Genf (awp) - Der rasante Technologiewandel hat auch den Devisenmarkt in den vergangenen Jahren stark verändert. Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist das von besonderer Relevanz, da der Devisenmarkt für die Umsetzung ihrer Geld- und Anlagepolitik eine wichtige Rolle spielt, wie die SNB-Vertreter Andréa Maechler und Thomas Moser am Donnerstag in einem Vortrag am Geldmarkt-Apéro in Genf darlegten.

Die SNB sei als Zentralbank daran interessiert, dass der Devisenmarkt jederzeit gut funktioniere - und damit seine Rolle etwa bei der Transmission der Geldpolitik gut spielen könne, sagte SNB-Direktoriumsmitglied Maechler. "Als Teilnehmerin am Devisenmarkt liegt es zudem in unserer Verantwortung, möglichst effizient und effektiv am Markt aktiv zu sein."

Wechselkurs beeinflusst monetäre Bedingungen

Der Wechselkurs sei zwar kein Ziel der Geldpolitik, betonte Maechler. Er sei aber insofern relevant, als er die monetären Bedingungen erheblich beeinflusse. "Veränderungen des Wechselkurses in einer kleinen, offenen Volkswirtschaft wie der Schweiz wirken sich massgeblich auf die Teuerung und die Konjunktur aus."

Verändere die Nationalbank ihren Leitzins oder interveniere sie am Devisenmarkt, habe dies wiederum einen Einfluss auf den Wechselkurs. Beim Franken komme hinzu, dass sein Aussenwert wegen seiner Rolle als internationaler sicherer Hafen in unsicheren Zeiten zur Aufwertung tendiere, betonte die SNB-Direktorin.

Drastischer Wandel

Der Devisenmarkt durchlebt gemäss den Ausführungen von Maechler und Moser aufgrund digitaler Innovationen einen drastischen Wandel. So sei der Markt zum einen klar fragmentierter geworden. Gleichzeitig würden vermehrt Handelsaktivitäten abseits der Märkte etwa in "Dark Pools" oder durch interne Verrechnungen von Handelsaufträgen durchgeführt. Für eine neue Dynamik" sorge zudem der zunehmende Einsatz von automatisierten Handelsprogrammen wie "Execution Algorithms" (EA).

Für die SNB bedeutet dies, dass sie eine breite Marktabdeckung mit Zugang zu mehreren Handelsplattformen benötige. Dabei brauche es Investitionen in eine "moderne und flexible Handelsinfrastruktur". So seien etwa in Europa ansässige Marktteilnehmer bei den für den Franken wichtigen Interbankenmärkten im Raum New York im Nachteil: Die physische Distanz bedeute bei der Ausführung von Transaktionen eine zeitliche Verzögerung von 30 bis 35 Millisekunden - was von erheblicher Bedeutung sein könne.

Angesichts der Marktumbruchs seien dabei auch Kollaborationen von Zentralbanken von wachsender Bedeutung, erklärten die SNB-Vertreter. Nicht zuletzt engagiert sich die Nationalbank im Projekt Rio des "BIS Innovation Hub", bei dem eine Monitoring-Plattform für solche Hochfrequenz-Märkte entwickelt wird. Zentral sei daneben aber auch die die Schaffung gemeinsamer Standards und von mehr Transparenz in einem "schnelleren und komplexeren Markt".

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