Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse präsentiert sich am Dienstag im Verlauf insgesamt wenig verändert. Nach den starken Verlusten der vergangenen Sitzungen, bei denen die ganze Jahresperformance ausradiert wurde, hoffen die Marktteilnehmer auf eine Stabilisierung. Doch der US-Finanzsektor sorge weiterhin für grosse Verunsicherung, heisst es. Zu stark seien nach dem Ausfall dreier US-Geldhäuser die Erinnerungen an die Finanzkrise 2008, als die Investmentbank Lehman Brothers zusammengebrochen war.

Am Vortag hatte sich das Geschehen an der Wall Street zwar etwas beruhigt, aber die Bankaktien waren erneut stark unter die Räder gekommen. Es werde sich erst weisen müssen, ob die von der US-Notenbank Fed und der Regierung getroffenen Unterstützungsmassnahmen genügten, um das Vertrauen in den Finanzsektor wiederherzustellen, sagte ein Händler. Viele Marktteilnehmer befürchteten eine Ansteckung in der Branche. "Handelt es sich nun 'nur' um kurzfristige Turbulenzen oder breitet sich die Krise aus?" - das ist die grosse Frage. Viele Marktteilnehmer wetten nun auch darauf, dass das Fed von seinem Straffungskurs abrücken und eine Pause bei den Zinserhöhungen einlegen wird. Dies dürfte allerdings auch davon abhängen, wie die am Nachmittag (13.30 Uhr) erwarteten Inflationsdaten aus den USA ausfallen. Diese könnten nämlich die Märkte auch noch stärker bewegen.

Der SMI hat sich im bisherigen Handel über weite Strecken in einer engen Spanne von rund 50 Punkten bewegt und notiert um 11.20 Uhr um 0,12 Prozent tiefer auf 10'619,24 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sinkt um 0,08 Prozent auf 1683,11 Zähler und der breite SPI 0,06 Prozent auf 13'823,48 Punkte. Im SLI stehen sich 16 Verlierer und 14 Gewinner gegenüber.

Nach wie vor stehen die Finanzwerte auf den Verkaufszetteln. Hier werde noch Abstinenz geübt, sagte ein Marktanalyst. Die Anleger fürchteten die Risiken betreffend möglicher Zweit- und Drittrundeneffekte. Im Fokus stehen hierzulande die Aktien der Credit Suisse (-4,4%). Gemäss dem heute veröffentlichten Geschäftsbericht kämpft die CS weiter mit Geldabflüssen. Zwar hätten sich die Abflüsse auf viel tieferen Niveaus stabilisiert, sie hätten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Geschäftsbericht aber noch nicht gedreht, teilt die Bank mit. Zudem erwartet sie im ersten Quartal einen Verlust in der Vermögensverwaltung.

Auch die Kurse der Finanzhäuser UBS (-0,4%), Julius Bär (-1,4%) und Partners Group (-1,8%) geben nach. Nicht besser schlagen sich die Versicherer Zurich (-1,0%) und Swiss Re (-1,3%). Einzig Swiss Life (+0,5%) legen etwas zu.

Im Gegensatz zum Vortag bilden die Aktien der als defensiv geltenden Marktschwergewichte Nestlé (-0,2%) und Novartis (-0,03%) keine Stütze für den Gesamtmarkt. Roche (+0,2%) legen leicht zu.

Auf den anderen Seite ziehen Schindler (+1,9%) mit dem Rückenwind einer Kurszielerhöhung und Kaufempfehlung der UBS klar an. Givaudan (+2,4%) setzen nach den Avancen vom Vortag den Aufwärtstrend weiter fort. Holcim (+1,1%) profitieren von einer Kurszielerhöhung von SocGen. Bei Straumann (+0,9%) wird die Ankündigung neuer digitaler Produkte positiv gewürdigt.

Grosse Bewegungen gibt es vor allem dank Firmenergebnissen auf den hinteren Reihen. So werden die Aktien des Flughafens Zürich (+0,9%), BKW (+1,5%) und SF Urban Properties (+2,8%) nach Zahlen höher gehandelt. Tecan (+5,1%) sind ebenfalls nach Zahlen gefragt. Händler sprechen von einer Erleichterung, dass Tecan gut abgeschnitten und sich auch zuversichtlich über die weiteren Aussichten geäussert habe.

Dagegen büssen Komax (-5,1%), Sensirion (-8,9%) und Newron (-3,0%) nach Zahlen deutlich an Wert ein. Und bei den Aktien von Polypeptide (-22%) belastet ebenfalls der Geschäftsabschluss. Auch nach zwei Gewinnwarnungen in 2022 hat der Auftragsfertiger die eigenen (gesenkten) Vorgaben verfehlt und lässt nach einem Gewinneinbruch die Dividende ausfallen.

pre/uh