Hongkong/London (Reuters) - Die britische Großbank HSBC hat trotz Milliarden-Abschreibungen in China im abgelaufenen Jahr einen Rekordgewinn erwirtschaftet.

Der Vorsteuergewinn schnellte um 78 Prozent auf 30,3 Milliarden Dollar, wie HSBC am Mittwoch mitteilte. Damit verfehlte er aber die Schätzungen der Analysten, die im Schnitt bei 34,1 Milliarden lagen. Grund dafür war eine drei Milliarden Dollar schwere Wertberichtigung auf die Beteiligung von HSBC an der chinesischen Bank of Communications (BoCom). Dort fressen sich die schwache Konjunktur und die Immobilienkrise in die Kreditbücher, viele Darlehen wackeln.

Die Abschreibung sei das Ergebnis einer Überprüfung der voraussichtlichen Mittelzuflüsse, des erwarteten Kreditvolumens und der Zinsmargen in China, erklärte die Bank. Vorstandschef Noel Quinn glaubt aber, dass die Bewertungen bei Büroimmobilien auf dem chinesischen Festland den Boden erreicht hätten, wie er am Mittwoch sagte. Er erwarte eine "fortschreitende, graduelle Erholung", es werde aber einige Jahre dauern, bis der Immobilienmarkt die gegenwärtigen Herausforderungen bewältigt habe. Mehr als HSBC hat bisher kein ausländisches Institut auf seine Beteiligungen in China abgeschrieben.

Das drückte die HSBC-Aktie in London um fast sieben Prozent - obwohl der Konzern gleichzeitig einen weiteren zwei Milliarden Dollar schweren Aktienrückkauf ankündigte. Mit einer Quartalsdividende von 31 Cent stieg die Ausschüttung für das Gesamtjahr auf 61 Cent je Aktie.

Die Aussichten für das Jahr 2024 seien trüber als gedacht, schrieb Aktienanalyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown: "2023 war ein starkes Jahr für HSBC, aber der Ergebnistrend scheint zu einem Ende zu kommen. Von jetzt an wird es schwieriger." Europas größte Bank gab sich angesichts der Konjunktur in vielen Ländern zumindest für das erste Halbjahr skeptisch, was das Kreditwachstum angeht.

Die Kosten stiegen im abgelaufenen Jahr um sechs Prozent und damit stärker als erwartet, weil die Bankenabgaben in den USA und in Großbritannien größer ausfielen. Im laufenden Jahr stellt sich die HSBC auf fünf Prozent höhere Kosten ein. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROTE) war 2023 wegen der China-Abschreibungen mit 14,6 Prozent deutlich geringer als die von Analysten erwarteten 17 Prozent. Grundsätzlich peilt die Bank weiterhin etwa 15 Prozent an.

Vorstandschef Quinn darf für das abgelaufene Jahr mit einer Vergütung von 10,6 (2022: 5,6) Millionen Dollar rechnen, fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Hier schlagen sich die Langfrist-Boni aus der Zeit seines Amtsantritts nieder, die nun nach und nach fällig werden. Insgesamt stiegen die Boni für die HSBC-Banker auf 3,8 von 3,4 Milliarden Dollar.

(Bericht von Selena Li und Lawrence White; Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)