Zürich (awp)- Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag mehrheitlich schwächer. Im Verlauf konnte der Markt aber einen Grossteil der frühen Einbussen wieder aufholen. Händler beschreiben die Stimmung als nervös. "Die Marktteilnehmer machen sich schon etwas mehr Sorgen wegen des Coronavirus als an den Vortagen", sagt ein Händler und verweist auf die starken Kurseinbussen an den asiatischen Märkten. Dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für heute Donnerstag erneut den Notfall-Ausschuss einberufen hat, trage kaum zur Beruhigung bei, heisst es weiter. Aber die Anleger nützten die tieferen Kurse teilweise trotzdem zum Kauf.

Die US-Notenbank Fed habe trotz des neuen Unsicherheitsfaktors Coronavirus keine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt, sagt zudem ein Händler leicht enttäuscht. Das Fed hatte am Vorabend wie erwartet die Zinsen nicht angetastet und für die kommenden Monate stabile Werte signalisiert. Allerdings sagte Notenbankchef Powell in seiner Einschätzung der konjunkturellen Lage in den USA auch, die Verbreitung der Lungenkrankheit sei "ein ernstes Thema" - ohne jedoch konkreter zu werden.

Der Leitindex SMI notiert nach einem Tagestief auf 10'742 Punkten um 11.10 Uhr noch um 0,62 Prozent tiefer auf 10'792,81 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, sinkt um 0,84 Prozent auf 1'653,13 Zähler und der umfassende SPI um 0,61 Prozent auf 13'069,65 Zähler. 27 der 30 SLI-Titel geben nach und drei legen zu.

Stark unter Druck stehen die Aktien von Kühne+Nagel (-5,8%). Eine Verkaufsempfehlung von Exane BNP und zunehmende Sorgen, dass die Ausbreitung des Coronavirus möglicherweise tiefere Spuren im Welthandel hinterlassen könnte, lösten bei dem Logistiktitel heftige Gewinnmitnahmen aus.

Deutliche Einbussen verzeichnen Swatch (-3,8% auf 244,20 Fr.). Der Uhrenhersteller hat die Markterwartungen mit den Jahresergebnissen verfehlt und im vergangenen Jahr vor allem wegen der Unruhen im Shoppingmekka Hongkong weniger Umsatz erzielt und auch weniger verdient als im Vorjahr. Für das neu angelaufene Jahr rechnet Swatch weltweit - bis auf Hongkong - währungsbereinigt aber mit Wachstum. Negativ sei, dass die Aktie unter die wichtige Unterstützungszone von 250 Franken gefallen sei, was weitere Einbussen ausgelöst habe, sagt ein Händler.

Besser schlagen sich die Titel von Konkurrent Richemont, die um 1,6 Prozent fallen.

Ebenfalls unter Abschlägen leiden die Aktien zyklischer Firmen und aus der Technologiebranche, die zuletzt gut performt hätten, heisst es am Markt. Adecco, Logitech, Temenos und AMS verlieren rund 1,5 Prozent.

Bei den Aktien der Banken fallen Credit Suisse (-2,6%) besonders negativ auf. UBS und Julius Bär verlieren 1,2 und 1,1 Prozent. Laut Händlern dämpft das Jahresergebnis der Deutschen Bank vor allem bei der CS die Hoffnungen auf einen satten Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking, das bei den US-Rivalen sehr gut gelaufen ist. Die US-Konkurrenten würden den europäischen Grossbanken im Investment Banking immer mehr das Wasser abgraben.

Zu den Gewinnern zählen Roche (+1,0%), die zunächst als Reaktion auf die Jahreszahlen, die "nur im Rahmen der Erwartungen" ausgefallen sind, deutlich nachgaben. Der Pharmakonzern ist dank seiner jüngeren Medikamente 2019 weiter gewachsen und blickt weiter zuversichtlich nach vorn. Die Dividende soll denn auch weiter erhöht werden.

Die Anteile von Novartis verlieren 1,0 Prozent. Der Roche-Rivale hatte am Mittwoch mit seinem Ergebnis - allerdings noch in einem positiven Markt - Anleger angezogen. Die Aktie war um 1,2 Prozent gestiegen.

Givaudan gewinnen 0,8 Prozent auf 3'262 Franken. Julius Bär hat das Kursziel auf 3'300 Franken erhöht. Die Aktie setzt auch nach der kürzlichen Bilanzveröffentlichung den Aufwärtstrend fort.

Am breiten Markt stechen DKSH (-3,3%) negativ hervor. Dem stark auf Asien ausgerichteten Marktexpansionsdienstleister machten die Ängste rund um das Coronavirus zu schaffen, heisst es am Markt.

Bucher fallen um 1,7 Prozent. Der Maschinenbauer erwartet nach einem Rekordumsatz in 2019 für 2020 ein insgesamt unter dem Vorjahr liegendes Ergebnis.

pre/rw