Für Aufatmen sorgte dagegen das Urteil des obersten britischen Gerichts, dem zufolge das Parlament einem Austrittsgesuch des Vereinigten Königreichs aus der EU zustimmen muss.

Dax und EuroStoxx50 schlossen jeweils ein knappes halbes Prozent im Plus bei 11.594,94 und 3281,53 Punkten. An der Wall Street gewannen Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 jeweils etwa 0,3 Prozent.

"Das Urteil bietet den Abgeordneten die Möglichkeit, die Austrittspläne der Regierung abzumildern", sagte Marktanalyst Fawad Razaqzada vom Online-Broker Forex.com. "Dies erhöht die Chancen für einen 'sanften' statt eines 'harten' Brexit, aber es bleibt unklar, wie sanft oder hart er ausfallen wird." Premierministerin Theresa May hatte sich in ihrer Rede der vergangenen Woche für den sogenannten "harten" Brexit ausgesprochen, bei dem Großbritannien den Zugang zum EU-Binnenmarkt verliert.

Ein Risiko erwachse allerdings aus der richterlichen Entscheidung, den Regionalparlamenten kein Mitspracherecht einzuräumen, warnte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Das mehrheitlich pro-europäische Schottland könnte dies zum Anlass nehmen, um erneut über seine Unabhängigkeit abzustimmen. "Und das wäre sehr Sterling-negativ." Die britische Währung kostete am Abend mit 1,2513 Dollar ungefähr so viel wie unmittelbar vor Urteilsverkündung. Der Euro bröckelte auf 1,0748 Dollar ab.

"TRUMPONOMICS" - POSITIV ODER NEGATIV FÜR DIE BÖRSE?

Kopfzerbrechen bereitete Börsianer weiter die Politik des neuen US-Präsidenten. "Sicher ist, dass sich die Handelspolitik unter Donald Trump massiv ändern wird", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Wir groß die Auswirkungen sein werden, ist dagegen noch immer unklar." Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim Vermögensverwalter Blackrock, sagte eine Fortsetzung der Trump-Rally voraus, die den Börsen seit der US-Wahl Anfang November ein Kursplus von rund zehn Prozent beschert hat. "Wir glauben, dass der Mensch Donald Trump derart gefallsüchtig ist, dass er eine Enttäuschung seiner Wähler, aber auch der Medien, der Finanzmärkte sowie der breiteren Öffentlichkeit um jeden Preis wird vermeiden wollen, zumindest am Anfang."

BT STÜRZTEN WEGEN BILANZ-TRICKSEREIEN AB

Bei den Aktienwerten sorgte der knapp 21-prozentige Kurssturz von BT für Aufsehen. Das ist der größte Tagesverlust seit mindestens 1985. Mit 309,04 Pence schlossen die Titel auf dem niedrigsten Niveau seit dreieinhalb Jahren. Weil die Bilanz-Tricksereien der Italien-Tochter größer sind als gedacht, kündigte das Unternehmen zusätzliche Abschreibungen an und strich seine Geschäftsziele zusammen. "Die große Frage ist: 'Gibt es noch etwas anderes, um das sich nicht angemessen gekümmert wurde?'", sagte Investment-Manager Jonathan Roy vom Vermögensverwalter Charles Hanover.

An der Wall Street verloren Verizon 4,6 Prozent. Der größte US-Mobilfunker legte wegen der wachsenden Konkurrenz durch T-Mobile US und andere Anbieter ein Quartalsergebnis vor, das die Markterwartungen verfehlte. Der Reingewinn schrumpfte um 16 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar.