Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Montagvormittag auf breiter Front schwächer. Vor den ab Mittwochabend bevorstehenden Zinsentscheiden mehrerer wichtiger Zentralbanken wollten sich die Anleger nicht unnötig exponieren, heisst es am Markt. Im Fokus steht Lonza nach dem überraschenden Abgang an der Spitze. Ausserdem sorgten noch "Nachwehen" nach dem Quartalsverfall an der Eurex am vergangenen Freitag für Kursbewegungen bei Einzelwerten, meint ein Händler. Doch vor den zahlreichen Zentralbankterminen in der neuen Woche verhielten sich die Anleger vorsichtig, heisst es am Markt.

Nach der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) am vergangenen Donnerstag steht am Mittwochabend die US-Notenbank Fed und am Tag danach die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Mittelpunkt. Die EZB hatte die Leitzinsen erhöht, aber zugleich starke Signale für das Ende der Zinsanhebungen gesendet. Während vom Fed eine Zinspause erwartet wird, tippen die Analysten bei der SNB auf einen weiteren letzten Zinsschritt im laufenden Zyklus. Die Teuerung in der Schweiz sei noch immer zu hoch, daher sei eine Zinserhöhung angebracht, heisst es weiter.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,52 Prozent schwächer auf 11'138,97 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verliert 0,82 Prozent auf 1747,13 und der breite SPI 0,47 Prozent auf 14'607,98 Zähler. 27 der 30 SLI-Werte geben nach, drei legen zu.

Die Aktien von Lonza brechen um 8,2 Prozent ein. Grund dafür ist der abrupte Abgang des CEO. Konzernchef Pierre-Alain Ruffieux verlässt das Unternehmen per Ende September. Ad interim übernimmt Verwaltungsratspräsident Albert Baehny daher zusätzlich auch die operative Leitung des Unternehmens. "Ein Unternehmen wie Lonza sollte so aufgestellt sein, dass ein CEO-Wechsel nicht so massive Folgen hat", sagt ein Händler und spricht aber auch von einer günstigen Einstiegschance. "Diese Kursreaktion ist übertrieben." Andere Marktteilnehmer fragen sich, ob das Unternehmen am kommenden Investorentag Mitte Oktober neue, tiefere Ziele bekanntgeben könnte. "Doch bis dahin dauert es noch lange. Eine Stellungnahme der Firma wäre daher angebracht", sagt ein anderer Börsianer.

Im Sog von Lonza geben auch die Aktien der Mitbewerber Siegfried (-2,1%) und Bachem (-2,9%) klar nach.

Unter Druck stehen bei den Bluechips die Bauzulieferer Holcim (-1,8%), Sika (-1,3%) und Geberit (-0,9%). Händler verweisen dabei auf die schwächelnde Konjunktur im Allgemeinen und die angeschlagenen Immobilienmärkte im Speziellen, etwa in Europa oder China. Dazu passe auch der Einbruch bei den Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland um mehr als 30 Prozent im Juli.

Gewinnmitnahmen verbuchen die Anteile von Richemont (-1,4%). Sie waren in der Vorwoche aufgrund der Hoffnungen auf ein Ende der Zinserhöhungen stark gestiegen. Auch die Wachstumswerte Sonova, Alcon und Straumann geben nach der freundlichen Tendenz der Vortage nun bis zu ein Prozent nach.

Zu den Verlierern zählt zudem der SLI-Neuling SIG mit einer Einbusse von 1,5 Prozent. Die SIG-Aktien hatten vergangene Woche aber 3,6 Prozent gewonnen.

Mit den Inhaberaktien von Roche (-0,1%) ermässigt sich auch der andere SLI-Aufsteiger. Die Genussscheine des Pharmariesen büssen mit -0,5 Prozent allerdings mehr ein.

Die Aktien von Roche und SIG ersetzen ab heute die Titel von AMS Osram (-2,1%) und Temenos (-0,8%) im SLI.

Die Aktien von Novartis (+0,2%) sind derweil fester. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat sich positiv für ein Sandoz-Biosimilar geäussert. Die Noch-Novartis-Tochter soll bekanntlich bald abgespalten werden.

Fester sind zudem der Versicherer Zurich (+0,4%) und der Nahrungsmittelwert Nestlé (+0,3%).

Am breiten büssen Markt Swiss Steel nach einer Gewinnwarnung 8,6 Prozent ein.

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