Zürich (awp) - An der Schweizer Börse kommen am Donnerstag die Zinsentscheide der US-Notenbank Fed und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gut an. Beide Zentralbanken haben wie erwartet ihre Zinspause fortgeführt. Zudem hat sich das Fed zuversichtlich für 2024 geäussert und Zinssenkungen um insgesamt 0,75 Prozentpunkte nahegelegt. Die US-Währungshüter lösten damit an der Wall Street ein Kursfeuerwerk aus. Händler sprechen von einem vorzeitigen Weihnachtsgeschenk.

Und auch die SNB dürfte den Leitzins aufgrund der Konjunkturrisiken in den nächsten Quartalen bei 1,75 Prozent belassen und ihn in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich senken, wenn sicher sei, dass die Konjunkturabschwächung die Kerninflation nachhaltig bremse, sagt Julien Stähli von der Privatbank Bonhôte. Nun dürften die am frühen Nachmittag noch anstehenden Zinsbeschlüsse der Bank of England und der Europäischen Zentralbank (EZB) in den Fokus rücken. Dies dürfte auch ein Grund dafür sei, dass der anfänglich starke Schwung im Verlauf etwas nachgelassen habe, meint ein Händler.

Der Leitindex SMI, der im Frühgeschäft bis auf 11'325 Punkte angestiegen war, notiert gegen 11.07 Uhr noch um 0,74 Prozent höher bei 11'271,46 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI, in dem die Schwergewichte stärker gekappt sind, gewinnt 1,37 Prozent auf 1796,90 und der breite SPI 1,00 Prozent auf 14'731,40 Zähler. Im SLI legen 23 Titel zu und sieben geben nach.

Die Aussicht auf tiefere Zinsen verleiht vor allem den zinssensitiven Wachstums- und Technologierwerten kräftig Auftrieb. Dabei führen die Anteile des Dentalimplantatherstellers Straumann (+8,8%) die Rangliste an. Sie erhalten zusätzlich Rückenwind von Barclays. Die Bank hat die Kaufempfehlung bekräftigt.

VAT, Alcon Sonova, Partners Group und Temenos verbuchen Kurszuwächse zwischen 2,0 und gut 3,0 Prozent. Die Aktien von Logitech legen 1,4 Prozent zu. Sie profitieren zusätzlich von einer Kurszielerhöhung von Goldman Sachs.

Gefragt sind zudem die zyklischen Sika (+6,1%), Geberit (+3,6%) und Kühne+Nagel (+3,1%) Auch die Luxusgüterhersteller-Aktien Richemont reihen sich mit einem Kursplus von knapp 3 Prozent ganz oben in der Kurstafel ein. Auch die Bankenwerte UBS (+3,0%) und Julius Bär (+4,0%) werden kräftig gekauft.

Wenig gefragt sind dagegen die defensiven Pharmariesen Novartis und Roche GS (je -0,5%). Auch Nestlé (+0,2%) hinken dem Markt hinter her. Tiefer notieren zudem Givaudan (-1,0%).

Noch stärker im Minus stehen die Aktien von Swiss Re (-2,7%) und Zurich (-1,0%). Ihnen machten vor allem die Aussichten auf tiefere Zinsen zu schaffen, heisst es am Markt. Europaweit stehen Versicherer daher unter Druck. Zudem kommt es bei Zurich zu einem Wechsel des Finanzchefs. Claudia Cordioli wechselt im kommenden Jahr von Swiss Re zu Zurich und löst den langjährigen Amtsinhaber George Quinn ab.

In den hinteren Reihen legen AMS Osram (+11%) deutlich zu. Tiefere Zinsen und eine Kaufempfehlung von Jefferies sorgen für Schub. Zu kräftigen Gewinnen kommt es ausserdem bei den Immobilienwerten, die europaweit kräftig anziehen. Hier klettern die auf Deutschland fokussierten Peach Property um 7,0 Prozent. Aber auch Allreal, PSP, Intershop und SPS gewinnen 2 Prozent und mehr.

DocMorris (+8,2%) werden nach dem Beschluss des deutschen Parlaments zur Einführung des E-Rezepts gekauft. Demnach sollen elektronische Rezepte und digitale Patientenakten nun endlich im kommenden Jahr zum Standard und für die Praxen verpflichtend werden.

Die Aktien von Meyer Burger (+10%) holen einen Teil des Vortageseinbruchs (-14,4%) wieder auf.

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