Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bleibt fest im Griff des Ukraine-Kriegs und hat am Donnerstag klar im Minus geschlossen. Nach einer vorübergehenden Stabilisierung setzten im späteren Verlauf neue Abgaben ein und der SMI schwenkte wieder auf den seit Jahresanfang andauernden Abwärtstrend ein.

Das zentrale Thema bleibt der Ukraine-Krieg, der genau vor einer Woche mit dem Einmarsch Russlands begann. Zwar wurden die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine über einen Waffenstillstand wieder aufgenommen, doch gäben sich die Markteilnehmer keinen Illusionen hin, sagte ein Händler. Denn Russland setzt sein Bombardement sogar verstärkt fort und nach Einschätzung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron steht in diesem Krieg das Schlimmste noch bevor. Daher hätten sich die Marktteilnehmer verstärkt vom Markt zurückgezogen, so ein Händler.

Zu den Sorgen über die Folgen des Kriegs kämen nun auch noch Konjunktursorgen, hiess es am Markt. Anleger befürchteten, dass die steigenden Energiepreise die Konjunkturerholung abwürgen könnten. Zudem halte die Inflationsdynamik weiter an. Vereinzelt war daher von den Gefahren einer potentiellen Stagflation die Rede. Fed-Chef Jerome Powell hatte zwar eine Zinserhöhung im März bekräftigt, allerdings nur noch um 25 Basispunkte und nicht mehr um 50. Enttäuschende Daten der US-Dienstleister trübten die Stimmung dann noch zusätzlich ein.

Der SMI schloss um 1,65 Prozent tiefer auf 11'675,70 Punkten und damit rund 200 Punkte unter dem Tageshoch. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 1,60 Prozent auf 1847,41 und der breite SPI 1,72 Prozent auf 14'775,06 Zähler ein. 26 Titel im SLI schlossen tiefer und vier höher.

Als Belastung für den Gesamtmarkt erwiesen sich die drei Schwergewichte Nestlé (-1,6%), Novartis und Roche (je -1,9%). Händler verwiesen dabei darauf, dass sich Investoren derzeit mit dem Verkauf von Index-Futures-Kontrakten absicherten. Das habe aber den Effekt, dass auch die im SMI-Index stark gewichteten Nestlé, Novartis und Roche durch Futures-Verkäufe unter Druck gerieten.

Den stärksten Abschlag verbuchen aber die Technologiewerte Temenos (-6,0%) und AMS Osram (-4,4%) sowie etwas weniger ausgeprägt auch Logitech (-2,1%). Wegen des Ukraine-Konflikts dürften die Lieferkettenprobleme noch verschärft werden, hiess es. Zudem litten die Wachstumswerte seit längerem unter der erwarteten Zinswende, denn diese macht die Finanzierung des Wachstums teurer. In deren Sog sackten auch die am breiten Markt gehandelten Comet (-5,9%) und Sensirion (-4,8%) ab.

Die Aktien von Logitech habe nur wenig Unterstützung von den anlässlich des Investorentags gemachten Prognosen erhalten, hiess es. Demnach wird für das kommende Geschäftsjahr 2022/23 ein höherer Betriebsgewinn erwartet.

Klar unter Druck standen zudem erneut Finanzwerte wie Partners Group (-5,6%), Swiss Life (-3,4%) und UBS (-2,9%). Zurich (-0,2%) und CS (-1,0%) schlugen sich etwas besser.

Wieder einmal wurden zudem die Highflyer des Vorjahres Straumann (-3,3%), Richemont (-3,1%) und Sonova (-2,4%) verstärkt aus dem Depots gekippt.

Die kurze Gewinnerliste wurde von Vifor Pharma (+1,2% auf 163,70 Fr.) angeführt. Das Pharmaunternehmen wird bekanntlich von der australischen CSL übernommen zu einem Kurs von rund 165 Franken je Aktie. Ebenfalls höher waren Sika (+1,0%) sowie mit Givaudan (+0,03%) und Swisscom (+0,6%) zwei defensive Werte.

Wie schon in den letzten Tagen war das Nachrichtenaufkommen vor allem von Unternehmen aus den hinteren Reihen bestimmt, die ihre Ergebnisse veröffentlichten. Dabei fiel vor allem SoftwareOne (-26%) negativ auf. Der Software-Händler habe vor allem bei der Margenentwicklung enttäuscht, hiess es. Auch VAT (-6,8%) sackten nach Zahlen deutlich ab. Autoneum waren mit -8,6 Prozent ebenfalls übermässig schwach. Meier Tobler (+9,6%) und Forbo (+5,8%) schlossen nach Zahlen deutlich höher.

pre/cg