FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Rücksetzer vom Wochenschluss stagniert der europäische Aktienmarkt am Montag im Großen und Ganzen. Der wichtigste Termin des Tages ist die Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Länder-Ministerpräsidenten zur aktuellen Corona-Lage. Mit einem Ergebnis wird allerdings erst nach Handelsschluss in Europa gerechnet, zudem ist wenig Überraschendes zu erwarten.

Ursprünglich sollte bei dem Treffen über die Öffnung weiterer Bereiche des öffentlichen Lebens gesprochen werden, doch nun deuten die bereits an die Presse lancierten Vorlagen auf eine Lockdown-Verschärfung bis zum 18. April hin. Massiv unter Druck stehen in Folge die Reiseaktien. Hier belastet zudem, dass Berater den britischen Premierministers Boris Johnson dazu drängen, das Verbot für Auslandsreisen nicht aufzuheben. Die Titel der britischen Airline-Holding IAG brechen knapp 5 Prozent ein, die des Reiseveranstalters Tui um 6 Prozent, Lufthansa um fast 3,2 Prozent. Der DAX legt um 0,2 Prozent auf 14.650 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 büßt 0,1 Prozent auf 3.835 Zähler ein.


   Nochmalige Corona-Verlängerung im Fokus 

"Je länger der Lockdown dauert, desto teurer wird er und desto größer wird die Gefahr von Steuer- und Abgabenerhöhungen", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Analyst Thomas Altmann von QC Partners unterstreicht, dass sich die wirtschaftliche Erholung immer weiter nach hinten verschiebe. Im Moment habe man einen "voll bewerteten Aktienmarkt, das macht die Börsen bei der kleinsten negativen Nachricht anfällig für einen Rückschlag", warnt Altmann. Die Börsen hätten für die Nach-Corona-Zeit schon das Beste aller Szenarien eingepreist: "Wenn die tatsächliche Welt nur marginal von diesem Top-Szenario abweicht, drohen bereits Rückschläge". Ifo-Chef Clemens Fuest wirft der Politik vor, dass nur in den Alternativen "Öffnung versus Lockdown" gedacht werde. Es bestehe nun die Gefahr, "dass wir jetzt auf einen Stotter-Lockdown zusteuern", warnt er.


   Autotitel weiter gesucht 

Weiter in Rallylaune zeigen sich die Autowerte. VW-Vorzüge steigen 6,4 Prozent, die Stämme um 10,5 Prozent. Nun haben auch die Analysten der Deutschen Bank die Kursziele für VW deutlich nach oben geschraubt. Die Analysten stellen sich die Frage, ob die Elektrofahrzeugstrategie, die im Zuge der Gesamtjahreszahlen 2020 von Volkswagen kommuniziert worden sei, den Weg des VW-Kurses an die 400-Euro-Marke ebne. Volkswagen habe die E-Fahrzeuge der kommenden Jahre präsentiert, das Ziel für die Elektropenetration bis 2030/31 auf rund 50 Prozent erhöht, die Installation von 240-Gigawatt-Batteriekapazität angekündigt und einen Plan zur Halbierung der Batterizellenkosten unterbreitet. Zu rechnen sei mit einer ausgeprägten Gleichteilestrategie und einer Fahrzeugplattform, die von allen Konzernmarken genutzt werden könne. Die Erzielung von Synergien wird auch von der Deutschen Bank sehr begrüßt. Die Aktie von Porsche fährt mit einem Plus von 8 Prozent den Stämmen erneut etwas hinterher.

Auch Astrazeneca stehen auf der Gewinnerseite. Der Kurs steigt um 3,2 Prozent. Neue Studien der Phase III in den USA bescheinigen dem Impfstoff gegen Corona eine Wirksamkeit von 79 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Voraussichtlich in den kommenden Wochen werde Astrazeneca nun die US-Zulassung beantragen. Shore Capital und Citigroup bezeichnen die jüngste Studie zur Wirksamkeit der Coronaimpfstoffs aus dem Hause Astrazeneca gleichermaßen als beruhigend und ermutigend. Auch bei älteren Menschen sei die Immunisierung mit dem Astra-Mittel sehr wirksam und führe nicht zu einem erhöhten Thrombose-Risiko.


   Türkei nach Rauswurf des Notenbankchefs im Fokus 

Im Fokus steht am Montag die Türkei: Die Lira steht stark unter Druck. Zeitweise wertet sie um 17 Prozent ab und zeigt sich nun 6 Prozent tiefer. Der Aktienmarkt bricht knapp 10 Prozent ein. In einem überraschenden Schritt hatte der türkische Präsident Erdogan am Freitagabend den Chef der Zentralbank, Naci Agbal, entlassen und durch einen Parteifreund ersetzt. "Die Türkische Lira dürfte diese Woche einen schweren Stand haben", sagt Ulrich Stephan, Anlagestratege der Deutschen Bank. Er verweist darauf, dass Erdogan die Entlassung zwar nicht begründet, in der Vergangenheit hohe Leitzinsen aber immer wieder als die "Mutter aller Übel" bezeichnet habe. Agbal hatte die Zinsen hingegen stetig erhöht, um die Inflation zu bekämpfen; zuletzt am Donnerstag auf 19 Prozent.

Die Entwicklung in der Türkei belastet nach Ansicht der Citigroup die spanische Bank BBVA (minus 7,2 Prozent) erneut schwer. Analyst Benjie Creelan-Sandford beziffert den Gewinnanteil der BBVA in der Türkei über die 49,9-prozentige Beteiligung an der Garanti Bank auf mehr als 10 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.835,23  -0,05    -1,79       7,95 
Stoxx-50                3.282,76   0,19     6,08       5,61 
DAX                    14.650,11   0,20    29,11       6,79 
MDAX                   31.751,23   0,41   128,68       3,10 
TecDAX                  3.399,16   0,78    26,40       5,80 
SDAX                   15.307,52   0,08    12,22       3,68 
FTSE                    6.725,61   0,25    16,90       3,84 
CAC                     5.974,66  -0,39   -23,30       7,62 
 
Rentenmarkt              zuletzt         absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,31           -0,01      -0,55 
US-Zehnjahresrendite        1,69           -0,03      -0,99 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Mo, 8:17  Fr, 17:23   % YTD 
EUR/USD                1,1920     +0,29%      1,1888     1,1902   -2,4% 
EUR/JPY                129,67     +0,20%      129,17     129,58   +2,8% 
EUR/CHF                1,1025     -0,23%      1,1054     1,1074   +2,0% 
EUR/GBP                0,8617     +0,34%      0,8580     0,8582   -3,5% 
USD/JPY                108,77     -0,10%      108,78     108,87   +5,3% 
GBP/USD                1,3834     -0,04%      1,3848     1,3872   +1,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,5052     -0,13%      6,5085     6,5110   +0,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             57.070,00     -1,06%   57.789,74  58.817,34  +96,5% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               61,84      61,42       +0,7%       0,42  +27,0% 
Brent/ICE               64,79      64,53       +0,4%       0,26  +25,3% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.737,22   1.738,17       -0,1%      -0,95   -8,5% 
Silber (Spot)           25,71      25,85       -0,6%      -0,15   -2,6% 
Platin (Spot)        1.190,40   1.201,50       -0,9%     -11,10  +11,2% 
Kupfer-Future            4,13       4,11       +0,4%      +0,02  +17,2% 
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March 22, 2021 11:01 ET (15:01 GMT)