Bern (awp) - Die Aktien von Nestlé zeigen sich am Donnerstag im frühen Handel leicht freundlich. Der Konzern aus Vevey hat in Bezug auf das für die Nahrungsmittel-Industrie wichtige organische Umsatzwachstum im ersten Quartal die Schätzungen von Analysten übertroffen. Beim Umsatz in Franken wurden die Prognosen derweil punktgenau getroffen. Analysten nehmen die Beschleunigung des Wachstum zur Kenntnis, betonen aber vor allem auch den vermutlich noch länger anhaltenden Umstrukturierungsprozess.

Die Nestlé-Aktien notieren um 10.20 Uhr 0,2 Prozent höher auf 75,38 Franken. Vorbörslich bzw. zu Beginn des Handels zeigten sich die Investoren etwas optimistischer, das Tageshoch ganz zu Beginn des Handels lag bei 75,70. Der Gesamtmarkt wird vor allem von deutlichen Abgaben bei einem anderen Index-Schwergewicht (Novartis) gedrückt und notiert insgesamt auf Stufe SMI leicht im Minus (-0,1%).

Der Lichtblick bei Nestlé ist laut den meisten Analysten vor allem die Beschleunigung beim organischen Umsatzwachstum auf 2,8 Prozent nach lediglich 1,9 Prozent im Schlussquartal 2017. Die Konsensschätzungen gemäss AWP-Konsens von 2,5 Prozent wurden damit relativ klar übertroffen.

Das Ergebnis wurde begünstigt u.a. durch das späte chinesische Neujahr oder auch die relativ frühen Ostern, welche vor allem das Süsswarengeschäft ankurbeln. Positive Erwähnung in den Kommentaren der Spezialisten gibt es auch für die Verbesserung im zuletzt schwachen US-Geschäft (v.a. Haustier-Nahrung). Im Vergleich zu den Konkurrenten Danone (+4,9%) oder Unilever (+3,4%) blieb Nestlé hingegen etwas zurück.

Beim organischen Wachstum hat vor allem die Volumenkomponente (RIG +2,6%)) die Analysten positiv überrascht, während die Preiskomponente (+0,22%) klar unter den Schätzungen ausfiel. Der Umsatz in Franken deckt sich derweil mit den Analystenerwartungen.

PREISENTWICKLUNG ALS KRITIKPUNKT

Die nur leicht höheren Verkaufspreise sind denn auch der einzige Kritikpunkt für die Analysten der UBS. Sie führen diese Beobachtung auf eine geringere Teuerung in den Schwellenländern zurück. Die Preiserhöhung von 0,2% ist gar der tiefste Wert seit dem Jahr 2000, rechnen die Analysten des US-Hauses Bernstein vor. Und insgesamt sei das organische Wachstum noch immer relativ schwach im Vergleich zur Konkurrenz, wird dort kritisiert.

Der Berufskollege von Baader-Helvea begrüsst derweil, dass die Streitigkeiten rund um die Preisgestaltung mit europäischen Detailhändlern wie Coop oder Edeka einen geringeren Einfluss auf die Absatzentwicklung hatten als ursprünglich befürchtet. Nestlé hat diesbezüglich allerdings nichts in der Mitteilung erwähnt.

GEWINN UND CASH IM VORDERGRUND

Bei Vontobel erwähnt der zuständige Analyst vor allem die Tatsache, dass Nestlé den schwachen Wachstumstrend der letzten Quartale kehren konnte. Quartalszahlen sollten zwar nicht überbewertet werden, aber das neue Jahr habe zumindest mal gut angefangen. Die 3 Prozent, die der Markt für dieses Jahr erwarte, erschienen aufgrund der Zahlen bzw. einem erwartungsgemäss weiter anziehenden Wachstumsmomentum jedenfalls realistisch. Wichtiger sei allerdings die Entwicklung bei Gewinn und Cashflow. Die Analysten von Kepler weisen zudem darauf hin, dass die Restrukturierungsphase, in der Nestlé aktuell steckt, noch länger dauern dürfte.

Entsprechend könnte auch die Erholung beim Aktienkurs noch etwas andauern. Die ZKB etwa hat das Nestlé-Papier mit 'Untergewichten' eingestuft - dies vor dem Hintergrund des strukturell schwierigen Branchenumfeldes, der vergleichsweise hohen Bewertung sowie dem Risiko weiter steigender Langfristzinsen.

Eine Analystenkonferenz ist wie gewohnt für 14 Uhr angesetzt.

uh/tp