Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert zum Wochenschluss erneut deutlich tiefer. Der Leitindex SMI hat die anfänglichen Verluste bis zum Mittag noch weiter ausgebaut. Die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea sowie die eskalierende Rhetorik zwischen dem US-Präsidenten und dem Machthaber in Pjöngjang bleiben das dominierende Thema. Es sei zu viel gesagt worden, als dass man es als blosses Säbelrasseln abtun könnte, schreibt ein Marktanalyst. Das Umfeld für die tiefe Volatilität der vergangenen Wochen sei damit nicht mehr haltbar. Der Schweizer VSMI ist seit Dienstag angestiegen, allein am Freitag bis zur Mittagszeit um fast 20%.

Zwar sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass es wirklich zu einer Eskalation der Situation kommt, so ein weiterer Marktbeobachter. Auch sei es zu früh um anzunehmen, dass der Rücksetzer an den Aktienmärkten in einer grösseren Bewegung enden werde. Höhere Stimmungsschwankungen seien aber nicht auszuschliessen, und die aktuelle Risikoscheu dürfe nicht unterschätzt werden. An den Devisenmärkten sei jedoch keine Panik zu spüren, heisst es. Allerdings seien sichere Häfen wie der japanische Yen und der Schweizer Franken gefragt. Der Euro fiel zum Franken denn auch zeitweise wieder unter die Marke von 1,13.

Der Swiss Market Index (SMI) notiert gegen 11.50 Uhr 0,86% tiefer bei 8'872,66 Punkten, wobei das bisherige Tief bei 8'863 markiert wurde. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verliert 0,99% auf 1'412,14 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,86% auf 10'100,10 Stellen. Von den 30 SMI/SLI-Titeln notieren alle bis auf einen im Minus.

Der SMI steht aktuell im Wochenverlauf gut 3% im Minus, nachdem er erst am Montag noch ein neues Jahreshoch markiert hatte. Am Donnerstag war er dann allerdings klar unter die Marke von 9'000 Punkten gefallen.

Deutlich tiefer tendieren weiterhin Vifor Pharma (-3,1%). Für Vifor bestätigte ZKB das Rating "Untergewichten". Die Aktie sei nicht günstig bewertet, und das Unternehmen müsse durch drei schwierige Jahre mit hohen Investitionen gehen, um das Medikament Veltassa zum Fliegen zu bringen, heisst es.

Ausserdem sind Finanzwerte unter Druck: Swiss Life (-1,9%), Bâloise (-1,4%), Zurich (-1,4%) auf Seite der Versicherungen sowie Julius Bär (-1,5%) und Partners Group (-1,4%) aus der Branche der Vermögensverwalter sowie die Grossbankentitel Credit Suisse (-1,4%) und UBS (-1,2%).

Bei CS wurde indes der Handel mit bestimmten Venezuela-Bonds untersagt, wie Reuters berichtet und ein Sprecher bestätigte. Das Finanzinstitut wolle nicht in Transaktionen mit einer Regierung verwickelt werden, welche Menschenrechte verletze. Gegen Venezuelas Präsidenten Nicolas Maduro kommt es seit Monaten zu Massenprotesten.

Auch Lonza (-1,4%) und LafargeHolcim (-1,3%) stehen auf den Verkaufszetteln.

Für Adecco (-1,0%) geht es am Freitag ebenfalls weiter runter, nachdem die Titel des Personalvermittlers am Donnerstag bereits um 6,4% einbrachen. Nachdem Adecco im ersten Quartal noch in den meisten Märkten zu seinen Konkurrenten aufgeschlossen hatte, habe die Gesellschaft nun wieder in Frankreich, dem US-Markt und auch in Deutschland einiges an Boden verloren, kommentiert Kepler Cheuvreux im Nachgang der Zahlenvorlage am Vortag. Ihre Kaufempfehlungen für Adecco bestätigen Kepler Cheuvreux, S&P und JPMorgan allerdings am Freitag.

Die Namenaktien von Lindt&Sprüngli (+0,1%) legen hingegen leicht zu. Die etwas liquideren Partizipationsscheine tendieren unverändert. Unternehmensnews liegen am Freitag keine vor.

Etwas besser als der Gesamtmarkt halten sich zudem noch Kühne+Nagel (-0,4%), Clariant, Swiss Re und ABB (je -0,6%). Unter den Schwergewichten verzeichnen Roche (-0,5%), Nestlé (-0,7%) und Novartis (-0,9%) mittlerweile stärkere Einbussen als noch zu Anfang.

Am Freitag spielt die Musik derweil eher am breiten Markt. Nach Zahlen zum ersten Semester verlieren die Aktien der Industriefirmen Conzzeta (-3,1%) und Schmolz+Bickenbach (-2,2%). Dätwyler (-0,3%) und VZ Holding (-0,2%) geben indes etwas moderater ab.

Zulegen können aus der zweiten Reihe hingegen - ohne News - unter anderem Züblin (+1,6%) oder KTM (+1,1%).

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