Geschäftsbericht 2023

Württembergische Krankenversicherung AG

Württembergische Krankenversicherung AG

Inhaltsverzeichnis

Vorstand und Aufsichtsrat

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Unser Vorstand

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Unser Aufsichtsrat

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Lagebericht

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Grundlagen

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Wirtschaftsbericht

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Chancen- und Risikobericht

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Prognosebericht

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Sonstige Angaben

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Jahresabschluss

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Bilanz zum 31. Dezember 2023

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Gewinn- und Verlustrechnung für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2023

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Anhang

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Anlage zum Anhang

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Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers

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Bericht des Aufsichtsrats

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Württembergische Krankenversicherung AG Vorstand und Aufsichtsrat

Unser Vorstand

Jacques Wasserfall

Vorsitzender

Aktuariat (ohne VMF)

Aktuarielle Rechnungslegung (VMF)

Betriebsorganisation

Compliance

Controlling / Risikomanagement

Informatik

Kommunikation

Personal

Rechnungswesen

Revision

Recht

Dr. Jonas Eickholt

Ausschließlichkeitsvertrieb

Strategie

Externe Vertriebe

Kapitalanlage Abteilungen

Kundendaten

Leistungsservice

Produkt und Steuerung

Verkaufsförderung

Vertragsservice

Vertrieb Zentrale Aufgaben

Zahlungsmanagement

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Württembergische Krankenversicherung AG

Lagebericht

Unser Aufsichtsrat

Jürgen Steffan

Stellvertretender Vorsitzender

Mitglied des Vorstands

Marlies Wiest-Jetter

der Wüstenrot & Württembergische AG

Vorsitzende

Geschäftsführerin

Dr. Margret Obladen

der W&W Asset Management GmbH

Leiterin Konzernrecht

der Wüstenrot & Württembergische AG

Württembergische Krankenversicherung AG

Lagebericht

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Württembergische Krankenversicherung AG

Lagebericht

Grundlagen

Geschäftsmodell

Überblick über die Württembergische Krankenversicherung AG

Seit dem Zusammenschluss der Traditionsunternehmen Wüstenrot und Württembergische 1999 ist die Württem- bergische Krankenversicherung AG Teil des Wüstenrot & Württembergische-Konzerns(W&W-Konzern).

Der W&W-Konzern entwickelt und vermittelt heute die vier Bausteine moderner Vorsorge: Absicherung, Wohnei- gentum, Risikoschutz und Vermögensbildung. Er verbin- det die Geschäftsfelder Wohnen und Versichern und bie- tet auf diese Weise Kundinnen und Kunden die Vorsorge- lösung, die zu Ihnen passt. Dabei setzt die W&W-Gruppe auf den Omnikanalvertrieb, der von eigenen Außendiens- ten über Kooperations- und Partnervertriebe sowie Mak- leraktivitäten bis hin zu digitalen Initiativen reicht. Der W&W-Konzern mit Sitz in Kornwestheim agiert nahezu ausschließlich in Deutschland.

Im Geschäftsfeld Versichern bietet der W&W-Konzern sei- nen Kundinnen und Kunden ein breites Produktspektrum aus Personen- sowie Schaden-/Unfallversicherungen. Die wesentlichen Unternehmen sind hier die Württembergi- sche Versicherung AG, die Württembergische Lebensver- sicherung AG und die Württembergische Krankenversi- cherung AG.

Die Württembergische Krankenversicherung AG betreibt die private Kranken- und Pflegeversicherung und ist in Deutschland mit Sitz in Kornwestheim vertreten. Der Kernmarkt ist Deutschland.

Das Geschäftsmodell der Württembergische Krankenver- sicherung AG hat sich auch im Geschäftsjahr 2023 be- währt und wurde nicht geändert.

Um unsere Kunden umfassend und bestmöglich abzusi- chern, entwickeln wir unsere Produkte der Württembergi- sche Krankenversicherung AG fortwährend weiter und passen sie den äußeren Rahmenbedingungen an.

"W&W Besser!"

Die Württembergische Krankenversicherung AG als Teil des W&W-Konzerns hat eine hohe Solidität und strebt

eine nachhaltige Steigerung seines Unternehmenswerts an. Dafür positionieren wir uns als Vorsorge-Gruppe, die finanzielle Vorsorge aus einer Hand erlebbar macht.

Die folgenden Stoßrichtungen wurden auch 2023 weiter- verfolgt:

  • Service - Kunden und Mitarbeiter begeistern,
  • Doppeltes Marktwachstum in profitablen Sparten,
  • Vertrieb - neue Kundengruppen erschließen und Be- standskunden besser betreuen,
  • Kosten mindestens auf Marktniveau senken.
    "W&W Besser!" ist dabei nicht als starres Programm zu sehen, sondern als Haltung, die das gesamte Tun und Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestim- men soll.
    Mit der konzernweiten Einführung einer neuen Finanz- plattform im Mai ging die W&W-Gruppe einen wesent- lichen Schritt in Richtung Zukunft. Die langjährig ge- nutzte SAP-ERP (Enterprise Resource Planning)-Platt- form wurde durch das neue, ebenfalls SAP-basierte S/4HANA Finance-System abgelöst. Qualität, Effizienz und ein schnellerer Abschluss von Buchungsvorgängen sind wesentliche Pluspunkte der neuen Anwendung.

Das Geschäftsfeld Versichern konnte sich in seinen Seg- menten weiter entwickeln:

  • Die Württembergische Krankenversicherung AG hat seit Jahresbeginn 2023 sämtliche Dokumente der Kun- denkommunikation auf das moderne Text-Output-Ma- nagement (TOM) umgestellt. Kundinnen und Kunden haben damit die Möglichkeit, alle Schreiben elektro- nisch über das Kundenportal zu erhalten. Auch allen Sparten außerhalb der Württembergische Krankenver- sicherung AG steht die elektronische Dokumentenzu- stellung ins Kundenpostfach mit anschließender Erin- nerungsfunktion offen, um Kundenbriefe papierlos, ef- fizient und fristgerecht zuzustellen.

Die Initiative "W&W Besser!" wird auch im Jahr 2024 fort- geführt, um Produkte, Services und Prozesse in der gesamten W&W-Gruppe weiterhin konsequent auf den Kundennutzen auszurichten.

Produktmix

Die Württembergische Krankenversicherung AG bietet ne- ben der Krankheitskostenvollversicherung ein breites

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Württembergische Krankenversicherung AG

Jahresabschluss

Produktportfolio in der Krankenzusatz- und Pflegezusatz- versicherung an.

Das Produktspektrum wurde 2023 mit der Einführung von Budgettarifen im Rahmen der betrieblichen Krankenversi- cherung weiter modernisiert. Auch die Gesundheitsser- vices durch Kooperationen wurden weiter ausgebaut: So bietet die Württembergische Krankenversicherung AG die Gesundheits-Check-ups über den Kooperations- partner Corporate Health krankenvollversicherten Kun- dinnen und Kunden und nun auch Zusatzversicherten im bKV-Budgettarif sowie in Tarifen, die für Vorsorgeunter- suchungen leisten, an.

Zudem stellen wir unseren Vollversicherten und Perso- nen, die mit einem Budgettarif in der betrieblichen Krankenversicherung versichert sind, einen Facharztter- minservice zur Verfügung.

2023 wurden zahlreiche Produkte der Württembergische Krankenversicherung AG von Ratingagenturen und Fach- zeitschriften ausgezeichnet.

Vertriebswegemix

Die Württembergische Krankenversicherung AG setzt beim Vertrieb ihrer Produkte vor allem auf die Verlässlich- keit und die Kompetenz persönlicher Beratung.

Unser Außendienst als Hauptsäule besteht aus den bei- den Ausschließlichkeitsvertrieben von Wüstenrot und Württembergische. Auf dem Maklermarkt arbeiten wir mit freien und unabhängigen Vermittlern zusammen.

Darüber hinaus tragen die Kooperationspartner aus dem Banken- und Versicherungssektor wie z. B. die vivida BKK zum Geschäftserfolg bei.

Nachhaltiges Engagement

Verantwortliches Handeln und gesellschaftliches Engagement haben in der W&W-Gruppe eine lange Tradition und sind feste Bestandteile der Unternehmenskultur. Ihr liegt das aus dem Stiftungsgedanken der Hauptgesellschafterin der W&W AG abgeleitete Verständnis einer langfristigen, auf Stabilität ausgerichteten Unternehmensführung zu- grunde. Zur Untermauerung unserer Nachhaltigkeitspositi- onierung haben wir seit 2021 eine Nachhaltigkeitsstrategie mit folgenden sechs Handlungsfeldern: Kunde und Pro- dukt, Kapitalanlagen und Refinanzierungen, Eigener Be- trieb, Beschäftigte, Gesellschaft und Organisation. In allen Handlungsfeldern wurden Ziele und Maßnahmen defi- niert. Die Nachhaltigkeitsstrategie orientiert sich an den ESG-Kriterien (Environment, Social und Governance) und wird jährlich im Rahmen des Strategieprozesses angepasst und überarbeitet.

Wir haben uns freiwillig Initiativen wie den Principles for Sustainable Insurance (PSI) oder den Principles for Responsible Investment (PRI) angeschlossen und beken- nen uns dazu, nachhaltige Prinzipien verstärkt in unsere

Geschäftsaktivitäten zu implementieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Unterzeichnung der "Charta der Vielfalt" ergänzt die Maßnahmen, die wir als W&W-Gruppe zur Förderung von Diversität unternehmen.

Auf europäischer Ebene existieren diverse regulatorische Initiativen im Hinblick auf die Transparenz und Offenle- gung nachhaltigkeitsbezogener Informationen. Innerhalb der W&W-Gruppe sind die sich daraus ergebenden Anfor- derungen in Nachhaltigkeitsprojekten verankert.

Im Geschäftsjahr haben wir erstmalig für die W&W- Gruppe berichtet, wie und in welchem Umfang unsere Ak- tivitäten mit Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind, die als ökologisch nachhaltig einzustufen sind (Taxonomie- konformität). Ab 2024 werden verbindliche europäische Nachhaltigkeits-Berichtsstandards eingeführt, deren Um- setzung für die W&W-Gruppe gegenwärtig in einem Kon- zernprojekt erarbeitet wird.

Der W&W-Konzern ist aufgrund des CSR-Richtlinien-Um- setzungsgesetzes dazu verpflichtet, eine nichtfinanziel-le Erklärung oder einen nichtfinanziellen Bericht zu veröf- fentlichen.

Der zusammengefasste, gesonderte nichtfinanzielle Be- richt der Wüstenrot & Württembergische AG sowie des W&W-Konzerns wird nach den §§ 289c HGB und 315c HGB erstellt, ist im Geschäftsbericht der Wüstenrot & Württembergische AG enthalten und auf der Internetseite der Wüstenrot & Württembergische AG unter www.ww- ag.com/de/investor-relations/berichte/ge-schaeftsbe- richte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Regulatorische Anforderungen

Die Versicherungsgesellschaften werden als Unterneh- men des W&W-Konzerns in den beiden aufsichtsrechtli- chen Konsolidierungskreisen Finanzkonglomerat und Solvency -II-Gruppe berücksichtigt.

Die unter Solvency II notwendigen quartalsweisen Mel- dungen sowie die Jahresmeldungen der Versicherungsun- ternehmen wurden fristgerecht an die BaFin übermittelt. Die Anforderungen an die Bedeckungsquoten wurden übererfüllt.

Im Zusammenhang mit der Überprüfung der Berichtsan- forderungen unter Solvency II (Solvency-II-Review) wurden von der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversor- gung (EIOPA) sowie der EU-Kommission Konsultationen durchgeführt und Änderungsvorschläge veröffentlicht. Mit den zur Diskussion stehenden Änderungen sind weitrei- chende Anpassungen hinsichtlich der quantitativen und qualitativen Anforderungen an Versicherungsunterneh- men verbunden.

Der Gesetzgebungsprozess wurde im Hinblick auf die Än- derungen der quantitativen Anforderungen im Berichts- jahr abgeschlossen. Die finalen Vorgaben wurden im Mai

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Jahresabschluss

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2023 im EU-Amtsblatt veröffentlicht und waren zum

31. Dezember 2023 erstmalig anzuwenden.

Im Hinblick auf die Änderungen der qualitativen Anforde- rungen veröffentlichte die EU-Kommission im September 2021 einen Legislativvorschlag zur Änderung der Solvency -II-Richtlinie. Das Europäische Parlament und der Europäische Rat haben diese Änderungsvorschläge an- schließend erörtert. Bei den anschließenden Trilogver- handlungen wurde im Dezember 2023 eine inhaltliche Ei- nigung erzielt. Außerdem wird die EU-Kommission einen Änderungsvorschlag der Delegierten Verordnung erarbei- ten. Die Erstanwendung der sich daraus ergebenden An- forderungen ist noch nicht abschließend geklärt.

Für die Berichterstattung im Finanzkonglomerat, in wel- chem die W&W AG als Zulieferungseinheit eingebunden ist, wurde am 19. Dezember 2022 im EU-Amtsblatt die Durchführungsverordnung (EU) 2022/2454 zur Festle- gung der technischen Durchführungsstandards für die Anwendung der Finanzkonglomerate-Richtlinie im Hin- blick auf die aufsichtlichen Meldungen von Risikokon- zentrationen und gruppeninternen Transaktionen veröf- fentlicht. Sie beinhaltet weitreichende Anpassungen der qualitativen und quantitativen Anforderungen. Die Erst- anwendung der sich daraus ergebenden Anforderungen erfolgte für das Geschäftsjahr 2023.

Steuerungssystem

Das integrierte Steuerungssystem des W&W-Konzerns, in das die Württembergische Krankenversicherung AG ein- gebunden ist, ist auf unsere Strategie ausgerichtet. Auf Basis der Geschäftsstrategie wird eine Geschäftsplanung für drei Jahre erstellt und dem Aufsichtsrat vorgelegt. Aus der vom Aufsichtsrat für das folgende Geschäftsjahr ver- abschiedeten Planung werden die wesentlichsten Steue- rungsgrößen als quantitative Unternehmensziele für das Management festgelegt. Auf deren Basis erfolgt die Ablei- tung der bedeutsamsten Leistungsindikatoren.

Die operative Planung überprüfen wir im laufenden Ge- schäftsjahr mit zwei Hochrechnungen. Die unterjährige Steuerung erfolgt anhand eines "Steuerungscockpits".

Darin wird monatlich verfolgt, ob die geplanten Ziele er- reicht werden. Bei sich abzeichnenden Abweichungen werden bei Bedarf gegensteuernde Maßnahmen ergriffen.

Für die adäquate Steuerung der Württembergische Kran- kenversicherung AG werden folgende bedeutsamste Leis- tungsindikatoren definiert:

Als bedeutsamste Leistungsindikatoren werden das Er- gebnis nach Steuern und die Verwaltungskosten- sowie die Abschlusskostenquote verwendet. Die Kennzahl Ver- waltungskostenquote gibt an, welcher Anteil der Beiträge für die Verwaltung der Versicherungsverträge aufgewen- det wird. Die Abschlusskostenquote zeigt auf, welchen Anteil das Unternehmen für den Vertragsabschluss auf- wendet. Die Berechnung erfolgt gemäß dem PKV-Kenn- zahlenkatalog.

Zusätzlich berichten wir als Kennzahl über die Beitrags- einnahmen. Diese fließt in die Steuerung ein und wird im Wirtschafts- und Prognosebericht berücksichtigt.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Zum 31.12.2023 beschäftigte die Württembergische Kran- kenversicherung AG nach Vollzeitkapazitäten (ohne Vor- stände) keine eigenen Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter.

Die Württembergische Krankenversicherung AG bezieht Leistungen von den Konzerngesellschaften, die im Rah- men von Dienstleistungs- und Funktionsausgliederungs- verträgen geregelt sind.

Ratings

Die Württembergische Krankenversicherung AG hat sich 2023 erneut freiwillig einem umfassenden Rating durch die unabhängige Assekuranz-Ratingagentur ASSEKURATA unterzogen. Im Gesamturteil erreichte die Württembergi- sche Krankenversicherung AG wieder das Rating A+ und bestätigt damit erneut das sehr gute Ratingergebnis der Vorjahre. Das Gesamt-Rating setzt sich aus den fünf Teil- kategorien Sicherheit, Erfolg, Beitragsstabilität, Kun- denorientierung sowie Wachstum/Attraktivität im Markt zusammen. In den beiden Teilkategorien Sicherheit und Kundenorientierung liegt das Ergebnis wie im Vorjahr bei der Höchstnote "exzellent". Die sehr guten Teilergebnisse in den Kategorien Erfolg, Beitragsstabilität und Wachs- tum/Attraktivität im Markt wurden ebenfalls wieder be- stätigt.

Darüber hinaus konnte die Württembergische Kranken- versicherung AG auch in 2023 Top-Ratings für ihre Pro- dukte verbuchen.

Mitgliedschaften

Die Württembergische Krankenversicherung AG ist Mit- glied folgender Verbände:

  • Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirt- schaft e. V., Berlin,
  • Verband der privaten Krankenversicherung e. V., Köln.

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Württembergische Krankenversicherung AG

Jahresabschluss

Wirtschaftsbericht

Geschäftsumfeld

Gesamtwirtschaftliches Umfeld

Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im Kalenderjahr 2023 gemäß vorläufigen Berechnungen einen moderaten Rückgang der Wirtschaftsleistung um - 0,1 %. Mehrere Belastungsfaktoren waren für diese schwache konjunktu- relle Entwicklung verantwortlich. So verringerte eine wei- terhin ungewohnt hohe Inflation die reale Kaufkraft der Privathaushalte, die in der Folge ihre Konsumnachfrage einschränkten. Zudem liefen in der Coronavirus-Pandemie eingeführte Ausgabenprogramme aus, sodass auch eine schwache Staatsnachfrage das Wachstum belastete. Des Weiteren entwickelte sich der Export aufgrund einer schwächeren Nachfrage in wichtigen Auslandsmärkten verhalten. Schließlich drückte das gestiegene Zinsniveau die Wirtschaftsaktivitäten in den zinssensitiven Sektoren zunehmend. Dies schlug sich z.B. in deutlich rückläufigen Wohnungsbauaufträgen nieder.

Nach dem Inflationsschock des Vorjahres erfolgte 2023 eine deutliche Beruhigung bei den Preissteigerungsraten. Lag die Teuerungsrate im Januar noch bei 8,7 %, gab sie bis zum Jahresende auf 3,7 % nach. Wichtigster Grund für diese Beruhigung waren im Jahresverlauf begünstigende Basiseffekte bei den Energiepreisen und eine eher zurück- haltende Konsumnachfrage. Trotz des Rückgangs der In- fla-tion im Jahresverlauf wurde das Zielniveau der Euro- päi-schen Zentralbank (EZB) in Höhe von 2 % mit 5,9 % aber immer noch spürbar übertroffen.

Kapitalmärkte

Anleihemärkte

Nach dem ausgeprägten Zinsanstieg des Vorjahres fielen die Renditeveränderungen am deutschen Anleihemarkt im Kalenderjahr 2023 moderater aus. So gab im kurzfristigen Laufzeitenbereich die Rendite zweijähriger Bundesanlei- hen von 2,76 % Ende 2022 auf 2,40 % Ende 2023 nach. Im langfristigen Laufzeitenbereich erfolgte ein etwas um- fangreicherer Zinsrückgang. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank von 2,57 % Ende 2022 auf nur noch 2,02 %. Diese letztlich überschaubaren Renditeverände- rungen verbergen aber größere Zinsschwankungen im Jahresverlauf. So stieg etwa die Rendite zweijähriger Bun- desanleihen aufgrund der fortgesetzten Leitzinsanhebun- gen der EZB mehrfach im Jahresverlauf über die Marke von 3,3 %. Die langfristigen Renditen erreichten Anfang Oktober ihr Jahreshoch, als die Rendite zehnjähriger Bun- desanleihen kurzzeitig den Bereich um die Marke von 3 % erreichte. Ende Oktober / Anfang November sorgten dann jedoch deutlich fallende Inflationswerte, überraschend schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt und erste Andeu- tungen der großen Notenbanken, dass sich der Zyklus der Leitzinsanhebungen allmählich dem Ende nähern könnte,

für einen grundlegenden Richtungswechsel an den Anlei- hemärkten. In den beiden Schlussmonaten des Jahres sanken die Zinssätze über alle Laufzeiten hinweg.

Aktienmärkte

Die europäischen Aktienmärkte starteten bereits an den ersten Handelstagen sehr freundlich und setzten bis An- fang März den Aufwärtstrend fort. Eine letztlich eng be- grenzte Krise einzelner, kleinerer US-Banken sorgte dann im März für einen temporären Kursrückgang, der aber be- reits Anfang April wieder ausgeglichen war. Bis Anfang August tendierten die europäischen Aktienmärkte in einem breiten Kursband seitwärts. Zunehmende Sorgen, dass die führenden Zentralbanken die Leitzinsen noch kräftiger er- höhen und damit den Geschäftsausblick der Unterneh- men spürbar belasten könnten, sowie anziehende Rendi- ten an den Anleihemärkten sorgten anschließend bis Ende Oktober für eine weitere Phase mit sinkenden Akti- enkursen. Diese Sorgen verflogen, als deutlich fallende Inflationswerte und überraschend schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt gemeldet wurden. Zudem gab es ver- mehrt Stimmen von den führenden Notenbanken, dass das Ende der Leitzinserhöhungen erreicht sein könnte. Dies löste Anfang November eine Jahresendrallye, die den DAX auf neue Rekordstände steigen ließ, aus. Auf Kalen- derjahressicht verzeichnete der DAX letztlich einen beein- druckenden Kursanstieg um 20,3 %, der Euro STOXX 50 legte um 19,2 % zu.

Branchenentwicklung

Pauschale Beihilfe

Herausfordernd auf Länderebene für die Private Kranken- versicherung war auch weiter die zunehmende Verbrei- tung eines Arbeitgeberzuschusses für jene Beamte, die sich für die gesetzliche Krankenversicherung - um den Preis des Verzichts auf die individuelle Beihilfe - entschei- den. Neben Baden-Württemberg, das seit Januar 2023 die pauschale Beihilfe gewährt, haben im Jahr 2023 auch die Landesparlamente in Sachsen, Niedersachen und Schles- wig-Holstein die Einführung einer pauschalen Beihilfe be- schlossen. In Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vor- pommern wurden Willensbekundungen zur Einführung des sogenannten "Hamburger Modells" in den Koalitions- verträgen festgehalten. Der überwiegende Anteil der Neu- beamten entscheidet sich jedoch weiterhin für die Kombi- nation aus individueller Beihilfe und PKV.

E-Health / Digitalisierung

Das Bundesministerium für Gesundheit hat den Referen- tenentwurf zum Gesetz zur Beschleunigung der Digitali- sierung des Gesundheitswesens (DigiG) und des Gesund- heitsdatennutzungsgesetz (GDNG) vorgelegt. Darin ent- halten sind u.a. Regelungen zur Einführung der wider- spruchsbasierten elektronischen Gesundheitsakte (ePA), die auch Privatversicherte umfassen, sowie die Nutzung und der Austausch von vorhandenen Gesundheitsdaten zur Unterstützung der gesundheitlichen Versorgung. Der

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PKV-Verband unterstützt dabei das Ziel, die Digitalisie- rung im Gesundheitswesen voranzutreiben, um gleich- wohl anzustreben, dass auch Privatversicherte einschließ- lich Beihilfeberechtigte gleichberechtigt an den Vorhaben partizipieren können.

In Zusammenarbeit mit der Gematik, die den Aufbau der Telematikinfrastruktur in Deutschland organisiert, hat die PKV im Herbst 2023 das sogenannte Online-Check-in für Privatversicherte in Arztpraxen vorgestellt. Damit ver- knüpfen lassen sich Funktionen wie das E-Rezept sowie die Elektronische Patientenakte (ePA), auf die die Versi- cherten mit dem Smartphone zugreifen können.

Pflegeversicherung

Um sich für eine nachhaltige und generationengerechte Pflege einzusetzen, engagiert sich der PKV-Verband auch weiterhin im Bündnis der "Initiative für eine nachhaltige und generationengerechte Pflegereform" und sucht Ge- spräche mit Politik und Verbänden. Zu der im Koalitions- vertrag der Bundesregierung vorgesehenen Ergänzung der Gesetzlichen Pflegeversicherung hat der PKV-Verband mit der Vorstellung der kapitalgedeckten "Pflege+-Versi- cherung" ein Konzept für eine generationengerechte und paritätische Pflegeversicherung erarbeitet.

Beitragseinnahmen

Die Private Krankenversicherung ist auch 2023 weiter ge- wachsen. Die Beitragseinnahmen in der Kranken- und Pflegeversicherung erhöhten sich nach Zahlen des PKV- Verbandes 2023 um 2,3 % auf 48,2 Mrd €.

Aufwendungen für die Versicherungsnehmer

Die Versicherungsleistungen stiegen nach vorläufigen Zahlen des GDV und des PKV-Verbandes 2023 um 9,1 % auf 36,4 Mrd €. Auf die Krankenversicherung entfallen 33,6 Mrd €, auf die Pflegeversicherung 2,8 Mrd €.

Geschäftsverlauf und Lage des Unternehmens

Geschäftsverlauf

Bestandsentwicklung

Das zurückliegende Geschäftsjahr 2023 brachte für die Württembergische Krankenversicherung AG erneut ein gesteigertes Geschäftsergebnis. Trotz des schwierigen Umfeldes konnte das Neugeschäft in der Vollversicherung gesteigert werden, auch in der Zusatzversicherung lag das Neugeschäft über Vorjahr.

Der Versichertenbestand (ohne besondere Versicherungs- formen) stieg auf 493 172 (Vj. 480 130). Hiervon waren

470 660 (Vj. 457 562) Personen in der Zusatzversicherung versichert, dies ist ein Anstieg von 2,9 (Vj. 2,7) % gegen- über dem Vorjahr. In der Krankheitskostenvollversiche- rung ging der Bestand marginal auf 22 512 (Vj. 22 568) Personen zurück.

Der Monatssollbeitrag erhöhte sich auf 26,9 (Vj. 25,3) Mio €. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen auf 315,8 (Vj. 298,3) Mio € und lagen damit um 5,9 % über dem Vorjahr. Zum Anstieg der Beitragseinnahmen trug neben dem Neugeschäft insbesondere die Beitragsanpassung zu Beginn des Jahres bei. Von den gebuchten Beiträgen entfie- len 112,8 (Vj. 110,4) Mio € auf die Krankheitskostenvollver- sicherung. Die Zusatzversicherung (ohne besondere Versi- cherungsformen) stieg von 173,2 Mio € auf 183,6 Mio € an.

Geschäftsergebnis

Für das Geschäftsjahr 2023 konnte ein Rohüberschuss nach Steuern in Höhe von 35,1 (Vj. 33,0) Mio € erzielt wer- den. Der Jahresüberschuss beträgt 6,7 Mio €, der Gewinn- vortrag beträgt 9,8 Mio €. Damit ergibt sich ein Bilanzge- winn in Höhe 16,5 Mio €.

Ergebnis aus Kapitalanlagen

Das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen stieg um 51,1 % auf 30,4 (Vj. 20,1) Mio €. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen mit deutlich geringeren Abschreibungen im Vergleich zum Vorjahr zu begründen. Der Saldo aus Zu- und Abschrei- bungen verbesserte sich von -24,7 Mio € auf -8,1 Mio €. Die laufenden Erträge aus Kapitalanlagen fielen auf 44,5 (Vj. 46,5) Mio €. Während die Schüttungen aus Alternati- ven Investments abnahmen, konnte der laufende Ertrag aus Inhaberschuldverschreibungen deutlich gesteigert werden. Das Ergebnis aus dem Abgang von Kapitalanla- gen lag bei -3,3 (Vj. 2,3) Mio €.

Vor diesem Hintergrund wird eine Nettoverzinsung der Kapitalanlagen von 2,0 (Vj. 1,4) % ausgewiesen.

Ertragslage

Kosten und Versicherungsleistungen

Die Aufwendungen für Versicherungsfälle einschließlich Schadenregulierungskosten lagen mit 157,4 (Vj. 134,4) Mio € deutlich über Vorjahr. Diese Erhöhung ist neben deutlich gestiegenen Zahlungen für Versicherungsfälle auch auf den Anstieg der Rückstellung für noch nicht ab- gewickelte Versicherungsfälle zurückzuführen. Die Auf- wendungen aus der Erhöhung der Alterungsrückstellung betrugen einschließlich der Direktgutschrift 117,6 (Vj. 110,4) Mio €. Die Schadenquote lag bei 73,1 (Vj. 69,4) %. Nach Zahlen des PKV-Verbandes liegt sie damit weiterhin unter dem Marktdurchschnitt (Markt 2022: 78,1%).

Die Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versiche- rungsfälle einschließlich der Rückstellung für Schadenre- gulierungskosten erhöhen sich um 6,2 Mio € auf

34,4 Mio €.

Im Jahr 2023 wurde den Rückstellungen für Beitragsrück- erstattung ein Betrag in Höhe von 29,6 (Vj. 23,8) Mio € entnommen. Davon wurden 19,0 (Vj. 14,0) Mio € zur Mil- derung der in 2023 erfolgten Beitragsanpassungen in der

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w&w - Wüstenrot & Württembergische AG published this content on 02 April 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 14 April 2024 16:15:00 UTC.