BERLIN (dpa-AFX) - Wichtige Aussagen im Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal sollten nach Ansicht von Linken, Grünen und FDP live im Internet übertragen werden. "Der größte Wirtschaftskrimi der BRD gehört öffentlich verhandelt", forderte der Finanzpolitiker der Linken, Fabio De Masi, am Dienstag. Die Große Koalition aber blockiere ein Streaming selbst bei Zeugen, die Personen der Zeitgeschichte seien und selbst keine Einwände gegen eine öffentliche Übertragung hätten.

Der Ausschuss will am Donnerstag unter anderem den früheren Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg und Finanzstaatssekretär Wolfgang Schmidt befragen. Es geht um den Einsatz der Bundesregierung für Wirecard während einer China-Reise.

"Gerade angesichts des eklatanten Behördenversagens und der vielen Regierungskontakte bei Wirecard muss die Öffentlichkeit bei wichtigen Zeugen direkt dabei sein können", forderte der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar. De Masi mutmaßte, Union und SPD wollten offenbar verhindern, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) in Bedrängnis kämen, die für einen späteren Zeitpunkt als Zeugen geladen sind.

Der Finanzpolitiker der Grünen, Danyal Bayaz, betonte vor allem, Tausende geschädigte Anleger sollten die Chance bekommen, der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals persönlich zu folgen. Außerdem seien Pressevertreter und andere Beobachter bei einer Live-Übertragung im Internet während der Corona-Krise weniger Ansteckungsrisiken ausgesetzt. "Der Bundestag hat hier eine Vorbildfunktion", sagte er./tam/DP/eas