BERLIN (awp international) - Der Wirtschaftsprüfer, der für die Sonderprüfung zum Bilanzbetrug beim früheren Dax -Unternehmen Wirecard verantwortlich war, hat deutliche Vorwürfe gegen Wirecard erhoben. "Im Verlauf der Untersuchung sind wir auf erhebliche Hürden und Hindernisse gestossen, die in der mangelnden Kooperationsbereitschaft von Wirecard begründet lagen", sagte Alexander Geschonneck von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des Bundestags. Dokumente seien teils mit mehrmonatiger Verspätung zur Verfügung gestellt, Interviewtermine verschoben und der Zugang zu IT-Systemen nicht ermöglicht worden.

Das Ergebnis sei trotzdem klar gewesen: Für die Geschäfte mit Drittpartnern in Asien habe Wirecard keine ausreichenden Nachweise zur Existenz von Kundenbeziehungen und daraus angeblich erzielten Umsätzen vorgelegt. Diese Geschäfte sollen bei Wirecard zuletzt mehr als die Hälfte des Umsatzes und einen Grossteil des Gewinns ausgemacht haben. Es habe aber keine ausreichenden Nachweise zur Höhe der Umsätze, zu Kontoständen oder Zahlungseingängen gegeben, berichtete Geschonneck.

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG war im Oktober 2019 mit der Sonderprüfung beauftragt worden, nachdem es mehrere Berichte über Unregelmässigkeiten bei dem Tech-Konzern gab. Ihr Untersuchungsbericht brachte den Skandal erst richtig ins Rollen. Im Sommer räumte der inzwischen insolvente Dax-Konzern dann Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro ein.

Das einst als deutsche Technologiehoffnung gehandelte Unternehmen machte nach bisherigem Stand der Ermittlungen jahrelang Verluste. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass seit 2015 Scheingewinne auswiesen wurden. Allein Banken und Investoren verloren nach ihren Berechnungen mehr als drei Milliarden Euro./tam/DP/eas