München (Reuters) - Die Autofahrer in Deutschland müssen sich angesichts von Milliardenverlusten der Kfz-Versicherer auf deutlich steigende Prämien für ihre Haftpflicht- und Kasko-Policen einstellen.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sagte am Donnerstag in Berlin ein Beitragswachstum in der Branche von zehn Prozent voraus. Wie sich die Prämien konkret entwickelten, sei aber die Sache der einzelnen Unternehmen. GDV-Präsident Norbert Rollinger glaubt aber, dass dieser Prämiensprung noch nicht ausreicht, damit die Kfz-Versicherer 2024 wieder schwarze Zahlen schreiben: "Da werden wir noch ein Jahr brauchen."

Im vergangenen Jahr habe die Branche mit Kfz-Policen einen versicherungstechnischen Verlust von rund 2,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. "Jedem eingenommenen Euro standen Ausgaben von 1,10 Euro gegenüber", sagte Rollinger auf der Jahrespressekonferenz des GDV. "Auch steht zu befürchten, dass die Reparaturkosten weiter steigen werden." Die Preise für Ersatzteile, aber auch für höhere Lohnkosten in den Werkstätten machen den Versicherern seit dem Ende der Corona-Pandemie zu schaffen. Die Schadenkosten stiegen 2023 um 12,7 Prozent. Doch von den Prämienerhöhungen kommt nur ein Teil bei den Anbietern an, weil Autofahrer die Gelegenheit nutzen und zu einem anderen Versicherer wechseln, der bei Neuabschlüssen mit günstigeren Preisen lockt.

Die roten Zahlen in der Kfz-Versicherung schlugen auf die Schaden- und Unfall-Versicherung durch, deren größte Sparte die Auto-Policen sind. Dort brach der Gewinn 2023 um mehr als die Hälfte auf 1,5 Milliarden Euro ein, obwohl die Beiträge um 6,7 Prozent auf 84,5 Milliarden Euro wuchsen. Für 2024 sagt der GDV ein Plus von 7,7 Prozent voraus.

Insgesamt ist die Versicherungsbranche in Deutschland 2023 kaum gewachsen. Die Beiträge stiegen um 0,6 Prozent auf 224,7 Milliarden Euro. Grund dafür war das schwächelnde Geschäft mit Lebensversicherungs-Policen gegen Einmalbeitrag, also reinen Anlageprodukten, die angesichts der steigenden Zinsen und attraktiverer Konkurrenzangebote der Banken weniger gefragt waren. Zur Jahresmitte hatte der GDV über alle Sparten noch ein Beitragsplus von 1,3 Prozent vorausgesagt. Verbandspräsident Rollinger gab sich angesichts des schwierigen Umfelds trotzdem "durchaus zufrieden". Für 2024 erwartet er Beitragszuwächse von 3,8 Prozent.

Dazu muss allerdings der Abwärtstrend der Lebensversicherung gestoppt werden. Allein dort gingen die Beitragseinnahmen 2023 um 5,2 Prozent zurück - stärker als erwartet. Der GDV macht die Konjunktur, die schwache Lohnentwicklung und die Konsumzurückhaltung dafür verantwortlich. Für das laufende Jahr ist Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen zuversichtlicher, nachdem die Versicherer mit höheren Verzinsungen und kürzeren Laufzeiten ihrer Produkte gegengesteuert haben. Doch sei davon auszugehen, dass die Zentralbanken ihre Zinsen zumindest bis zur Jahresmitte stabil hielten, was kurzfristige Anlagen attraktiver mache als lebenslange Rentenversicherungen. Asmussen hofft "im Großen und Ganzen auf eine schwarze Null" bei den Beiträgen.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)