Frankfurt (Reuters) - Die steigenden Coronavirus-Fallzahlen und neue Probleme mit dem Impfstoff von AstraZeneca bringen die europäischen Börsen nicht von ihrem Kurs ab.

Der Dax durchbrach am Dienstag erstmals die Schallmauer von 15.000 Punkten und stieg auf ein Rekordhoch von 15.029,70 Zählern. Er schloss 1,3 Prozent im Plus bei 15.008,61 Stellen. Der EuroStoxx50 notierte am Abend 1,2 Prozent höher bei 3928,30 Punkten, nachdem er zuvor auf ein 13-Jahres-Hoch von 3929,498,46 Zählern geklettert war. An der Wall Street bröckelte der US-Standardwerteindex Dow Jones dagegen um 0,3 Prozent ab.

"Die Stimmung ist bestens", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Trotz steigender Infektionszahlen wird eine rasche Konjunkturerholung nach der Pandemie erwartet." Vor diesem Hintergrund griffen Anleger vor allem bei Finanzwerten zu. Der europäische Banken-Index stieg um knapp drei Prozent. Genährt werde der Optimismus unter anderem von den erwarteten zusätzlichen Konjunkturhilfen in den USA, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Am Mittwoch will US-Präsident Joe Biden seine Pläne für drei Billionen Dollar schwere Infrastruktur-Investitionen präsentieren.

BOND-RENDITEN STEIGEN - DOLLAR GEFRAGT

Dies befeuere allerdings Spekulationen auf eine anziehende Inflation und vorzeitige Zinserhöhungen der US-Notenbank, sagte Steen Jakobsen, Chef-Anleger der Saxo Bank. Daher trennten sich Investoren von ertragsschwachen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen T-Bonds zeitweise auf ein 14-Monats-Hoch von plus 1,776 Prozent. Die vergleichbaren Bundesanleihen konnten sich diesem Trend nicht entziehen und rentierten zeitweise bei minus 0,258 Prozent. Steigende Anleihe-Renditen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen.

Parallel dazu deckten sich Investoren mit der Weltleitwährung ein. Dies hievte den Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein Fünf-Monats-Hoch von 93,354 Punkten. Den Großteil seiner jüngsten Kursgewinne verdanke er den raschen Corona-Massenimpfungen in den USA, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Die schüre die Hoffnung auf eine rasche Normalisierung der dortigen Wirtschaft.

Abwärts ging es dagegen für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 64,31 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Bergung des im Suezkanal havarierten Containerschiffs dämpfte die Sorge vor einem Angebotsengpass. Nun richte sich die Aufmerksamkeit auf die Beratungen der Opec+ am Donnerstag, schrieben die Analysten der ING Bank. Wegen der Pandemie-bedingt unsicheren Aussichten für die Nachfrage werde das Exportkartell seine aktuellen Förderbeschränkungen wohl verlängern.

BIONTECH NACH ZAHLEN IM AUFWIND - ASTRAZENECA UNTER DRUCK

Daneben rückte BioNTech ins Rampenlicht. Die Titel der Biotechfirma stiegen um 9,4 Prozent, nachdem das Unternehmen Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Vorläufigen Berechnungen zufolge stieg der Umsatz im vierten Quartal 2020 auf 345,4 Millionen Euro von 28 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn liege bei 366,9 Millionen Euro, nach einem Verlust von 58,2 Millionen Euro im Schlussquartal 2019. Gemeinsam mit dem Partner Pfizer will BioNTech bis zum Jahresende 2,5 Milliarden Dosen des Coronavirus-Impfstoffs produzieren.

In London rutschten die Papiere von AstraZeneca um 1,6 Prozent ab. Nach neuen Fällen von Hirnvenen-Thrombosen bei Patienten, die das Corona-Serum des Pharmakonzerns erhalten hatten, wurden die Impfungen in Deutschland teilweise ausgesetzt.