BERLIN/DETROIT (dpa-AFX) - Die US-Bundespolizei FBI hat im Abgasskandal einen deutschen VW -Manager festgenommen. Der früher mit Umweltfragen in den USA betraute Mitarbeiter sollte in Miami einem Richter vorgeführt werden, wie eine Sprecherin des dortigen Gerichts am Montag sagte. Ihm wird vorgeworfen, in die massenhafte Manipulation von Abgastests bei VW-Dieselautos verwickelt zu sein.

Konkret soll der Mann, als US-Behörden VW bereits auf die Schliche gekommen waren, versucht haben, die Manipulation zu vertuschen und die Ermittler in die Irre zu führen. Laut "New York Times" wurde der Manager bereits am Samstag in Florida festgesetzt.

Einem Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge geraten neben ihm aber auch hochrangige Manager in Deutschland ins Visier der US-Fahnder. Die Ermittler wollen auch sie zur Rechenschaft ziehen, schreibt die Agentur unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

Ein Konzernsprecher wollte sich unter Verweis auf laufende Untersuchungen zunächst nicht äußern. "Wir arbeiten weiter eng mit dem Justizministerium zusammen."

Anderen Medienberichten zufolge steht Volkswagen kurz vor einem Milliardenvergleich mit der US-Justiz. Schon in dieser Woche könnte eine Einigung erzielt werden, die strafrechtlichen Ermittlungen beizulegen. Die damit verbundene Strafzahlung dürfte dem "Wall Street Journal" zufolge bei mehreren Milliarden Dollar liegen. Auch dies wollte eine VW-Sprecherin auf Nachfrage nicht kommentieren. Offen ist auch, ob und welchen Zusammenhang es zwischen einem Vergleich und der Festnahme des Managers gibt.

Unklar ist den Berichten zufolge auch, ob VW im Rahmen des Vergleichs mit dem Justizministerium ein Schuldgeständnis abgeben werde, schreibt das "Wall Street Journal" weiter. Den Quellen zufolge dürften dem Konzern Betrug und Irreführung von Regierungsbeamten zur Last gelegt werden. Der Kompromiss dürfte demnach neben strafrechtlichen weitere zivilrechtliche Bußgelder umfassen.

Volkswagen bemüht sich, die Auseinandersetzung mit dem US-Justizministerium noch vor Amtsantritt des künftigen Präsidenten Donald Trump am 20. Januar beizulegen. Konzernchef Matthias Müller hatte im November nach den US-Wahlen gesagt, er hoffe, dass sich das Ergebnis nicht negativ auf die Verhandlungen auswirken werde.

VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Abgastests manipuliert zu haben. Die US-Ermittler prüfen in diesem Zusammenhang seit über einem Jahr kriminelle Vergehen. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge von dem Skandal betroffen, davon mehr als 550 000 in den USA.

Im September hatte sich ein langjähriger VW-Mitarbeiter im Dieselskandal in den USA schuldig bekannt. Er hatte zugegeben, am Konzernsitz in Wolfsburg und später in den USA Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein. Ziel sei die Entwicklung spezieller Software zur Manipulation von Emissionstests gewesen, mit der in den USA Behörden und Kunden getäuscht worden seien./fri/DP/das