Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag - nach zwei Tagen auf Erholungskurs - wieder tiefer geschlossen. Unter Druck standen Straumann nach Zahlen eines Konkurrenten. Geprägt wurde das Geschehen vom Eindruck steigender Marktzinsen - die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen notiert wieder nahe der Marke von 5 Prozent - und den schlecht aufgenommenen Ergebnissen grosser Technologieunternehmen aus den USA.

Immerhin belegten Konjunkturdaten die Robustheit der US-Ökonomie - sie liessen auf eine weiche Landung trotz hoher Zinsen hoffen. Das BIP ist im dritten Quartal um satte 4,9 Prozent gewachsen und auch der Auftragseingang im September fiel stärker aus als erwartet. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe entsprachen in etwa der Prognose. Die Zinspause der Europäischen Zentralbank (EZB) bewegte die indes Märkte kaum - wurde sie doch so erwartet.

Der SMI büsste am Donnerstag 0,32 Prozent auf 10'367,69 Punkte ein. Der 30 Titel umfassende SLI gab um 0,70 Prozent auf 1613,33 nach und der breite SPI um 0,45 Prozent auf 13'562,32 Zähler. Bei den Blue Chips standen 9 Gewinner 21 Verlierern gegenüber.

Unter starkem Druck standen Titel aus dem Medtech-Sektor: Allen voran die Papiere des Dentalimplantate-Herstellers Straumann verloren deutliche 10 Prozent. Börsianer verwiesen auf schwache Zahlen und negative Aussagen des US-Konkurrenten Align. Dazu kam eine kritische Analystenstudie aus dem Hause Citigroup - Verkaufsempfehlung inklusive. In diesem Fahrwasser verloren die Branchennachbarn Alcon 3,0 Prozent und Sonova 1,1 Prozent.

Die steigenden Marktzinsen setzten Technologiewerte unter Druck. Logitech etwa büssten 2,1 Prozent ein und VAT 0,6 Prozent. "Steigende Zinsen sind Gift für Technologiewerte", sagte ein Börsianer.

Für eine Stabilisierung sorgten vor allem defensive Werte. So gehörten Givaudan (+2,0%) und Nestlé (+0,3%) zur Gruppe der Gewinner. Händler erklärten die Aufschläge bei Nestlé mit guten Zahlen des französische Danone-Konzerns. Sie zeigten, dass die Absatzzahlen die Talsohle erreicht haben dürften.

Andere defensive Werte wie Novartis (-0,9%), Roche (-0,1%) und Swisscom (-0,1%) konnten sich dem Abwärtstrend hingegen nicht entziehen.

Deutliche Gewinnmitnahmen gab es gar beim Generika-Hersteller Sandoz (-4,9% auf 24,51 Fr.), dessen Aktien bald wieder auf dem Ausgangsniveau von Anfang Oktober stehen.

Mit Aufschlägen wurden hingegen Holcim am Vortag der Ergebnispublikation (+0,5%) und Lonza (+0,3%) gehandelt. Letztere zeigen offenbar eine Stabilisierung nach dem bösen Absturz der letzten zehn Tage.

Gegen den allgemeinen Trend legten am breiten Markt Phoenix Mecano (+5,1%) zu. Das Technologieunternehmen legte überraschend Zahlen vor und legte einen Aktienrückkauf auf. Die Überraschung gelang: Die Zahlen fielen deutlich besser aus, als Analysten erwartet hatten.

Starrag (+3,4%) und Tornos (-4,9%) tendierten nach der definitiven Ankündigung des Zusammenschlusses uneinheitlich. Die beiden Schweizer Traditionsunternehmen wollen ihr Glück künftig zusammen suchen.

Die Aktien der in der Windkraft-Branche tätigen Gurit gaben um deutliche 5,1 Prozent nach. Händler verwiesen auf Siemens Energy: Der deutsche Energietechnikkonzern kämpft mit Problemen in seiner Windkraftsparte. Andere Geschäftsfelder laufen dagegen gut und die Orderbücher sind dick gefüllt.

Das sorgte bei Gurit für Abgaben, sagten Marktbeobachter. Denn die Wattwiler versorgen die Anlagenbauer mit Leichtbaumaterialien und Hochleistungskunststoffen für die Rotoren.

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