Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat seine jüngste Aufwärtsbewegung auch am Donnerstag fortgesetzt. Allen voran die defensiven Schwergewichte haben den hiesigen Börsenplatz im späten Handel angeschoben. Gleichzeitig liess der Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken weiter nach, was ebenfalls half. Die Ölpreise zogen dagegen nach dem jüngsten Rückgang wieder an, ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet wieder deutlich mehr als 100 Dollar.

Das wichtigste Thema sind und bleiben aber die Entwicklungen im Ukraine-Krieg. Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew haben weiterhin keine greifbare Ergebnisse gebracht. Die erste Zinserhöhung der US-Notenbank seit vier Jahren und die Aussicht auf eine Reihe weiterer Anhebungen wurde derweil vom Markt gut verarbeitet. Der Glaube an die Stärke der US-Wirtschaft wiege schwerer als die Angst vor noch schneller steigenden Zinsen, fasste ein Händler zusammen.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Berichtstag 1,35 Prozent fester bei 12'061,87 Punkten. Der Leitindex übertraf damit seinen Höchststand seit Ausbruch des Krieges deutlich. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,15 Prozent auf 1911,22 und der breite SPI 1,58 Prozent auf 15'369,74 Punkte. Im SLI kamen auf 23 Gewinner 7 Verlierer.

Richemont (+1,6%) profitierte stärker als Swatch (+0,7%) von den stark erholten Schweizer Uhrenexporten. Zuvor hatten die Valoren im Zuge neuer Sanktionspakete der EU, Exporte von Luxusgütern nach Russland zu verbieten, deutlicher nachgegeben. An der Bilanzmedienkonferenz von Swatch hatte zudem CEO Nick Hayek seinen ihm typischen Optimismus versprüht.

Unter den Gewinnern waren auch Sika (+2,9%) und Kühne+Nagel (+0,8%) zu finden. Der Bauzulieferer profitierte von einem positiven Analystenvotum aus dem Hause JP Morgan, wie Händler sagten. So sei der Konzern bei ESG-Themen führend in der Branche, so die zuständige Analystin. Beim Logistikkonzern wiederum setze man im Handel auf anhaltend hohe Preise für Containerfracht.

Gesucht waren auch Givaudan (+2,6%) und Straumann (+1,0%); beides Papiere, die seit Jahresbeginn deutlicher zurückgefallen sind. "Schnäppchenjäger sind wieder unterwegs", sagte ein Händler dazu.

Es gab jedoch auch grosse Verlierer bei den zyklischen Aktien. Adecco etwa büssten 1,9 Prozent ein. Laut Händlern hat Exane BNP Paribas den Personaldienstleister abgestuft, was Umschichtungen in die Aktien von Mitbewerbern ausgelöst habe. Schindler büssten ebenfalls relativ deutliche 1,8 Prozent ein.

Die Genussscheine von Roche (+0,5%) sprangen in der Schlussauktion gar in die Gewinnzone - trotz des Dividendenabgangs von 9,30 Franken. Die beiden anderen Schwergewichte Nestlé (+2,1%) und Novartis (+1,5%) kletterten noch deutlicher.

Die drei genannten Papiere gaben dem Markt somit Halt und sorgten dafür, dass der SMI klar besser abschnitt als viele seiner europäischen Pendants. Einmal mehr werde der SMI damit seinem defensiven Ruf gerecht, hiess es im Handel.

Uneinheitlich entwickelten sich die Finanzwerte. Während Partners Group (+2,1%) und Zurich (+1,2%) gekauft wurden, ging es für die Aktien der Credit Suisse (-1,0%) nach unten. UBS (+0,3%) hinkten dem Markt ebenfalls hinterher. Für die Papiere beider Grossbanken waren am Berichtstag Kursziele gesenkt worden.

Im breiten Markt stachen nach Zahlen die Aktien der Online-Bank Swissquote mit +6,1 Prozent hervor. Das Finanzinstitut hatte am Morgen Rekordergebnisse für 2021 gemeldet. Auch Asmallworld (+7,7%) waren nach Zahlen gesucht.

Stadler Rail dagegen waren mit -0,4 Prozent erneut auf der Verliererliste zu finden. Deutliche Abgaben waren in Valoren wie Gurit (-4,8%), Medartis (-3,2%) oder Romande Energie (-3,1%) zu sehen.

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