Basel (awp) - Der Pharmakonzern Novartis hat das abgelaufene Geschäftsjahr in etwa im Rahmen der eigenen Erwartungen abgeschlossen. Belastend wirkten neben dem Patentablauf von Gleevec/Glivec die Probleme in der kriselnde Augensparte Alcon sowie nicht ganz nach Plan verlaufene Markteinführung von Entresto. Bei Alcon werden nun alle Optionen zur Maximierung des Shareholder Values geprüft. Die Aktionäre dürfen sich über eine höhere Dividende sowie ein 5 Milliarden schweres Aktienrückkaufprogramm freuen. Mit Blick auf das laufende Jahr gibt sich das Novartis-Management vorsichtig zurückhaltend.

Der Konzernumsatz verminderte sich im Geschäftsjahr 2016 um 2% auf 48,5 Mrd USD. Zu konstanten Wechselkursen verharrten die Verkäufe auf Vorjahresniveau. Das operative Ergebnis ging um 8% auf 9,0 Mrd zurück, der Jahresgewinn reduzierte sich um 5% auf 6,7 Mrd USD.

Das operative Kernergebnis verzeichnete ein Minus von 6% auf 13,0 Mrd USD. Zu konstanten Wechselkursen gerechnet resultierte ein Rückgang von 2%.

Mit den Konzernzahlen hat Novartis die Markterwartungen in etwa erreicht. Novartis-CEO Joseph Jimenez zeigte sich denn auch mehr oder weniger zufrieden: "2016 war kein einfaches Jahr, aber wir haben uns solide geschlagen", sagt der Manager gegenüber Journalisten.

FREMDFINANZIERTER AKTIENRÜCKKAUF ÜBER 5 MRD USD

Die Aktionäre sollen eine Dividende von 2,75 CHF erhalten, nach 2,70 CHF für 2015. Zudem kündigte Novartis einen Aktienrückkauf von bis zu 5,0 Mrd USD an. Dieser soll im Lauf des Jahres 2017 durchgeführt und durch neue Fremdmittel finanziert werden. Damit bringe Novartis die Bereitschaft zum Ausdruck, die starke Bilanz des Unternehmens angesichts historisch niedriger Zinssätze aktiv zu nutzen.

ENTRESTO KOMMT NICHT RECHT VOM FLECK

Die zentrale Pharmasparte Innovative Medicines erwirtschaftete 2016 einen um 2% tieferen Umsatz von 32,6 Mrd USD(+/-0% zu kWk). Dabei wurden Volumensteigerungen (+7 Prozentpunkte) durch den Einfluss der Generikakonkurrenz (-6 Prozentpunkte) und Preissenkungen (-1 Prozentpunkt) absorbiert. Insbesondere der Patentablauf des Blockbusters Gleevec/Glivec belastete die Rechnung, auch wenn die Nachahmerprodukte langsamer als ursprünglich befürchtet Fuss fassen. Für das laufende Jahr erwartet Novartis weitere Umsatzeinbussen durch Generika im Umfang von noch 2,5 Mrd USD.

Beim Blick auf die einzelnen Medikamente sind die beiden Hoffnungsträger Cosentyx und Entresto erwähnenswert. Während Cosentyx, das zur Behandlung häufig vorkommender Gelenkentzündungen sowie gegen Schuppenflechte zugelassen ist, mit einem Jahresumsatz von 1,1 Mrd USD Blockbusterstatus erreicht hat, ist das Herzmittel Entresto mit Erlösen von 170 Mio USD im Gesamtjahr davon noch weiter entfernt. Der Umsatz blieb damit auch hinter der vom Management zuletzt genannten Zielgrösse von rund 200 Mio USD zurück. Das Novartis-Management gibt sich bezüglich Entresto jedoch zuversichtlich und rechnet im laufenden Jahr dank positiver Behandlungsleitlinien in den USA und Europa sowie nach dem weiteren Ausbau des Aussendienstes in den USA mit anziehenden Erlösen.

ALCON STEHT AUF DEM PRÜFSTAND

Die kriselnde Augensparte Alcon erzielte einen Jahresumsatz von 5,8 Mrd USD. Dies entspricht einem Rückgang um 3% gegenüber 2015 (-2% zu kWk). Die Sparte schrieb als Folge der laufenden Restrukturierung einen operativen Verlust von 132 Mio USD. 2016 seien weitere Fortschritte für einen Wiederaufschwung erzielt worden. Trotzdem will das Management nun alle Optionen zur Maximierung des Shareholder-Value der Division prüfen. Die Möglichkeiten reichen dabei von der Weiterführung des Geschäfts bis zur Abspaltung über eine Kapitalmarkttransaktion. Voraussichtlich gegen Ende des Jahres 2017 will Novartis über den Stand der Prüfung informiert.

Die Generika-Sparte Sandoz schliesslich steuerte im vergangenen Jahr 10,1 Mrd USD (+1%; +2% zu kWk) zum Gruppenumsatz bei.

VORSICHTIGER AUSBLICK

Für 2017 gibt sich das Novartis-Management vorsichtig und stellt einen Nettoumsatz zu konstanten Wechselkursen weitgehend auf dem Niveau des Vorjahres in Aussicht. Dabei sollen die Einbussen durch Generikakonkurrenz, einschliesslich weiterer generischer Versionen von Glivec/Gleevec in den USA und Europa, erneut wettgemacht werden. Das operative Kernergebnis des Konzerns werde voraussichtlich ebenfalls weitgehend auf Vorjahresniveau liegen oder um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz (kWk) zurückgehen.

Auch in der zentralen Sparte Innovative Medicines peilt Novartis einen Umsatz weitgehend auf Vorjahresniveau an. Für Alcon erwartet Novartis Erlöse weitgehend auf Vorjahresniveau oder ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Sandoz wiederum soll den Umsatz im niedrigen einstelligen Prozentbereich steigern.

Sollten sich die Wechselkurse im restlichen Jahresverlauf auf dem Durchschnittsniveau von Mitte Januar halten, rechnet Novartis im Jahr 2017 mit einem negativen Effekt von 2 Prozentpunkten auf den Umsatz bzw. 3 Prozentpunkten auf das operative Kernergebnis.

FRANS VON HOUTEN FÜR VR VORGESCHLAGEN

Den Aktionären wird an der ordentlichen Generalversammlung Frans van Houten zur Zuwahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Van Houten ist seit 2011 CEO und Chairman des führenden Gesundheitstechnologieunternehmens Royal Philips.

An der Börse stossen die Novartis-Neuigkeiten auf positive Resonanz. Die Titel liegen um 10.00 Uhr 2,3% im Plus.

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