NEW YORK (awp international) - Die in den vergangenen Monaten noch spürbare Trump-Euphorie ist an der Wall Street auch am Donnerstag zunächst nicht zurückgekehrt. Nach einer Durststrecke von zuletzt vier schwachen Tagen gab der Dow Jones Industrial im frühen Handel nochmals um 0,07 Prozent auf 19 791,43 Punkte nach. Die nach nie wie vor unerreichte Marke von 20 000 Punkten ist so vor dem Machtwechsel im Weissen Haus wieder etwas aus dem Blickfeld gerückt. Donald Trump übernimmt am Freitag das Amt vom scheidenden US-Präsidenten Barack Obama.

Der S&P 500 gab ähnlich wie der Dow um 0,10 Prozent auf 2269,73 Punkte nach. Positive Überraschungen beim Geschäftsklima in der Region Philadelphia sowie bei weiteren Konjunkturdaten vom Arbeits- und Immobilienmarkt konnten dem breiten Markt dabei nicht nach oben verhelfen. An der technologielastigen Nasdaq-Börse ging es jedoch etwas freundlicher zu. Der Auswahlindex Nasdaq 100 erreichte früh bei 5078 Punkten einen Rekordstand. Zuletzt lag er noch mit 0,11 Prozent im Plus bei 5061,29 Zählern.

"An der Wall Street ist die Trump-Euphorie verflogen", kommentierten die Experten der Postbank die aktuelle Flaute an den Börsenplätzen. Dies habe sich in den USA schon am Vortag anhand einiger Gewinnmitnahmen bei Bankaktien gezeigt. Viele Investoren stellten offenbar zunehmend in Frage, ob der künftige Präsident die regulatorischen Auflagen für die Branche wirklich wieder lockern wird. An diesem Donnerstag kamen Finanzwerte weiterhin nicht auf Touren. Ihr Branchenindex gab zuletzt moderat um 0,23 Prozent nach.

Mit aktuellen Nachrichten stand vor allem der Online-Videodienst Netflix im Blickfeld des Marktes. Überzeugende Geschäftszahlen trieben den Kurs der Papiere um 5,68 Prozent in die Höhe. Wie am Vorabend nach Börsenschluss vermeldet, hat der Zuwachs von gut sieben Millionen Abo-Kunden im vergangenen Quartal alle Erwartungen übertroffen. Die Analysten von Goldman Sachs erhöhten daraufhin ihr Kursziel für die Netflix-Aktien auf 170 US-Dollar und rieten weiterhin zum Kauf.

Unter den 30 Dow-Werten standen vor allem Analystenkommentare im Blickfeld. Während der Kurs von Verizon nach einer Kaufempfehlung der HSBC-Experten um gut ein halbes Prozent stieg, büssten ExxonMobil als schwächster Wert im Leitindex rund 1,5 Prozent ein. Die Experten der UBS hatten die Papiere zuvor zum Verkauf empfohlen. Ein bedeutsamer Bewertungsaufschlag bei der Aktie des US-Ölkonzerns im Vergleich zur Konkurrenz sei in vielerlei Hinsicht nicht mehr gerechtfertigt, begründete Analyst William Featherston diesen Schritt.

An diesem Donnerstag machte die zuletzt in Fahrt gekommene Berichtssaison unter den bedeutenden Börsenfirmen eine kleine Pause. Zahlen des Kreditkartenanbieters American Express sowie des IT-Konzerns IBM werden erst nach Börsenschluss erwartet. Beide Aktien lagen zuletzt leicht im Minus./tih/stw