Die Aussicht auf weitere kräftige Zinserhöhungen und die sich verstärkenden Sorgen im Hinblick auf eine Rezession dürften auch zum Wochenausklang für kräftige Abgaben an der Wall Street sorgen. Im Anschluss an die dritte Zinserhöhung um 75 Basispunkte am Mittwoch hatte Fed-Präsident Jerome Powell betont, dass die Bekämpfung der Inflation für die US-Notenbank oberste Priorität hat - auch auf Kosten eines konjunkturellen Abschwungs. Für den Future auf den S&P-500 geht es um 1,0 Prozent nach unten.

"Eine Woche, die von einer weiteren aggressiven Straffung der Geldpolitik auf der ganzen Welt geprägt war, hat die Aktienmärkte angesichts der sich verschlechternden Aussichten in Mitleidenschaft gezogen", so Richard Hunter, Head of Markets bei Interactive Investor. "Die Vielzahl von Zentralbanken, die ihre Geldpolitik straffen, erhöht das Risiko eines schwächeren Wirtschaftswachstums", heißt es ergänzend von der ANZ.

Steve Englander, Head of global G10 Currency Research bei Standard Chartered, prognostiziert nun eine Anhebung der Fed-Leitzinsen um 75 Basispunkte im November und eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte im Dezember. "Da die Aktivität am Arbeitsmarkt noch nicht stark auf die Straffung reagiert hat, kann die Fed nicht gut einschätzen, wie hoch die Zinsen sein müssen, um das gewünschte Inflationsergebnis zu erreichen. Sobald die Arbeitslosigkeit ansteigt, werden solche Schätzungen eher möglich sein, aber bis dahin ist es schwierig, eine zuverlässige Schätzung der Höhe der Zinssätze zu erstellen", so der Teilnehmer.

Für einen Impuls könnten die Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Service-Sektor für September kurz nach der Eröffnung sorgen. Die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone für September hatten enttäuscht und deuten nach Einschätzung der Commerzbank auf eine Rezession hin. Der neuerliche Rückgang spreche für eine Rezession im Winterhalbjahr.

Für die Renditen am Anleihemarkt geht es mit den Inflationssorgen und den erhöhten Zinsprojektionen der Fed weiter kräftig nach oben.

Für die Boeing-Aktie geht es vorbörslich um 0,7 Prozent nach unten. Der US-Flugzeugbauer muss eine Strafe von 200 Millionen Dollar zahlen. Boeing habe "fahrlässig" gegen die Betrugsbekämpfungsvorschriften der US-Wertpapiergesetze verstoßen, hieß es in einer am Donnerstag veröffentlichten Mitteilung der Börsenaufsicht. Boeing soll nach den tödlichen Flugzeugabstürzen im Jahr 2018 und 2019 die Öffentlichkeit über die Sicherheit der 737-Max-Maschinen getäuscht haben.

Die Qualcomm-Aktie verliert trotz positiv klingender Aussagen bei einer Investorenveranstaltung 2,3 Prozent. Der Chiphersteller kann sich demnach vor Aufträgen für die Automobilindustrie kaum retten und hat angesichts der guten Auftragslage seine mittelfristigen Prognosen für die Umsätze im Geschäft mit Chips für die Autobranche erhöht. Der Technologie-Sektor reagiert allerdings besonders sensibel auf die Aussicht steigender Zinsen, heißt es.

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September 23, 2022 05:57 ET (09:57 GMT)