MAILAND (dpa-AFX) - Die italienische Großbank Unicredit erwägt offenbar einen Ausstieg aus dem Türkei-Geschäft. Die Südeuropäer sprechen im Rahmen ihres neuen Strategieplans mit dem türkischen Partner Koc Group über die Zukunft des Gemeinschaftsunternehmens, wie das Kreditinstitut am Montagmorgen in Mailand mitteilte. Damit reagierte die Bank auf Medienberichte, denen zufolge sie ihren 50-prozentigen Anteil an der Yapi Kredi an den Partner Koc verkaufen wolle. Eine Entscheidung über die Zukunft von Yapi Kredi sei noch nicht gefallen, hieß es zum Wochenstart weiter von der Unicredit.

Am Montagnachmittag teilte die Koc Group - die mit der UniCredit das türkische Institut Yapi Kredi kontrolliert - dann mit, dass sie keine Absicht habe, die mehrheitliche Kontrolle an der türkischen Bank zu übernehmen. Koc bestätigte aber Gespräche mit UniCredit zur Neuorganisierung der Aktionärsstruktur von Yapi Kredi.

Weder UniCredit noch Koc wollen die direkte oder indirekte Mehrheit an Yapi Kredi übernehmen, hieß es in einer Pressemitteilung von Koc, die der Nachrichtenagentur Apa vorlag. Bisher sei keinerlei Beschluss über die Zukunft der Bank ergriffen worden. UniCredit und Koc Holding halten jeweils eine 50-prozentige Beteiligung an Koc Financial. Diese kontrolliert einen 72-Prozent-Anteil am Kapital von Yapi Kredi.

Neuigkeiten zu dem Thema könnte es bereits in der kommenden Woche von Konzernchef Jean-Pierre Mustier geben. So veranstaltet die Unicredit am kommenden Dienstag, den 3. Dezember, einen Kapitalmarkttag in London.

Laut dem Analysten Benjie Creelan-Sandford vom Investmenthaus Jefferies wäre eine Trennung von Yapi Kredi sinnvoll für die Italiener. Zwar würden Gewinne in kleinerem Umfang verloren gehen, die Maßnahme würde aber viel ansonsten gebundenes Kapital freisetzen. Grundsätzlich sei eine Reduktion der Bilanzkomplexität der Unicredit ein potenzieller Kurstreiber. Die Aktien der Unicredit legten am Montagvormittag in einem insgesamt freundlichen Gesamtmarkt um überdurchschnittliche 2,15 Prozent zu./mis/knd/eas