Der Dax sprang am Donnerstag auf ein Rekordhoch von 18.177,90 Punkten. Auch in Japan schloss der Leitindex Nikkei so hoch wie nie und folgte den Kursgewinnen an der Wall Street. "Die Aussicht auf global sinkende Kapitalmarktzinsen ist Wasser auf die Mühlen der Anleger", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Für Stirnrunzeln sorgte am deutschen Aktienmarkt das verpatzte Comeback der Parfümeriekette Douglas, deren Aktien trotz des freundlichen Börsenumfelds deutlich absackten.

Der Dax halbierte seine Kursgewinne im Laufe des Vormittags und notierte noch 0,5 Prozent im Plus bei 18.101 Punkten, der EuroStoxx50 gewann 0,6 Prozent auf 5031 Zähler. Strategen warnten vor einer Übertreibung an den Börsen, bei der Bewertungen und Risiken ignoriert würden. "Solche Entwicklungen gibt es oft zum Ende einer starken Aufwärtsbewegung", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.

Die Aussicht auf fallende Zinsen trieb den Goldpreis auf ein Rekordhoch von 2222,39 Dollar je Feinunze. Die US-Notenbanker hatten den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent stabil gehalten und signalisierten gleichzeitig drei Zinssenkungen für 2024. Viele Börsianer hatten die Sorge gehabt, dass der Anstieg der Inflation zum Jahresanfang die Fed von ihrem Kurs abbringen könnte. Auch Industriemetalle wie Kupfer wanderten in die Depots. Der Dollar-Index zog um 0,2 Prozent auf 103,43 Punkte an. Die Rendite der Bundesanleihen sank auf 2,396 Prozent nach zuvor 2,435 Prozent.

ZINSHAMMER IN DER SCHWEIZ - FRANKEN SINKT

Die Schweizerische Nationalbank(SNB) ist den anderen großen Notenbanken bereits einen Schritt voraus und überraschte mit der ersten Zinssenkung seit 2015. Der SNB-Leitsatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent zurückgenommen. Die Schweizer Landeswährung Franken fiel im Zuge dessen zum Euro auf den tiefsten Stand seit Juli. Der Dollar wertete um rund ein Prozent auf 0,8940 Franken auf. "Mit der Zinssenkung trägt die SNB auch Rechnung, dass der Franken in den letzten Monaten real aufgewertet hat, was die Wirtschaft beeinträchtigt", sagte Brian Mandt von der Luzerner Kantonalbank. Der Schweizer Leitindex SMI gewann 0,7 Prozent.

Am Donnerstag entscheidet auch die britische Notenbank über den Leitzins. Sie hat es mit einer hartnäckig hohen Inflation zu tun und dürfte daher nach Ansicht von Experten an ihrer straffen Linie festhalten. Auch die türkische Zentralbank dürfte ihren Leitzins unverändert bei 45 Prozent belassen. Die meisten Ökonomen rechnen aber später im Jahr mit einer weiteren Zinserhöhung.

PRO7 AUF HÖHENFLUG - TIEFSCHLAG FÜR DOUGLAS

Am europäischen Aktienmarkt zählten zinsempfindliche Sektoren wie Technologie und Immobilien zu den größten Gewinnern. Chipwerte wie Infineon und STMicroelectronics profitierten zusätzlich von ermutigenden Zahlen des US-Halbleiter-Herstellers Micron.

Aufspaltungsfantasien beförderten die Aktien von ProSiebenSat.1 um fünf Prozent nach oben. Der italienische Großaktionär MFE-MediaForEurope erhöht den Druck auf den Vorstand, das Dating- und E-Commerce-Geschäft abzuspalten.

Lange Gesichter gab es in den Handelsräumen wegen der verpatzten Börsenrückkehr der Douglas-Aktien. Der Kurs rutschte bis auf 23,20 Euro ab, nach einem Ausgabepreis von 26 Euro. "Für die Aktienkultur in Deutschland ist das ein Schlag und wirft kein gutes Bild ab", sagte ein Händler. Die Konsortialbanken hätten bei der Vorbereitung seiner Meinung nach nicht ausreichend auf kritische Stimmen reagiert.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)