HAMBURG (dpa-AFX) - TAG Immobilien machen wie auch der gesamten Branche die deutlich gestiegenen Zinsen zu schaffen. Deshalb will der Konzern mit dem Verkauf von Immobilien die Schulden senken. Aufgrund des derzeit schwierigen Umfelds für Immobilienverkäufe wertete das Unternehmen sein Portfolio ab. Unter dem Strich fiel ein Verlust im dreistelligen Millionenbereich an. Während der Immobilienkonzern dank einer starken Nachfrage nach Wohnraum in den ersten sechs Monaten mehr mit Mieten einnehmen konnte, drückten die Finanzierungskosten auf den operativen Gewinn. Die Jahresziele für das laufende Jahr bestätigte der MDax-Konzern. Die Aktie verlor im morgendlichen Handel rund 2,5 Prozent an Wert.

Das Unternehmen habe mit den guten operativen Vermietungs- und Verkaufsergebnissen die in den vergangenen Quartalen stark gestiegenen Finanzierungskosten in weiten Teilen ausgleichen können, sagte die für das Tagesgeschäft (COO) zuständige Vorständin Claudia Hoyer am Montag laut einer Mitteilung. Der Ende Juni erfasste und im Hinblick auf die allgemeine Marktentwicklung durchaus zu erwartende Bewertungsverlust habe die Unternehmensstrategie bestätigt, Portfolios selektiv auch mit moderaten Abschlägen zu den in der Vergangenheit ermittelten Marktwerten zu verkaufen.

Im ersten Halbjahr wurden den Unternehmensangaben Verträge zum Verkauf von insgesamt 1051 Wohnungen inklusive eines größeren Gewerbeobjekts in Deutschland beurkundet. Der komplette Verkaufspreis betrage 161,8 Millionen Euro, teilte der MDax-Konzern in Düsseldorf mit. Die Verkäufe erfolgten dabei in Summe mit einem Buchverlust von 3,9 Millionen Euro. Auch in Polen konnte der Immobilienkonzern in den ersten sechs Monaten 1817 Wohnungen veräußern, 863 Wohnungen wurden den Käufern übergeben.

Allerdings habe TAG Immobilien bei den rund 1350 zusätzlich beurkundeten Wohnungen in Deutschland Anfang des Jahres von einem Rücktrittsrecht Gebrauch gemacht, da die Finanzierung durch die andere Vertragspartei nicht fristgerecht vorgelegt worden sei. Damit stehe dem Unternehmen eine Vertragsstrafe zu, hieß es. Ein Teil dieser Wohnungen soll weiterhin veräußert werden. Mit dem Nichtzustandekommen des Verkaufs würde auch ein Kauf von etwa 650 Wohnungen durch TAG Immobilien nicht über die Bühne gehen, der ein Bestandteil dieser Transaktionen sei.

Derweil profitierte der Immobilienkonzern von einer starken Nachfrage nach Wohnraum. Die Nettokaltmiete legte in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich um knapp drei Prozent auf 174,1 Millionen Euro zu. Die Mieten in Deutschland stiegen auf vergleichbarer Basis und inklusive Leerstandsabbau um 2,1 Prozent. Allerdings drückten vor allem höhere Finanzierungskosten auf das Ergebnis. Der operative Gewinn (FFO 1) fiel im Jahresvergleich um gut sieben Prozent auf 89,1 Millionen Euro. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen.

Unter dem Strich fiel ein Minus von 304,7 Millionen Euro an. Das Unternehmen werte die deutschen Immobilien Ende Juni um mehr als sieben Prozent ab. Ein Jahr zuvor hatte TAG Immobilien noch einen Gewinn von 301,8 Millionen Euro ausgewiesen.

Für das laufende Jahr stellen sich die Hanseaten im Tagesgeschäft weiterhin auf einen Gewinnrückgang ein und rechnen mit einem operativen Ergebnis von 170 bis 174 Millionen Euro. Damit würde der Konzern im schlimmsten Fall sogar noch unter das Niveau von 2020 zurückfallen, als der Wert bei knapp 173 Millionen Euro gelegen hatte.

Der Hamburger Konzern konzentriert sich mit seinem Portfolio von zuletzt rund 85 700 Immobilien in Deutschland auf sogenannte B- und C-Standorte, die damit in den weiteren Einzugsgebieten der Metropolen und in mittelgroßen Städten liegen. Der größte Teil der Wohnimmobilien befindet sich in Ostdeutschland in Städten wie Gera, Leipzig, Chemnitz, Erfurt sowie im Umfeld von Berlin.

Zudem ist TAG Immobilien mit dem Zukauf des Projektentwicklers Vantage Development Ende 2019 in den polnischen Markt eingestiegen und baute das Geschäft 2022 mit dem Kauf des Wohnungsentwicklers Robyg aus. Erst jüngst gründeten der Immobilienkonzern mit einer Fondsgesellschaft des Finanzinvestors Centerbridge Partners ein Gemeinschaftsunternehmen, das für den Ankauf von Grundstücken zuständig ist. Im Nachbarland plant TAG in den kommenden fünf Jahren den Aufbau eines Mietwohnungsportfolios von mehr als 10 000 Mietwohnungen./mne/ngu/nas