NEW YORK (awp international) - Dank der anhaltenden Hoffnung auf deutliche Zinssenkungen im kommenden Jahr ist die Rekordjagd an den US-Börsen weitergegangen. Die Anleger reagierten am Dienstag erleichtert darauf, dass am Anleihenmarkt die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere unter vier Prozent geblieben war. Dem US-Leitindex Dow Jones Industrial und dem technologielastigen Nasdaq 100 reichten damit moderate Kursgewinne, um historische Höchststände zu erklimmen.

Der Dow legte um 0,68 Prozent auf 37 557,92 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,59 Prozent auf 4768,37 Punkte. Für den Nasdaq 100 ging es um 0,49 Prozent auf 16 811,86 Punkte nach oben.

Zuletzt hatten zwar mehrere Redner der Notenbank Fed versucht, die hohen Zinssenkungserwartungen für kommendes Jahr etwas zurückzudrängen. Das ist bisher aber kaum gelungen. An den Märkten werden immer noch Zinsreduzierungen um insgesamt fast 1,5 Prozentpunkte bis Jahresende 2024 erwartet. Jüngste Projektionen der Fed lassen auf lediglich 0,75 Punkte schliessen.

Am Dienstag nun kamen den Anlegern Aussagen des regionalen Fed-Chef aus Richmond, Thomas Barkin, zupass. Dieser hatte angedeutet, dass die Notenbank die Leitzinsen senken dürfte, wenn die jüngsten Fortschritte bei der Inflation anhalten.

"Die Rally an den US-Aktienmärkten geht weiter", resümierte Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank. Die Experten der britischen Bank HSBC hatten jüngst für den Dow perspektivisch die Marke von 40 000 Zählern ins Spiel gebracht. In den noch ausstehenden Handelstagen 2023 dürfte es vor allem die Frage sein, ob Anleger vor dem Jahresultimo noch "Kasse machen" und Kursgewinne mitnehmen.

Unter den besten Werten im Dow stiegen die Aktien von Boeing um mehr als ein Prozent. Erstmals seit Jahren bestellte die Lufthansa wieder Kurz- und Mittelstreckenjets bei dem Hersteller. Lufthansa-Flottenvorstand Detlef Kayser begründete die Kehrtwende mit einer höheren Flexibilität bei Flugzeugbestellungen.

Die in New York notierten Anteile von Curevac sackten auf ein Rekordtief ab und knickten am Ende um fast 30 Prozent ein. Das Bundespatentgericht in München hatte ein grundlegendes Corona-Impfstoffpatent des Tübinger Pharmaunternehmens für nichtig erklärt. Mit diesem Urteil gab das Gericht einer Klage des Mainzer Konkurrenten Biontech statt. Curevac will gegen das Urteil Berufung einlegen.

Die ebenfalls in New York gelisteten Papiere von Biontech stiegen um drei Prozent. Die Aktien von dessen Partner Pfizer gewannen vier Prozent. Im Kielwasser dieser beiden Werte kletterten die Papiere des Wettbewerbers Moderna gut vier Prozent nach oben.

Die Anteilscheine von Lyft büssten 3,6 Prozent ein. Mit John Patrick Zimmer hatte ein Mitgründer und Top-Manager des Fahrdienst-Vermittlers zuletzt Lyft-Aktien verkauft.

Der Euro wurde zuletzt mit 1,0977 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0962 (Montag: 1,0918) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9122 (0,9159) Euro.

Am US-Rentenmarkt legte der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) um 0,10 Prozent auf 112,36 Punkte zu. Die Rendite fiel im Gegenzug auf 3,93 Prozent./la/he

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---