Zürich (awp) - Der Telekomkonzern Swisscom veröffentlicht am Donnerstag, 28. April, die Ergebnisse zum ersten Quartal 2022. Zum AWP-Konsens haben insgesamt sechs Analysten beigetragen.

Q1 2022E
(in Mio Fr.)    AWP-Konsens    Q1 2021A   
 
Umsatz              2758         2803        
EBITDA              1097         1124      
EBIT                 498          516       
Reingewinn           375          638       
 

FOKUS: Analysten erwarten einen leichten Rückgang von Umsatz und Betriebsgewinn sowie einen deutlichen Taucher beim Reingewinn. Allerdings spielen hier Sonderfaktoren eine Rolle, die im Vorjahresquartal den Reingewinn nach oben getrieben hatten: So hatten Aufwertungen aus einer Glasfaserkooperation der italienischen Tochter Fastweb und der Verkauf einer Beteiligung in Belgien damals für einen Einmalgewinn von 207 Millionen Franken gesorgt. Nun dürfte der "Blaue Riese" durch den Wegfall der Sonderfaktoren wieder in die üblichen Sphären zurückkehren: Analysten erwarten einen Reingewinn in der Grössenordnung von 2020 von knapp 400 Millionen Franken.

Operativ wird ein solides Quartal erwartet. Dabei wird sich das bisherige Muster fortsetzen: Während die Swisscom in der Schweiz leichte Einbussen hinnehmen muss, wächst die italienische Breitbandtochter Fastweb. Im Heimmarkt dürfte die Swisscom nach Ansicht der Analysten weiterhin leichte Marktanteile im Festnetz- und Mobilfunkgeschäft verloren haben. Der Preisdruck bei den Bündelabos und den Geschäftskunden wird angehalten haben. Auf der anderen Seite gibt die Swisscom Gegensteuer bei den Kosten.

Zudem kann man gespannt sein, welche Akzente der neue Konzernchef Christoph Aeschlimann setzen wird, der am 1. Juni sein Amt antritt. Der bisherige Firmenlenker Urs Schaeppi nimmt nach neun Jahren an der Spitze dann den Hut.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2022 erwartet der Konzern einen Umsatz von 11,1 bis 11,2 Milliarden Franken. Der EBITDA soll rund 4,4 Milliarden Franken erreichen und die Investitionen rund 2,3 Milliarden Franken. Die Dividende bleibt bei 22 Franken, wenn die Ziele erfüllt werden. Weiterhin beabsichtigt die Swisscom wie in den Vorjahren auch 2022, die Kostenbasis um rund 100 Millionen Franken zu senken.

PRO MEMORIA: Im Glasfaserstreit hat die Weko den Ausbau nach dem Einfasermodell mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht gestoppt. Rekurse der Swisscom gegen das Weko-Verdikt sind zunächst vor Bundesverwaltungsgericht und dann vor Bundesgericht gescheitert. Das Verbot hat die Partnerschaft mit Salt beim Glasfaserausbau auf Eis gelegt. Nun muss die Swisscom mit der Weko einen Ausweg aus der Sackgasse finden. Im schlimmsten Fall, wenn die Weko auf einem Ausbau mit vier Fasern beharre, hätte das Mehrkosten von 30 bis 40 Prozent zur Folge, erklärte die Swisscom. Bis Ende 2025 würde das 400 bis 600 Millionen Franken ausmachen. Zudem könnte man bis Ende 2025 nur noch 1 Million Haushalte mit den ultraschnellen Leitungen erschliessen. Das wären 500'000 Haushalte und Geschäfte weniger als geplant. Damit würde man nur noch 50 Prozent der Bevölkerung abdecken statt 60 Prozent.

Der Bundesrat will kein einheitliches Mobilfunknetz anstelle der bisherigen Lösung mit drei Anbietern. Er setzt dafür auf den Ausbau der 5G-Netze mit adaptiven Antennen und auf Glasfasernetze, wie die Regierung Mitte Monat entschieden hat. Ein Einheitsnetz anstelle der Netze von Swisscom, UPC Sunrise und Salt würde zwar weniger Antennenstandorte erfordern, schrieb der Bundesrat. Die Strahlenbelastung der Bevölkerung könnte dadurch aber kaum gesenkt werden. Zudem würde der funktionierende Wettbewerb in Frage gestellt. Schnell ausgebaut werden sollen dafür die 5G-Netze in Kombination mit den Glasfasernetzen. Im März haben die Kantone die vereinfachte Baubewilligung für 5G-Antennen wieder zugelassen.

Die Einigung der Telekomanbieter mit den TV-Sendern und Werbevermarktern auf einen neuen Fernsehtarif ab diesem Jahr hat Folgen für die Kunden: TV-Nutzer von Salt können die bisherige Replay-Funktion ab dem 1. Mai nur noch eingeschränkt nutzen. Die Replay-Dauer wurde von sieben Tagen auf nur noch 30 Stunden reduziert und die Vorspulfunktion gestrichen. Wer diese Funktion dennoch weiter nutzen möchte, der kann sich für einen monatlichen Aufpreis den alten Funktionsumfang zurückkaufen. Wie die Swisscom und Sunrise UPC den neuen Tarif umsetzen, ist noch offen. Technisch ist die Einführung der Zwangswerbung beim Überspulen eine aufwendige Sache.

Die Swisscom zieht der 3G-Mobilfunktechnologie Ende 2025 den Stecker. Durch die 3G-Abschaltung will der Konzern die freiwerdenden Frequenzen für die neueren Technologien 4G und 5G nutzen. Bei der Konkurrenz Sunrise UPC und Salt gibt es noch keine Daten für die Ausserbetriebnahme von 3G. Zudem hat die Swisscom Ende März den MMS-Dienst (Multimedia Messaging Service) abgeschaltet.

Im Februar hatte die italienische Glasfasernetz-Firma Fibercop, an der die Swisscom-Tochter Fastweb beteiligt ist, kartellrechtliche Bedenken der Aufsichtsbehörden umschifft. Die Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) akzeptierte die von Fibercop offerierten Verpflichtungen, wie den Abbau von Hindernissen für die Kundenakquise sowie die Förderung eines uneingeschränkten Infrastrukturwettbewerbs und der Infrastruktur angeboten.

Ab April bezahlt die Swisscom ihren rund 10'000 Mitarbeitenden, die dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) unterstehen, mehr Lohn. Die Lohnsumme wird um 0,9 Prozent erhöht. 2021 hatte es bereits 0,8 Prozent mehr Lohn gegeben und ein Jahr davor 1,0 Prozent.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie ist seit Anfang Jahr um rund 9 Prozent gestiegen. Sie hat damit auch den Taucher von Ende März wieder wettgemacht. Der Gesamtmarkt SMI hat derweil um etwa 6 Prozent nachgegeben.

Homepage: www.swisscom.ch

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