(Neu: Aussagen aus Pressekonferenz, Analysten, Aktienkurs)

KÖLN (dpa-AFX) - Trotz eines guten Jahresstarts will bei Lanxess mit Blick aufs laufende Jahr keine Begeisterung aufkommen. Die Weltwirtschaft sei in einem "schwierigen Fahrwasser", sagte Konzernchef Matthias Zachert am Donnerstag in Köln bei der Bilanzvorlage. In Asien sei das Geschäft zuletzt allerdings besser als befürchtet gelaufen. Im für den Konzern wichtigen Kautschukgeschäft dürfte der Wettbewerb aber hart bleiben. Mit einem Gemeinschaftsunternehmen verschaffte sich Lanxess hier Luft. Kosteneinsparungen und der schwache Euro sorgten 2015 für Schwung. Der Gewinn legte kräftig zu. Den Aktionären winkt eine deutlich höhere Dividende.

Für das laufende Jahr wagte Zachert eine konkrete Prognose. Nach einem guten Start stellte er für 2016 ein operatives Ergebnis (Ebitda vor Sonderposten) von 880 bis 930 Millionen Euro in Aussicht. Im Vorjahr hatte der Konzern trotz der Wachstumsschwäche in den Schwellenländern und den bestehenden Unsicherheiten das operatives Ergebnis um 9,5 Prozent auf 885 Millionen gesteigert. Im ersten Quartal dürften in dieser Abgrenzung 240 bis 260 (Vorjahr: 229) Millionen Euro hängen bleiben.

Am Finanzmarkt konnte Zachert nicht wirklich punkten. Die Papiere büßten gegen Mittag knapp ein Prozent ein. Zwar liege der Ausblick für das erste Quartal dank eines guten Februars auf dem Niveau seiner Erwartungen, schrieb Analyst Peter Spengler von der DZ Bank in einem ersten Kommentar. Das Gewinnziel für das Gesamtjahr reiche allerdings nicht an seine Schätzung sowie die durchschnittliche Marktprognose heran.

Zachert hatte im vergangenen Jahr das Gewinnziel dreimal erhöht. Mit viel Rückenwind durch die Euro-Schwäche und dank hoher Einsparungen schnellte der Gewinn von 47 auf 165 Millionen Euro hoch. Ein Jahr zuvor hatten hohe Sonderlasten für die Neuausrichtung stark belastet. Diese wurden nun durch positive Effekte ausgeglichen.

Wegen niedrigerer Preise im Zuge des Ölpreisverfalls sank der Umsatz um 1,3 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Die Euro-Schwäche verhinderte einen noch deutlicheren Rückgang. Insgesamt lief das Geschäft trotz nach wie vor bestehender Kautschuk-Überkapazitäten dank einer stärkeren Nachfrage in den USA und in Europa besser. Die Dividende soll um ein Fünftel auf 60 Cent je Aktie klettern.

"Das Geschäftsjahr 2015 war in jeder Hinsicht erfolgreich", sagte Zachert. Die Neuausrichtung sei schneller als geplant umgesetzt worden. Lanxess senkte dank des Sparkurses mit Stellenstreichungen seine Verschuldung, erhöhte seine Ertragskraft und verschaffte sich zuletzt mit einem Gemeinschaftsunternehmen für das Kautschukgeschäft zusätzlichen Spielraum. Die neue Gesellschaft startet am 1. April.

Das Zusammengehen mit dem größten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, in diesem Geschäft spült Lanxess dann rund 1,2 Milliarden Euro in die Kasse. Das Geld will Lanxess in den Schuldenabbau, Aktienrückkäufe und in das eigene Geschäft stecken und hält zudem Ausschau nach Zukäufen. Lanxess werde sich "aktiv" an der Konsolidierung der Branche beteiligen.

Die starke Abhängigkeit von der Reifen- und Autoindustrie hatte den ehemaligen Dax-Konzern in den vergangenen Jahren in Bedrängnis gebracht. Die Autokrise in Europa und selbst geschaffene Überkapazitäten insbesondere in Asien hatten einen scharfen Kautschuk-Preisverfall ausgelöst. Lanxess als weltgrößter Hersteller von synthetischem Kautschuk litt besonders stark darunter. Mit Stellenstreichungen und einem Umbau der Produktion steuerte der Konzern gegen./jha/fbr/stb