Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag auf der Stelle getreten. Impulse gab es zwar einige, doch vermochten sie die Märkte nicht stark zu bewegen. Die Anleger hätten sich zurückgehalten, da sie erst sehen wollten, wie die Unternehmen im ersten Halbjahr abgeschnitten haben, sagte ein Händler. "Die Vorsicht ist derzeit gross, nachdem einige Unternehmen ihre Prognosen in Frage gestellt oder gar gekappt haben." Mit ersten Firmenergebnissen ist allerdings erst ab Mitte Juli zu rechnen. Im Fokus standen daher am Berichtstag etwa Inflationsdaten aus Deutschland. Die Teuerung gewann dort im Juni wieder an Tempo, wie am Nachmittag bekannt wurde.

Dies habe für eine Stimmung gesorgt, die zu neusten Aussagen der Notenbanker passe, sagte ein Börsianer. Der Kampf gegen die Inflation sei nicht gewonnen, kommunizierten diese unlängst. So hatten EZB und Fed anlässlich der Tagung im portugiesischen Sintra weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Fed-Chef Jerome Powell spielte dabei die Konjunkturrisiken eher herunter. Und laut neusten US-Daten scheint er Recht zu haben: Gemäss diesen ist die Wirtschaft stärker ins Jahr gestartet als bisher bekannt. Doch ein starker Arbeitsmarkt stützt bekanntlich die Lohnentwicklung und treibt die Inflation. Ergo braucht es weitere Zinsschritte.

Der SMI schloss schliesslich um 0,12 Prozent leichter auf 11'170,51 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank um 0,21 Prozent auf 1748,26 und der breite SPI um 0,12 Prozent auf 14'710,99 Zähler. Im SLI standen sich die Gewinner und Verlierer bei Handelsende im Verhältnis 1:2 gegenüber.

Die Zurückhaltung der Anleger sei quer über alle Sektoren zu spüren gewesen, erklärte ein Händler. "Es war einfach grundsätzlich nichts los." Verloren haben in diesem Umfeld einerseits defensive Titel wie Givaudan (-1,6%), Straumann (-1,0%) oder Lindt & Sprüngli (-0,4%).

Schwächere Kurse verzeichneten auch Zykliker wie Kühne+Nagel (-1,4%). Morgan Stanley bekräftigte deren "Underweight"-Rating. Aber auch ABB (-1,5%), Sika (-0,8%), Geberit (-1,1%) und Schindler PS (-1,2%) verloren an Wert.

Bei den Technologiewerten erholten sich VAT sowie AMS Osram (je -0,1%) im Tagesverlauf etwas. Die eher vorsichtigen Aussagen des US-Chipherstellers Micron Technology schickten die Papiere im frühen Handel noch südwärts. Micron sieht zwar Anhaltspunkte, dass der Branchenzyklus die Talsohle durchschritten haben dürfte, rechnet im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2022/23 aber erneut mit einem Verlust.

Die drei Schwergewichte Novartis (+0,7%), Roche (-0,6%) und Nestlé (-0,1%) schlossen derweil uneinheitlich.

Auf der anderen Seite wurde der Luxusgüterwert Swatch (+1,1% auf 258,60 Fr.) wieder gekauft. Dabei dürfte Goldman Sachs für Auftrieb gesorgt haben. Die US-Bank senkte das Kursziel für Swatch zwar auf 350 von 360 Franken, aber bestätigte die Empfehlung "Buy". Branchennachbar Richemont (+0,6%) profitierten von der guten Stimmung gleich mit.

Bei den Versicherungen schlossen Zurich unverändert. Swiss Life (+0,2%) erholten sich von den Vortagesverlusten leicht. Der Lebensversicherer hatte am Vortag wegen der Umstellung auf die neuen IFRS-Rechnungslegungsstandards nach unten revidierte Gewinnzahlen veröffentlicht, was die Aktien um 4,4 Prozent fallen liess.

Auch Baloise (-3,7%) wurden von der IFRS-Umstellung belastet. Die ZKB verwies dort aber auf nach wie vor stabile Cashflows und eine unverändert gute Solvenz.   Am breiten Markt legten GAM (+1,1%) zu. Der angeschlagene Asset Manager kann sein FMS-Geschäft wie geplant an Carne verkaufen. Damit ist eine Hürde im Zusammenhang mit der Übernahme durch Liontrust überwunden.   Cosmo Pharma (+0,9%) hat ein neues Studienprogramm für seine Clascoterone-Lösung zur Bekämpfung von Haarausfall bei Männern gestartet.

Talwärts ging es hingegen für die Glarner Kantonalbank (-5,9%). Ein Paket im Umfang von 1,5 Millionen Aktien aus dem Bestand von mehreren Kantonalbanken war bei institutionellen Investoren platziert worden.

kw/rw