FRANKFURT (Dow Jones)--Der frühere Vorstandschef von Volkswagen und Porsche, Matthias Müller, rechnet mit einem Umbruch in der Automobilindustrie. "Es wird sicher eine Bereinigung geben, von mancher Marke wird nur der Name übrigbleiben", sagte er im Interview mit Welt.

Den Niedergang der deutschen Autoindustrie habe man "in hundert Jahren schon ca. zehnmal vorhergesagt. Das ist jetzt das elfte Mal - und sie wird trotzdem überleben." Ob Tesla die Kurve bekomme, müsse man abwarten; auch die meisten Hersteller aus China hätten es noch nicht geschafft, sich global zu etablieren. Müller ist Verwaltungsratschef des Start-ups Piëch, hinter dem Anton Piëch steht, der Sohn von Ferdinand Piëch.

Das Unternehmen will in zwei Jahren Luxus-Sportwagen im Preissegment von mehr als 150.000 Euro auf den Markt bringen "Wir unterscheiden uns auch durch unseren Fokus auf nachhaltige Mobilität, weil wir planen, die Batterie-Elektromotoren eines Tages durch Wasserstoffantriebe oder Verbrennungsmotoren zu ersetzen, die mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden", sagte Piëch-Vorstandschef Andreas Henke. Dadurch erreichten die Wagen "die 3-4-fache Laufleistung. Das reduziert den CO2-Fussabdruck dramatisch."

Anton Piëch sieht eine neue Gründerzeit in der Autobranche. "Weil sich die Technologie verändert, entsteht in der Industrie Raum für Start-ups", sagte er. "Trotzdem führt es zu Kopfschütteln, wenn man sagt: ich mache eine neue Autofirma auf. Selbst wenn man Piëch heißt." Müller sprach von der dritten Revolution der Autoindustrie: "Die erste war die Industrialisierung mit dem Ford T, die zweite das Toyota-Produktionssystem Anfang der 90er-Jahre. Jetzt haben wir wieder einen Quantensprung, angetrieben durch die Klima- und Mobilitätswende."

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December 11, 2020 23:00 ET (04:00 GMT)