Zürich (awp) - Nun hat sich auch der Schweizer Aktienmarkt dem Wettlauf der internationalen Börsen angeschlossen. Allerdings müssen sich die hiesigen Investoren erst einmal mit Jahreshochs begnügen, während etwa an der Wall Street die Rekordjagd weitergeht. Immerhin notiert der SMI bei Kursen oberhalb der 11'600er Marke so hoch wie zuletzt im Mai 2022. "Es fällt auf, dass der 'risk on'-Modus doch sehr breit um sich greift", heisst es in einem Kommentar. Schubkraft verleihen vor allem die wieder erstarkten Zinshoffnungen.

Investoren begrüssten die jüngsten Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde. Von beiden kamen die lang erwarteten positiven Andeutungen, dass die Zinsen in absehbarer Zeit sinken könnten. Vor allem Lagarde habe der Anlegern endlich mehr Klarheit über die geldpolitische Lockerung gegeben. Nun richten sich die Augen auf die noch anstehenden US-Daten zum US-Arbeitsmarkt am Nachmittag. Er hat erhebliche Auswirkungen auf die Haltung der US-Zentralbank.

Der Leitindex SMI steigt gegen 11.15 Uhr um 0,38 Prozent auf 11'619,28 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,31 Prozent auf 1901,10 und der breite SPI 0,30 Prozent auf 15'180,89 Zähler. Im SLI stehen 17 Gewinnern 13 Verlierer gegenüber.

Damit ist dem Leitindex SMI der Sprung über die Marke von 11'616 Punkten gelungen. Laut BNP Paribas dürfte dies charttechnisch gesehen ein neues Kaufsignal generieren.

Das Gewinnerfeld wird mit grossem Abstand von der UBS (+4,1% auf 27,22 Fr.) angeführt. Die Experten von Morgan Stanley haben die Titel am Morgen auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel um 4 auf 33 Franken nach oben angepasst. Die Sterne für eine längerfristige Outperformance des Investment Bankings und im Wealth Management stünden günstig, meint der zuständige Analyst. Dass Morgan Stanley den Titel hochstuft, ist insofern spannend, als UBS immer wieder im Zusammenhang mit Morgan Stanley genannt und auch verglichen wird. Daher komme die Hochstufung quasi einem Ritterschlag durch das Vorbild gleich, meint ein Beobachter.

Im Kielwasser der starken UBS ziehen auch andere Finanzvertreter an. Julius Bär, Zurich oder auch Swiss Life verteuern sich um bis zu 2,2 Prozent. Sie befinden sich damit in guter Gesellschaft. Auch europaweit gehören Finanz- und Versicherungswerte zum Wochenschluss zu den Favoriten der Anleger.

Klar höher sind auch VAT (+3,8%). Händler verweisen auf die freundlichen US-Vorgaben. Zudem hat der Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) dank des AI-Booms ein deutliches Umsatzplus in den ersten zwei Monaten verbucht.

Einmal mehr sind auch die Aktien vom Baustoffhersteller Holcim (+0,6%) auf den Einkaufslisten zu finden. Sie setzen damit ihren seit Monaten anhaltenden Lauf fort. Dabei haben die Papiere bereits 2023 38 Prozent zugelegt und weisen aktuell auch schon wieder ein zweistelliges Plus auf. Mittlerweile peilen Holcim das Hoch von Mitte 2014 bei rund 80 Franken an.

Die rote Laterne halten derweil die Inhaber-Titel von Swatch mit -1,0 Prozent. Auch Branchenkollege Richemont (-0,3%) kommt etwas zurück. Mit Kühne+Nagel, Schindler und die SIG Group geben noch weitere Zykliker nach. Die Abgaben liegen zwischen 0,9 und 0,1 Prozent.

Das eigentliche Nachrichtenaufkommen wird aber einmal mehr von den Unternehmen aus den hinteren Reihen dominiert. Hier ziehen nach Zahlen etwa Mobilezone um 6 Prozent an. Der Handyanbieter habe sich in einem schwierigen Umfeld passabel geschlagen, so der Tenor. Zudem will der Handyverkäufe die Ausschüttungsquote erhöhen.

Die Aktien der Industrie- und Handelsgruppe Orell Füssli (+4,1%) bauen ihre Avancen sukzessiv aus, nachdem das Unternehmen 2023 Umsatz und Ergebnis gesteigert und die Dividende erhöht hat. Auch Coltene (+2,3%) und der Flughafen Zürich (+0,6%) ziehen nach Zahlen an.

Auf der Verliererliste sind mit Obseva, Spexis und Idorsia dagegen zahlreiche angeschlagene Biotechs zu finden, die um bis zu 20 Prozent absacken.

hr/ra