PARIS (dpa-AFX) - Der vor der japanischen Justiz geflohene frühere Autoboss Carlos Ghosn könnte sich in Frankreich sicher fühlen. "Wenn Herr Ghosn nach Frankreich käme, würden wir Herrn Ghosn nicht ausliefern, denn Frankreich liefert niemals seine eigenen Staatsangehörigen aus", sagte die Staatssekretärin im französischen Wirtschafts- und Finanzministerium, Agnès Pannier-Runacher, am Donnerstag dem Sender BFMTV. Für alle würden die gleichen Spielregeln gelten. Ghosn besitzt die französische, brasilianische und libanesische Staatsangehörigkeit.

Pannier-Runacher erinnerte allerdings erneut daran, dass niemand über dem Gesetz stehe. Die französischen Behörden hatten nach eigenen Angaben von Ghosns überraschender Flucht aus den Medien erfahren.

Der in Japan auf Kaution freigelassene Ghosn war vor wenigen Tagen im Libanon aufgetaucht. Er sei "nicht länger eine Geisel des manipulierten japanischen Justizsystems", hatte er in einer Stellungnahme betont. Ghosn besitzt ein Luxusanwesen in der libanesischen Hauptstadt Beirut. Er war im April unter strengen Auflagen auf Kaution freigekommen, um zu verhindern, dass er flieht oder Beweismaterial vertuscht.

Aus dem Außenministerium in Tokio hieß es, Japans Regierung sei nun auf Hilfe der libanesischen Behörden angewiesen, da kein Auslieferungsabkommen mit dem Mittelmeerstaat bestehe. Ghosn soll laut Staatsanwaltschaft auch private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Er gilt als Architekt des internationalen Autobündnisses zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi./nau/DP/jha