FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 1. Juni 2017. Eindrucksvoll machen sich Großkonzerne wie Geely und Tencent an die Umsetzung der Zukunftsstrategie Industrie 4.0 auf chinesische Art.

Rund 3 Milliarden US-Dollar möchten Deutsche Bank und China Development Bank gemeinsam in den kommenden fünf Jahren für Infrastrukturmaßnahmen in China lockermachen. Mit diesen Mitteln würde das chinesische Projekt "Eine Straße, ein Gürtel" mit neuen Straßen, Bahnstrecken Häfen und Kraftwerken zwischen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und Europa vorangetrieben. Eine funktionierende Infrastruktur ist wohl auch Voraussetzung für das Gelingen eines 2015 ins Leben gerufenen, ambitionierten Masterplans. Die Made in China 2025-Strategie sieht die Modernisierung des heimischen Industriesektors vor, damit dieser fit für den globalen Wettbewerb der Zukunft ist.

Im Rahmen der Initiative soll der Anteil chinesischer Hersteller für wichtige Schlüsseltechnologien in den kommenden zehn Jahren auf 70 Prozent gesteigert werden. Als vorrangig habe Peking unter anderem die Informationstechnologie, Automation und Robotik, Luft- und Raumfahrt, Hightech für die Seefahrt und die Bahn sowie alternative Antriebstechnologien für Fahrzeuge identifiziert.

Geely weiterhin im Shopping-Modus

Wie das konkret umgesetzt wird, demonstriert Geely Automobile (WKN A0CACX) am Beispiel seiner ehrgeizigen Pläne bei der Weiterentwicklung der Technologie für Elektroautos. "Medien berichten, dass der chinesische Autobauer den Aufbau von zwei Plattformen für die Produktion von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen beabsichtigt", bemerkt Walter Vorhauser von der Oddo Seydler Bank. Demnach würden auf der einen Ebene Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid gefertigt, die andere sei für reine Elektroautos vorgesehen. Eigene technische Plattformen deuteten in der Regel auf die Absicht, große Stückzahlen zu fertigen. "Ein kleinerer SUV und ein Elektroauto mit einer Reichweite von 500 Kilometern scheinen bereits in der Pipeline."

Die Volvo-Mutter befinde sich zudem seit geraumer Zeit auf Expansionskurs und habe nun bei Proton zugeschlagen und damit Renault und die PSA-Gruppe hinter sich gelassen. "Mit der Übernahme von 49,9 Prozent der Proton-Anteile von DRB-Hicom aus Malaysia decken die Chinesen den gesamten ostasiatischen Markt ab." Zudem gehöre der britische Sportwagenhersteller Lotus zum Deal. "Der Aktienkurs des Automobilproduzenten hat im heutigen Handel rund 7 Prozent zugelegt und in der Heimatwährung einen neuen Rekord erreicht", informiert Vorhauser. In Euro gewann der Wert seit Anfang Januar von 0,91 auf 1,50 hinzu. Das entspricht immerhin einem Plus von etwas unter 65 Prozent. Der in Hongkong gelistete Hang Seng China Enterprises Index steigerte sich im Vergleich um rund 20 Prozent.

Elektroautos werden erwachsen

Auf alternative Antriebe setzt auch BYD. Der weltweit größte Hersteller von Elektroautos müsse aber zunächst die Pekinger Subventionskürzung für die sauberen Fahrzeuge verdauen und habe deshalb ein schwaches erstes Quartal hingelegt. Vor dem Hintergrund könne die BYD-Aktie (WKN A0M4W9) mit einem Plus von 14 Prozent allein in diesem Jahr dennoch überzeugen, wie Roland Stadler meint. Warren Buffet scheint die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens jedenfalls nicht in Frage zu stellen. "Der bekannte Investor hält über Berkshire Hathaway rund 25 Prozent der BYD-Anteile."

Firewall für Online-Dienste

Auf der Erfolgsspur befindet sich Tencent (WKN A1138D). Seit Januar stieg die Aktie des größten chinesischen Online-Konzerns von 23,70 auf gut 31 Euro. "Tencent gehört mittlerweile gemessen an der Marktkapitalisierung weltweit zu den zehn wertvollsten Unternehmen und kann mit Schwergewichten wie Google (WKN A0B7FY), Amazon (WKN 906866), und Facebook (WKN A1JWVX) längst mithalten", weiß Vorhauser. "Die Zahlen des Online-Giganten für das erste Quartal übertrafen sämtliche Analystenerwartungen." Beim Gewinn habe Tencent im Vorjahresvergleich eine Steigerung um 58 Prozent auf umgerechnet rund 1,9 Milliarden Euro geschafft, der Umsatz sei um 55 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro nach oben geschnellt. "Mit einer Art Firewall hält die chinesische Regierung Online-Diensten auf dem Heimatmarkt unliebsame internationale Konkurrenz wie Google, Ebay (WKN 916529) und Twitter (WKN A1W6XZ) auf Abstand." Das stärke die Position von Tencent ebenso wie die von Online-Händler Alibaba (WKN A117ME) und Suchmaschinenbetreiber Baidu (WKN A0F5DE).

von: Iris Merker

1. Juni 2017, Sie können sich kostenlos für unseren täglichen Newsletter per E-Mail anmelden. Registrieren Sie sich bei www.boerse-frankfurt.de/newsletter

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