Oakland (Reuters) - Apple rechnet nach einem starken Jahresauftakt mit größeren Problemen.

Zusätzlich zum Ukraine-Krieg dürften sich die Lockdowns in China nicht nur auf die Nachfrage auswirken sondern auch die Produktion erschweren, prognostizierte der US-Technologiekonzern in der Nacht zu Freitag. Finanzchef Luca Maestri geht davon aus, dass Lieferketten-Schwierigkeiten einschließlich der Chipengpässe die Erlöse im laufenden Quartal um vier bis acht Milliarden Dollar drücken dürften. Dabei lief es in den drei Monaten zum 26. März noch richtig rund und Apple trumpfte mit einem Rekordgewinn und -umsatz für das zweite Geschäftsquartal auf. Maestri warnte, dass der Verkaufsstopp in Russland in Folge der Invasion Moskaus in der Ukraine nun stärker den Absatz belasten wird. Die Aktie drehte nachbörslich nach anfänglichen Gewinnen ins Minus.

Apple ist mit dem skeptischen Ausblick nicht allein. Auch andere Technologiekonzerne wie Amazon und Intel haben mit vorsichtigen Prognosen aufgewartet. Wie sich die Nachfrage weiterentwickle, sei die große Frage, sagte Investorin Kim Caughey Forrest von Bokeh Capital Partners.

UMSATZ STEIGT ZUM JAHRESSTART UM NEUN PROZENT

Im ersten Vierteljahr wuchs der iPhone-Hersteller trotz der weltweiten Konjunkturabkühlung, dem Inflationsdruck und Chipengpässen um fast neun Prozent auf 97,3 Milliarden Dollar und übertraf damit die Erwartungen von Analysten deutlich. Der Gewinn kletterte um fast acht Prozent auf 25 Milliarden Dollar. Zum einen profitierte Apple von der anhaltend hohen Nachfrage nach seinem Verkaufsschlager iPhone und anderen Geräten und zum anderen verkaufte der US-Konzern Dienstleistungen inklusive seiner Abo-Angebote wie Apple TV+ und Musikstreaming für bis dato nie erreichte 20 Milliarden Dollar.

Inzwischen hat sich das Dienste-Geschäft zum Wachstumsmotor des Technologiekonzerns gemausert. Mittlerweile kommt Apple auf 825 Millionen Bezahlkunden über seine verschiedenen Plattformen - nach 785 Millionen im Vorquartal. Videostreaming-Pionier Netflix verlor zuletzt Abonnenten.

Es gebe eine "anhaltend starke Nachfrage nach unseren Produkten", schrieb Finanzchef Maestri. Die Smartphone-Erlöse stiegen weltweit um 5,5 Prozent auf 50,6 Milliarden Dollar und standen damit erneut für mehr als die Hälfte der Konzern-Einnahmen. Als einer der wenigen Smartphone-Anbieter hatte Apple bereits in der Weihnachtssaison mit dem iPhone 13 ein neues Modell auf den Markt gebracht und punktet seither damit sowie mit dem neuen 5G-fähigen iPhone SE. Laut den Marktbeobachtern von Canalys verkaufte Apple im Auftaktquartal 56,5 Millionen iPhones und damit acht Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit kommen die US-Amerikaner mit einem Marktanteil von 18 Prozent auf Platz zwei hinter Branchenprimus Samsung Electronics, der Canalys zufolge 73,7 Geräte absetzte.

Trotz der weiterhin hohen Abhängigkeit vom iPhone sind auch andere Apple-Geräte bei Verbrauchern gefragt. Die Mac-Computer profitieren vom Trend zum hybriden Arbeiten zwischen Büro und heimischen Arbeitszimmer. Der Mac-Umsatz legte knapp 15 Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar zu. Die Erlöse mit Lautsprechern, Uhren und Kopfhörern zogen um zwölf Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar an, was leicht unter den Erwartungen lag.