Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag leichter. Es sind vor allem die defensiven Schwergewichte, die den hiesigen Börsenplatz belasten. Nach einer wochenlangen Erholungsrally wartet dieser schon seit mehreren Tagen darauf, dass der jüngste Rückgang in eine Bodenbildung mündet. Immerhin sind die Finanzwerte wieder auf einen Erholungskurs eingeschwenkt.

Der Markt wird auch vom Zinsanstieg gebremst: Die zehnjährige US-Rendite ist weiter auf zuletzt 3,12 Prozent gestiegen. Zudem liegen die Ölpreise direkt an den jüngsten Höchstständen und der Schweizer Franken legte zuletzt ebenfalls zu. Händler sprechen von einem zurückhaltenden und richtungssuchenden Handel bei geringen Volumen. In der zweiten Tageshälfte könnten Daten zum Arbeitsmarkt oder zu den Frühindikatoren in den USA das Geschäft noch bewegen.

Der Swiss Market Index (SMI) steht um 11 Uhr 0,28 Prozent tiefer bei 8'948,64 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) sinkt um 0,04 Prozent auf 1'482,51 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,22 Prozent auf 10'663,57 Punkte. Von den 30 wichtigsten Werten notieren 21 im Plus und neun im Minus.

Unternehmensnews sind am Berichtstag rar gesät und von der Berichtssaison tröpfeln aktuell nur noch vereinzelt Zahlen aus der zweiten Reihe ein.

Es sind in erster Linie Abgaben im Schwergewicht Roche (-1,2%), die den Gesamtmarkt bremsen. Der Pharmakonzern hat neue Studiendaten zu seinem Hoffnungsträger Tecentriq publiziert, einem Immuntherapeutikum. Der getestete Medikamentencocktail für Patienten mit einer bestimmten Form von Lungenkrebs ist aber nicht in allen Bereichen besser als das Konkurrenzprodukt von Merck, erklären Analysten. Nun gehe es um die alles entscheidenden endgültigen Daten, die erst Ende 2018 erwartet werden.

Ebenfalls mit Abgaben tendieren die beiden anderen defensiven Schwergewichte: Novartis büssen 1,0 Prozent und Nestlé 0,2 Prozent ein. Novartis hatte am Vortag einen Investorenanlass abgehalten. Schwerer wiegt derzeit aber laut Marktteilnehmern aktuell der Skandal um Zahlungen an das Anwaltsbüro von US-Präsident Donald Trump für Einblicke in das US-Gesundheitssystem.

Dass defensive Papiere jedoch auch gesucht sein können, lässt sich an Swisscom (+0,9%) ablesen. Bei Sika (-0,4%) werden hingegen nach den Avancen im Nachgang der Einigung mit den Eigentümern einige Gewinne mitgenommen. Bei den Innerschweizern soll mit Justin Howell ein Vertreter der Bill-Gates-Stiftung in den Verwaltungsrat einziehen. Er soll einen der drei freigewordenen Sitze im Verwaltungsrat einnehmen.

Die Aktien von UBS (+0,3%), Credit Suisse (+0,5%) und Julius Bär (+0,3%) sind derweil auf Erholungskurs eingeschwenkt. Noch am Vortag hatte der Entwurf des Koalitionsvertrages in Italien zwischen den euroskeptischen Parteien Fünf Sterne und Lega auf die Kurse der Banken gedrückt. Nun melden italienische Medien, der 250-Milliarden-Schuldenerlass stehe doch nicht im Programm der möglichen neuen Regierung.

Einen Blick wert sind am Vortag der Ergebnispublikation die Papiere von Richemont (+0,5 Prozent). Der Luxusgüterkonzern kommt mit der Übernahme des Onlineverkäufers Yoox Net-a-Porter voran und will die Italiener in einem Monat von der Börse in Mailand dekotieren lassen. Das Marktumfeld für Richemont hat sich in den vergangenen zwölf Monaten aufgehellt, heisst zudem mit Blick auf den morgigen Jahresabschluss

Vifor notieren 1,5 Prozent oder 2,35 Franken tiefer, die Titel werden heute allerdings mit einem Dividendenabschlag von 2 Franken je Anteil gehandelt.

Im breiten Markt steigen Arbonia um leichte 0,3 Prozent. Der Bauausrüster expandiert in Belgien und übernimmt den dortigen Heizungshersteller Vasco. Nach Jahreszahlen ziehen die Papiere des Immobilienkonzerns Züblin um 1,5 Prozent an. Grössere Gewinne gehen ohne News auf Gurit (+6,4%) und Meyer Burger (+3,2%).

ra/rw