Zürich (awp) - Der Uhrenhersteller Swatch wird voraussichtlich in der laufenden Woche die Resultate zum ersten Semester 2016 publizieren. Zum AWP-Konsens haben insgesamt 13 Analysten beigetragen.

H1 2016E
In Mio CHF    AWP-Konsens     H1 2015A 
Nettoumsatz      3'911          4'192  
EBIT               557            761
Reingewinn         427            548 

FOKUS: Die Schweizer Uhrenindustrie steht im Jahr 2016 aufgrund der sich weltweit abschwächenden Nachfrage nach Uhren und Luxusgütern weiterhin gehörig unter Druck. Vor diesem Hintergrund rechnen Analysten auch beim Branchenprimus Swatch im ersten Halbjahr mit einem rückläufigen Umsatz und weiter sinkenden Margen. Zwar verspricht die zweite Jahreshälfte insbesondere aufgrund der tieferen Vorjahresbasis eine gewisse Stabilisierung, doch dürfte 2016 laut Analystenschätzungen in der Exportstatistik des Schweizerischen Uhrenverbands am Ende dennoch ein Minus resultieren.

ZIELE: Swatch Group-CEO Nick Hayek hielt sich zuletzt mit Aussagen zum Geschäftsgang sowie zum Ausblick der Gruppe zurück, nachdem er sich Anfang Februar fürs Gesamtjahr optimistisch gezeigt und ein Umsatzwachstum in Lokalwährungen zwischen 5 und 10% erwartet hatte. Analysten gehen mittlerweile von einem Umsatzrückgang der Gruppe im laufenden Jahr aus, dies allerdings mit möglicherweise weiteren Marktanteilsgewinnen verbunden.

PRO MEMORIA: Die Schweizer Uhrenindustrie muss sich derzeit in einem schwierigen globalen Marktumfeld behaupten und dürfte im Jahr 2016 weniger Produkte ins Ausland exportieren als noch 2015. Mit dem Entscheid der Briten, aus der EU austreten zu wollen, nehmen die Unsicherheiten zu, wie Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), Ende Juni anlässlich der Verbands-GV erklärte. "Die Uhrenexporte werden 2016 sinken", sagte er. Der Rückgang werde sich sehr wahrscheinlich im einstelligen Prozentbereich bewegen.

Mitte März anlässlich der Uhrenmesse Baselworld hatte sich Pasche mit Blick auf das laufende noch zuversichtlich gezeigt und mit einer stabilen Entwicklung der Uhrenexporte gerechnet. "Nun verzeichnen wir nach fünf Monaten bereits einen Rückgang von 9,5%. Das lässt sich nicht mehr aufholen." Immerhin dürfte sich der Rückgang aufgrund der tiefen Basis aus dem zweiten Halbjahr 2015 etwas abschwächen.

Im Monat Mai sind die Uhrenexporte zum dritten Mal in Folge mit nominal 9,7% (-9,8% real) deutlich gesunken. Arbeitstagsbereinigt - der Berichtsmonat zählte einen Arbeitstag mehr als der Mai 2015 - ergibt sich sogar ein Rückgang von gut 14% (nominal und real). Ausschlaggebend waren einmal mehr die stark sinkenden Ausfuhren in den wichtigsten Absatzmarkt Hongkong, während Europa mit klaren Rückgängen ebenfalls negativ überrascht hat.

Der zur Swatch Group gehörende Luxusuhrenhersteller Omega und der italienische Brillenproduzent Marcolin Eyewear wollen gemeinsam Sonnenbrillen unter der Swatch-Edelmarke Omega herstellen, wie Anfang Juli bekannt wurde. Die erste Sommerkollektion soll ab August exklusiv in den Geschäften von Omega erhältlich sein. Swatch arbeitet bereits mit dem italienischen Brillenkonzern Safilo bei der Herstellung der Sonnenbrillen unter der Marke "Swatch The Eyes" zusammen.

Mit der chinesischen Geely-Gruppe unterzeichnete der Uhrenkonzern Anfang Juni einen Vertrag zur Nutzung seiner neuartigen Batterien in Autos und Motorrädern. Für Swatch-Chef Nick Hayek ist das "ein erster Durchbruch für unsere Erfindung". Die Kooperation mit dem chinesischen Autokonzern soll dazu dienen, die Batterien optimal auf den Einsatzzweck abzustimmen. Im kommenden Jahr könnte es zur gemeinsamen Produktion der Batterien in China kommen. Die Batterien, die in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich entwickelt werden, sollen mindestens 30% leistungsfähiger sein als herkömmliche Typen und ist bereits durch 20 Patente geschützt.

Trotz harzigem Geschäftsgang: Swatch habe nicht vor, Stellen zu streichen, sagte Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek Mitte Mai an der Generalversammlung in Grenchen. "Wie schon in der Vergangenheit ist der Stellenabbau in Krisenzeiten bei uns kein Thema", sagte Hayek und wies mit einem Seitenhieb auf "einige Konkurrenten" hin, die dem starken Franken mit diesem Mittel begegneten. Wegen des starken Frankens konzentriere sich die Diskussion derzeit auf die Forschung und Entwicklung, sagte die Tochter des 2010 verstorbenen Swatch-Gründers Nicolas Hayek. Die Stärke der Schweizer Industrie sei aber, dass sie ihre Produkte auch in der Schweiz produziere.

Die Bezahluhr der Marke Swatch, die "Swatch Bellamy", ist nach China auch in der Schweiz erhältlich. Die Uhrenmarke kooperiert dazu - wie bereits bekannt - mit Visa und neu mit der Cornèr Bank AG/Cornèrcard. Die schlicht gehaltenen Uhren werden zu einem Preis von 105 CHF verkauft.

AKTIENKURS: Die gedämpfte Nachfrageschwäche sowie die mit dem Brexit zusätzlich aufgekommenen Unsicherheiten sind auch an den Swatch-Papieren nicht spurlos vorbeigegangen. Bereits seit Ende 2013, als eine Swatch-Inhaberaktie noch zu rund 600 CHF gehandelt wurde, geht es mit dem Kurs nach unten. Dabei hat sich der Kurs im laufenden Jahr um rund einen Fünftel weiter abgeschwächt und liegt nun bei 280 CHF. Der anhaltend starke Schweizer Franken, Konjunktur- und Terrorsorgen sowie die Nachfrageschwäche am wichtigsten Exportmarkt Hongkong haben eine Reihe von Analysten in den vergangenen Wochen dazu bewogen, ihre Ratings und Kursziele zu revidieren.

Website: www.swatchgroup.ch

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