NEW YORK (awp international) - Die Erholung vom späten Freitagabend dürfte sich am Montag an den US-Börsen zunächst zaghaft fortsetzen. Eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn sieht der Broker IG den Dow Jones Industrial etwa ein Prozent höher bei 31 570 Punkten. Der technologielastige Nasdaq 100 wird zum Handelsstart 0,6 Prozent höher auf 11 911 Punkte taxiert.

"Trotz Lockdown-Angst nach Rekord-Infektionszahlen in Peking startet die Woche mit Risikofreude", schrieb am Morgen die BayernLB. Als Stütze wurde am Markt gesehen, dass die US-Regierung angesichts der hohen Inflationsrate erwägt, manche unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump eingeführten Strafzölle auf Importe aus China wieder abzuschaffen. "Anleger sehen darin eine mögliche Deeskalation des Handelskrieges zwischen den beiden Wirtschafts-Supermächten", kommentierte der Börsianer Pierre Veyret vom Broker ActivTrades.

Im Spannungsverhältnis der hohen Inflation, einer drohenden Rezession und steigenden Zinsen war der Dow am Freitag noch auf den tiefsten Stand seit Anfang März 2021 abgerutscht, er konnte die zeitweise deutlichen Tagesverluste aber im späten Handel wieder ausgleichen. Anleger stellen sich derzeit die Frage, ob ein "Bärenmarkt" droht, das bedeutet Verluste von 20 Prozent. Mit einem 17-prozentigen Minus seit Anfang Januar hat der Dow nur noch wenig Puffer.

Während der Nasdaq 100 das "Bärenmarkt"-Mass längst erreicht hat, war der marktbreite S&P 500 diesem am Freitag nur knapp entkommen. "Aber auch wenn sich der S&P 500 noch einmal vor dem Bärenmarkt retten konnte, der Trend an den Weltbörsen bleibt ob der vielen Belastungsfaktoren abwärts gerichtet", hiess es von Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Er spricht eher von einer Gegenbewegung. "Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann Investoren die wieder etwas höheren Kurse zum weiteren Abbau von Positionen nutzen."

Die vor allem im Technologiesektor schwer gedrückten Kurse locken offensichtlich aber wieder Übernahmeinteressenten an. Der Chipkonzern Broadcom erwägt laut Insidern den Kauf von VMware , einem Softwareanbieter für Cloudcomputing und die Virtualisierung von Rechenzentren. Über Gespräche beider Parteien berichtete am Montag die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Spekulation darüber trieb die VMware-Aktien vorbörslich mit 20 Prozent ins Plus, jene von Broadcom aber umgekehrt mit fast fünf Prozent ins Minus.

Nachrichtlich auffällig ist ansonsten noch das Dow-Mitglied JPMorgan , die Papiere legten vorbörslich 1,6 Prozent zu. Die US-Bank rechnet angesichts der steigenden Leitzinsen nun abseits des Handels mit Aktien und Anleihen mit einem diesjährigen Zinsüberschuss von mehr als 56 Milliarden US-Dollar - nach zuvor 53 Milliarden. Der Barclays-Experte Jason Goldberg kommentierte, bislang habe er "nur" mit 55 Milliarden gerechnet./tih/jha/