "Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit" in Syrien befinden. Zudem wird dem Konzern, der mittlerweile im Baustoffkonzern Holcim aufgegangen ist, die Gefährdung des Lebens anderer vorgeworfen.

AKTIENKURS: Die Papiere von Holcim gehören mit einem Plus von rund 23 Prozent seit Jahresbeginn zu den stärksten Blue Chips. Derweil hat der SMI im selben Zeitraum lediglich um knapp 6 Prozent zugelegt.

jl/jb