Zürich (awp) - Das Lifescienceunternehmen Lonza veröffentlicht am Mittwoch, 25. Januar die Resultate zum Geschäftsjahr 2016. Zum AWP-Konsens haben insgesamt sechs Analysten beigetragen.

2016
(in Mio CHF)    AWP-Konsens       2015

Umsatz             4'037         3'803        
Kern-EBIT            611           524        
EBIT                 577           428        
Reingewinn           397           277        

(in CHF)
DPS                 2,68          2,50        

FOKUS: Der Pharmazulieferer und Spezialchemiekonzern hat Ende 2016 mit dem Kauf der US-Firma Capsugel die grösste Übernahme seiner Firmengeschichte angekündigt und damit ein neues Kapitel aufgeschlagen. Mit diesem Schritt, dessen Vollzug noch aussteht, baut Lonza sein Geschäft mit Kunden aus der Pharma- und Biotech-Branche deutlich aus (siehe auch PRO MEMORIA).

Am Mittwoch vorgelegt werden aber erst einmal noch die Zahlen der "alten" Lonza, dessen Geschäfte sich im Urteil von Analysten gut entwickelt haben. Aufgrund des erstarkten US-Dollars profitiert das Unternehmen von einem positiven Währungseffekt. Nachdem das Unternehmen im Herbst 2016 die eigene Gewinnschätzung nach oben angepasst hat, sind die Analysten gespannt, ob sich der Höhenflug fortsetzt (siehe ZIELE).

Am stärksten wird das Segment Pharma & Biotech zulegen, wo mit zweistelligen Zuwachsraten und höheren Margen gerechnet wird. Das Segment profitiert laut Experten von neuen Aufträgen, dem Ausbau bestehender Kundenbeziehungen und einer hohen Auslastung der Anlagen.

Hingegen dürfte das heute umsatzmässig noch etwas grössere Segment Specialty Ingredients nur moderat gewachsen sein. Aufgrund der schwächeren Nachfrage für Chemikalien, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Diese Sparte übertrifft die Zahlen vom ersten Halbjahr 2016 kaum, was allerdings auch der Saisonalität des Geschäfts geschuldet ist.

Ebenfalls hilfreich wäre ein Update zu den Bereichen Wasser- und Holzbehandlung. Diese waren in der Vergangenheit die beiden Sorgenkinder der Basler, befinden sich aber auf dem Weg der Besserung. Weitere Restrukturierungskosten im Chemiegeschäft würden die Analysten aber nicht überraschen. Auch weitere Arrondierungen von Nischengeschäften im Portfolio der weniger dynamischen Sparte seien denkbar, wie die kürzlich in Belgien veräusserte Peptidfabrik.

Woran Lonza-Chef Richard Ridinger ebenfalls gemessen wird, ist der Mittelfluss. Denn die milliardenschwere Übernahme von Capsugel wird nur zu einem Teil mit einer Kapitalerhöhung finanziert. Der schnelle Schuldenabbau ist ein erklärtes Ziel Ridingers.

ZIELE: Lonza hat Verlauf des letzten Jahres die eigene Messlatte für 2016 stetig höher gelegt. Sollte zu Jahresbeginn der sogenannte "Kern-EBIT" um mindestens 5% wachsen, versprach Lonza ab Sommer ein zweistelliges Wachstum. Im Herbst schliesslich konkretisierten die Basler ihren Ausblick: der Kern-EBIT werde um mehr als 15% zulegen, hiess es. Zur Erinnerung: Im ersten Semester 2016 - dem besten Lonza-Halbjahr der Firmengeschichte - nahm der genannte im Wert im Vergleich zum Vorjahr um 20% zu.

Ein Scheit draufgelegt hat Lonza auch mit Blick auf die Mittelfristziele. Die für 2018 ausgerufen Werte - 1 Mrd CHF für den Kern-EBITDA und 20% für den Kern-RONOA - würden bereits im Jahr 2017 erreicht, hiess im Oktober anlässlich des Business-Update zum dritten Quartal. Die neuen Mittelfristziele wurden damals für Sommer 2017 versprochen.

PRO MEMORIA: Mitte Dezember kündigte Lonza den Kauf des amerikanischen Kapselherstellers Capsugel für 5,5 Mrd USD in bar. Die Transaktion dürfte im zweiten Quartal 2017 abgeschlossen werden. Die Finanzierung erfolgt durch eine Kombination aus Fremdkapital und Eigenmitteln, während Banken eine Übergangsfinanzierung von 6,2 Mrd USD bereitstellen. Damit die Schulden den dreifachen Betriebsgewinn nicht übertreffen, will Lonza via eine Kapitalerhöhung 3,3 Mrd CHF aufnehmen.

Der Abbau der Nettoverschuldung wird aber nach den Worten von CEO Ridinger schnell vorangehen. "Capsugel ist eine Cash-Maschine, es wird daher ganz rapide gehen", erklärte dieser damals im Gespräch mit AWP. Die Investitionen in alle geplanten Wachstumsinitiativen könnten daher vorangetrieben werden und auch die Dividendenpolitik sei nicht tangiert.

Gemäss einem Bericht aus der Sonntagspresse wird der langjährige VR-Präsident Rolf Soiron aufgrund der Capsugel-Akquisition entgegen einer anderslautenden Ankündigung sein Mandat um eine weiteres Jahr verlängern. Damit soll der reibungslose Ablauf der Kapitalerhöhung sicher gestellt werden, hiess es im Artikel.

Gleich Anfang 2017 schloss Lonza zudem den Verkauf seines Peptidgeschäfts in Belgien ab, Käuferin war die schwedische PolyPeptide Group. Nach Abschluss der Transaktion wurde eine nicht cash-wirksame Abschreibung von 44 Mio CHF getätigt. Ausserdem kündigte Lonza an, im ersten Halbjahr 2017 einen negativen, nicht cash-wirksamen Währungsumrechnungseffekt in Höhe von 29 Mio CHF zu verbuchen.

AKTIENKURS: Seit Jahresbeginn hat der Titel knapp 4% zugelegt, was im Vergleich zum Gesamtmarkt SPI (YTD: +0,5%) eine respektable Performance ist. Im Jahr 2016 hatten die Lonza-Aktien mit plus 8% den Gesamtmarkt abgehängt.

jl/ra/an