Zürich (awp) - Auch zum Wochenschluss halten sich die Anleger an der Schweizer Börse zurück. Während der ganzen Börsenwoche kam der Markt nicht richtig in Schwung. Dies ist zu einem grossen Teil auf die defensive Ausrichtung zurückzuführen. Vor allem die Pharmaschwergewichte sowie Nestlé erwiesen sich immer wieder als Bremsklötze für den Gesamtmarkt - so auch zum Wochenschluss. Damit bleibt der Schweizer Markt von seinen wichtigsten internationalen Pendants abgekoppelt. An der Wall Street etwa hätten die Anleger zwar neue Rekorde gesehen, der Trend sei aber nicht auf den hiesigen Markt übergesprungen, heisst es im Handel.

Während sich der breite Aktienmarkt nur wenig bewege, komme es vor allem bei Gewinnmeldungen einzelner Unternehmen zu grösseren Ausschlägen. Als Stimmungsdämpfer machen Händler auch die zuletzt wieder deutlich gestiegenen Renditen am US-Rentenmarkt aus. Sie spiegeln die starke Entwicklung der US-Wirtschaft wider. "Die Anleger scheinen einfach nicht akzeptieren zu wollen, dass die erwarteten Zinssenkungen des Fed vorerst vom Tisch sind und setzen weiter auf eine Zinssenkung früh im Jahr 2024", kommentiert ein Händler. Das könnte sich als Trugschluss herausstellen. Denn jüngste Indikatoren wie die Seefrachtraten deuteten darauf hin, dass die Inflation wieder stärker anziehen könnte.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr moderate 0,11 Prozent auf 11'126,80 Punkte. Der 30 Titel umfassende SLI legt dagegen um 0,11 Prozent zu auf 1801,66 Punkte, während der breiter gefasste SPI mit -0,13 Prozent ebenfalls leicht tiefer notiert bei 14'572,53 Punkten. Im SLI gewinnen 15 Titel, 13 verlieren. Unverändert sind UBS und Richemont.

Die Titel des Schwergewichts Nestlé (-1,5%) sind massgeblich für das leichte Minus des SMI verantwortlich. Ohne diese Verluste wäre der SMI im Plus. Belastet werden die Titel von den am Vorabend veröffentlichten Zahlen des französischen Kosmetikkonzerns L'Oréal, an dem Nestlé massgeblich beteiligt ist.

Auch das Schwergewicht Nummer zwei, Roche (GS -0,6%), setzt seinen Abwärtstrend seit Ende Januar fort. Der Konzern hatte mit den vorgelegten Zahlen enttäuscht. Auch die Aussagen zur Pipeline konnten die Anleger bislang nicht umstimmen. Das dritte Schwergewicht auf der Gewinnerliste ist dagegen Novartis mit einem Plus von 0,6 Prozent zum Wochenschluss.

Mit Sandoz (-1,0%), Givaudan (-0,6%) und Swisscom (-0,2%) werden weitere eher defensive Titel aus den Depots geworfen. Der Telekomkonzern war bereits am Vortag nach Jahreszahlen schwächer aus dem Handel gegangen.

Mit einem Plus von 2,5 Prozent sind Alcon der mit Abstand grösste Gewinner. Die Citigroup bestätigte in einer aktuellen Studie ihre Kaufempfehlung. Umfragen deuteten auf eine anhaltend starke Marktdynamik und Marktanteilsgewinne hin, heisst es. Als unterstützend werden auch die Quartalszahlen des deutschen Medizintechnikunternehmens Carl Zeiss Meditec gewertet. Das Unternehmen habe die Erwartungen übertroffen und bleibe auf Kurs, seine Jahresziele zu erreichen.

Mit Straumann, VAT, Kühne+Nagel oder Sika sind zudem vor allem eher konjunktursensible Titel gesucht, wie die Aufschläge von bis zu 1,4 Prozent zeigen. Zu den Gewinnern gehören auch Julius Bär (+1,3%), die damit ihre Erholung der letzten Tage fortsetzen.

Die eigentliche Musik spielt aber in der zweiten Reihe: Dort springen AMS Osram nach Zahlen um einen Fünftel nach oben. Grund ist Händlern zufolge der optimistische Ausblick, den der Technologiekonzern zuvor mit dem Quartalsbericht veröffentlicht hatte.

Die Aktien der Ems-Chemie hingegen geben nach der Vorlage von Jahreszahlen um 2,5 Prozent nach. Der von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher geführte Chemiekonzern hat im vergangenen Jahr weniger Umsatz und Gewinn erzielt. Zudem wird die Dividende gekürzt.

Ebenfalls Zahlen vorgelegt haben Mobimo (+0,4%) und die Graubündner Kantonalbank (-0,6%).

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