Peking/Shanghai (Reuters) - Der umstrittene chinesische Konzern Huawei will Insidern zufolge verlorene Anteile im Markt für Überwachungskamera-Chips zurückerobern.

Der Telekom-Ausrüster und Elektronik-Anbieter habe bereits mit der Auslieferung einer neuen Generation dieser Prozessoren begonnen, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen am Mittwoch. "Diese Überwachungschips sind im Vergleich zu Smartphone-Prozessoren relativ einfach herzustellen", fügte eine von ihnen hinzu. Huawei wollte sich zu diesem Thema nicht äußern.

Wegen möglicher Spionage für die chinesische Regierung steht Huawei auf einer schwarzen Liste der USA. Auch andere westliche Staaten sehen vor allem den Einsatz von Komponenten der Firma in Mobilfunknetzen kritisch. So will der Bund deren Einsatz ab dem 1. Januar 2026 teilweise verbieten.

Bevor Huawei unter Druck westlicher Staaten geriet, war die Sparte HiSilicon Weltmarktführer bei Überwachungskamera-Chips. Das Brokerhaus Southwest Securities taxierte den weltweiten Anteil im Jahr 2018 auf 60 Prozent. Der Beratungsfirma Frost & Sullivan zufolge ging die Quote bis 2021 auf knapp vier Prozent zurück. Zu den Kunden von HiSilicon zählten unter anderem die Überwachungssystem-Spezialisten Hikvision und Dahua. Inzwischen habe Novatek aus Taiwan den Platz der Huawei-Sparte als Lieferant moderner Chips für die Branche eingenommen, sagten Insider.

Weil Huawei in den vergangenen Jahren wegen verschiedener Embargos nur eingeschränkten Zugang zu westlicher Technologie hatte, forcierte der Konzern offenbar die eigene Entwicklungsarbeit. Anfang August ließ er mit der Vorstellung seiner neuen Generation des Smartphones "Mate 60" aufhorchen. Experten zufolge sind die dort verbauten Prozessoren aus chinesischer Produktion westlichen Modellen ebenbürtig.

Die beim chinesischen Auftragsfertiger SMIC gefertigten Halbleiter sind dem Branchendienst TechInsights zufolge mit moderner Spezialsoftware entworfen worden, "die sie eigentlich nicht haben dürften". "Wir wissen nicht, ob sich die Chinesen diese illegal beschafft haben, oder - was wahrscheinlicher ist - eigene Tools entwickelt haben", sagte TechInsights-Analyst Dan Hutcheson. Die weltweit führenden Anbieter dieser Programme sind die US-Firmen Cadence und Synopsys sowie die Siemens-Tochter Mentor Graphics.

(Bericht der Reuters-Büros Peking und Shanghai sowie von von Hakan Ersen; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)