Basel (awp) - Das Pharmaunternehmen Roche präsentiert am Donnerstag, 1. Februar, die Zahlen zum Geschäftsjahr 2023. Insgesamt haben zwölf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

2023E
(in Mio Fr.)        AWP-Konsens       2022A  
              
Umsatz Gruppe        59'203          63'281   
Umsatz Pharma        44'928          45'551  
Umsatz Diagnostics   14'033          17'730   

Core EBIT            20'214          22'173  

(in Fr.)
Core EPS              18,47           20,30  
DPS                    9,63            9,50   

FOKUS: 2023 war kein einfaches Jahr für den Pharmakonzern. Das ist der Tenor, der in den meisten Ausblicken herauszulesen ist. Dabei dürfte der Konzern durch eine Vielzahl an Faktoren belastet worden sein. Neben der noch immer spürbaren Umsatzerosion durch Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und Mabthera kommen noch die weggefallenen Corona-Einnahmen hinzu sowie ein deutlich stärkerer Gegenwind von Währungsseite.

Tatsächlich gehen die meisten Analysten mittlerweile davon aus, dass der Ende 2023 deutlich erstarkte Franken seine Spuren hinterlassen hat. So hat Roche selbst zuletzt einen Währungsgegenwind von 8 Prozent beim Umsatz, 10 Prozent beim Core EBIT und 12 Prozent beim Kern-EPS in Aussicht gestellt. Allerdings sei es gut möglich, dass die Belastung noch höher liege, heisst es in einem Kommentar bei der ZKB. So könnte der Gegenwind wegen der Franken-Aufwertung Ende Dezember nun sogar bei -12 Prozent für den Core EBIT liegen und bei -15 Prozent für den Core EPS.

Zugleich gehen die meisten Experten davon aus, dass Währungseinflüsse auch im Ausblick auf 2024 eine wichtige Rolle spielen werden. Denn auch im nun laufenden Jahr sei damit zu rechnen, dass sie einen negativen Einfluss haben werden. Entsprechend geht eine Vielzahl an Experten davon aus, dass möglicherweise auch die Konsensschätzungen nach unten angepasst werden müssen. Roche selbst dürfte eine traditionell eher konservative Prognose abgeben.

Mit Blick auf die einzelnen Medikamente dürfte das noch vergleichsweise neue Augenmittel Vabysmo auch weiterhin einen starken Absatz finden. Dagegen hätten Medikamente wie das Krebsmittel Tecentriq, das MS-Mittel Ocrevus oder die Bluter-Arznei Hemlibra eine reifere Wachstumsphase erreicht, heisst es beispielsweise bei Jefferies. Zudem bestünden gewisse Wettbewerbsrisiken.

ZIELE: Wie Roche im Oktober bei der Vorlage der Umsatzzahlen für das dritte Quartal bestätigte, erwartet der Konzern zu konstanten Wechselkursen einen Rückgang der Umsätze im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Der Kerngewinn je Titel dürfte im Gleichschritt mit dem Umsatz ebenfalls im niedrigen einstelligen Prozentbereich abnehmen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

Derweil rechnet das Management um CEO Thomas Schinecker unter Ausklammerung der rückläufigen Covid-19-Verkäufe mit einem starken zugrundeliegenden Verkaufswachstum in beiden Divisionen. Der Konzern veranschlagte die Umsatzabnahme durch die wegfallenden Corona-Umsätze Ende Oktober neu auf rund 4,5 Milliarden Franken - zuvor lautete die Prognose etwa 5 Milliarden. Biosimilars für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und Mabthera dürften für Umsatzeinbussen von etwa 1,1 Milliarden sorgen, bisher rechnete Roche hier mit einem Minus von 1,6 Milliarden. Den negativen Währungseinfluss veranschlagte die Roche-Führung für das Gesamtjahr auf 7 Prozent.

PRO MEMORIA: Seit Roche im Oktober seine Zahlen vorgelegt hatte für die ersten neun Monate, ist der Konzern auf Einkaufstour gegangen. So hat er für mehr als 7 Milliarden US-Dollar ein experimentelles Mittel zur Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen vom US-Biotechunternehmen Roivant.

Für rund 3 Milliarden US-Dollar kaufen die Basler das US-Unternehmen Carmot Therapeutics. Mit diesem Schritt steigen sie ein in den Wettlauf um die Behandlung von Fettleibigkeit.

Über ein Lizenzabkommen mit dem US-Biotechunternehmen Remix Therapeutics hat sich Roche weitere Expertise auf dem Gebiet der RNA-Forschung ins Haus geholt. Über eine Kooperation mit dem US-Techkonzern Nvidia wiederum holt sich der Konzern einen Vorreiter in Punkto künstliche Intelligenz (KI) an Bord.

Auch die Diagnostiksparte hat Roche mit einer Akquisition gestärkt. So soll die Firma LumiraDx das Point-of-Care Geschäft der Basler künftig sinnvoll ergänzen.

Mit Blick auf die Pipeline gab es einmal mehr Licht und Schatten. So haben Roche und das US-Unternehmen Alnylam positive Ergebnisse in einer Dosisfindungsstudie mit dem Blutdrucksenker Zilebesiran erzielt. Auch in einer zulassungsrelevanten Kombinationsstudie Studie mit Inavolisib plus Palbociclib (Ibrance) und Fulvestrant erzielte Roche die erhofften Ergebnisse bei Brustkrebs-Patienten.

Dagegen erreichten die Basler mit dem Prüfkandidaten Elevidys nicht die erhoffte Wirkung bei Duchenne-Muskeldystrophie (DMD). Auch mit dem MS-Kandidaten Fenebrutinib erlitt der Konzern einen Rücksetzer. Hier hat die US Gesundheitsbehörde FDA das klinische Entwicklungsprogramm für das Medikament in den USA teilweise unterbrochen, nachdem einige Daten auf Leberschädigungen bei den betroffenen Patienten hindeuteten.

AKTIENKURS: Die Genussscheine von Roche haben sich seit Anfang Jahr seitwärts bewegt, und schneiden damit schlechter ab als der Gesamtmarkt (SMI) mit einem Plus von rund 3 Prozent. Im vergangenen Jahr gehörten die Titel mit einem Minus von rund 16 Prozent zu den schwächsten Blue Chips.

Website: www.roche.com

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