FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Mittwochmittag im Minus. Damit koppeln sie sich weiter von der Wall Street ab. Dort verbucht der Dow Jones-Index eine Gewinnserie von inzwischen zwölf Sitzungen und damit die längste seit über sechs Jahren. Mit jüngst eher schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone sowie vor der Bekanntgabe der Fed-Zinsentscheidung am Abend halten sich Anleger zurück. Eingepreist an den Märkten ist eine Leitzinserhöhung von 25 Basispunkten in den USA. Im Fokus steht der Ausblick, die Markterwartung tendiert Richtung geldpolitischer Pause. Am Donnerstag folgt dann die Zinsentscheidung der EZB.

Der DAX verliert 0,9 Prozent auf 16.073 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,5 Prozent auf 4.326 nach unten. Hier belastet der Sektor der nichtzyklischen Konsumwerte, zu denen auch die Aktien der Luxusgüterhersteller gehören. Der europäische Subindex verliert um 2 Prozent, nachdem das Schwergewicht LVMH die hohen Erwartungen nicht erfüllt hatte.

Akzente für die Einzelwerte setzt die tobende Berichtssaison: gut kommen die Geschäftszahlen der Deutschen Bank (+0,3%) an. Die Bank hat im zweiten Quartal unter Restrukturierungskosten, einer höheren Risikovorsorge und dem schwachen Marktumfeld gelitten. Der Gewinn sank allerdings nicht so deutlich wie von Analysten befürchtet, auch weil die Erträge dank der hohen Zinsen überraschend deutlich zulegten. Ein Sahnehäubchen obenauf liefert das Aktienrückkaufprogramm von bis zu 450 Millionen Euro noch in diesem Jahr.

Zufrieden mit den Geschäftszahlen des Vermögensverwalters DWS (+3,5%) äußern sich die Analysten von Jefferies. Der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal habe deutlich positiv überrascht. Dies sei auf höhere leistungsgebundene Gebühren, andere Einnahmen und geringere Kosten zurückzuführen. Die Nettoneuzuflüsse liegen deutlich über der Erwartung.


   Rolls-Royce starten durch - MTU schaut hinterher 

Als mehr oder weniger in line werden die Geschäftszahlen von MTU Aero Engines von den Analysten der UBS eingestuft. Der Ausblick wurde bestätigt, obwohl der Triebwerkshersteller auf das Risiko für den Cashflow durch das GTF-Inspektionsprogramm verwies. Dies dürfte nach Einschätzung der Analysten zu einer gewissen Verunsicherung unter Investoren führen, die Aktie verliert 2,5 Prozent. Die Probleme mit den Triebwerken hatte die Aktie bereits am Vortag abstürzen lassen.

Eine Hausse von 19 Prozent legen die Aktien des Triebwerksherstellers Rolls-Royce nach einem starken Halbjahresbericht hin. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern erhöhte seine Prognose für das Gesamtjahr nach einem unerwartet hohen Gewinn im ersten Halbjahr. Im ersten Halbjahr lag der bereinigte operative Gewinn nach vorläufigen Zahlen bei 660 bis 680 Millionen Euro. Analysten hatten in einem vom Unternehmen veröffentlichten Konsens nur 328 Millionen erwartet. Dadurch erhält die Aktie Schub.

Die Aktien von Unicredit legen in Mailand um 1,1 Prozent zu und honorieren damit die starken Quartalszahlen. Die Bank habe erneut einen höheren Nettogewinn als erwartet vorgelegt, heißt es dazu von den Analysten der Citigroup. Dazu stiegen Profitabilität und Cash-Generierung weiter an. Die Analysten rechnen daher mit einer weiteren Erhöhung der Gewinnschätzungen durch den Markt.

Deutsche Börse steigen nach Veröffentlichung besserer Zweitquartalszahlen leicht. Getrieben von massiv gestiegenen Zinseinnahmen hat der Börsenbetreiber sowohl die Umsatz- wie auch die Ergebnisprognosen übertroffen. Zugleich bewegten sich die operativen Kosten im Rahmen der Erwartungen. Daneben hat der Konzern die Prognose für 2023 qualitativ angehoben, was allerdings aus Marktsicht keine Überraschung darstellt.

Sehr gut kommt die erhöhte Gewinnprognose von RWE (+1,9%) an der Börse an. Die zahlreichen derzeit im Bau befindlichen Projekte, die vielen Auktionserfolge, die organischen Pipelineerweiterungen, die kleineren Übernahmen sowie die Con-Edison-Akquisition bilden für die Analysten der DZ Bank das Fundament für ihren Optimismus, dass das Unternehmen kräftig am anstehenden Boom bei Erneuerbaren Energien bzw. Wasserstoff sowie generell höheren Strompreisen partizipieren werde und die Fördertöpfe in den USA und in Europa anzapfen könne.

Als "gemischte Tüte" bezeichnet Bernstein die Zweitquartalszahlen der Porsche AG (-2,2%). Der Umsatz habe die Erwartungen verfehlt, weil Absatz und Preisgestaltung niedriger als angenommen ausgefallen seien. Das Ergebnis je Aktie habe dagegen die Erwartungen übertroffen. Höhere Investitionen wiederum hätten dazu geführt, dass der Netto-Cashflow um 10 Prozent unter der Konsensschätzung gelegen habe. Zum bestätigten Ausblick heißt es, dass der obere Rand des Prognosekorridors ambitioniert erscheine.


   LVMH belastet Sektor der Luxusgüterhersteller 

LVMH verlieren nach Zahlenausweis deutlich um 4,7 Prozent. Umsatz und Gewinn stiegen dank der Erholung des Tourismus- und des China-Geschäfts weiter kräftig an. Dies sei aber alles so erwartet worden, der Konsens sei nicht mehr geschlagen worden, heißt es von Bernstein. Von den Analysten der Citigroup ist zu hören, da die Aktie mit einer Prämie von rund 10 Prozent zum Sektor handele, könnte die Abschwächung des Gewinn-Momentums negativ aufgenommen werden.

Die Serie negativer Nachrichten rund um Varta (-7,1%) reißt nicht ab. Nicht nur habe das Unternehmen schwache vorläufige Zweitquartalszahlen vorgelegt, auch habe es einmal mehr die Prognosen gekürzt, heißt es im Handel. Von der Aktie sollten sich Anleger besser fern halten.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.326,00        -1,5%        -65,30         +14,0% 
Stoxx-50                3.961,30        -1,2%        -48,41          +8,5% 
DAX                    16.072,93        -0,9%       -138,66         +15,4% 
MDAX                   28.173,43        -0,4%       -123,74         +12,2% 
TecDAX                  3.225,23        -1,1%        -36,32         +10,4% 
SDAX                   13.621,54        -0,7%        -96,61         +14,2% 
FTSE                    7.638,36        -0,7%        -53,44          +3,2% 
CAC                     7.272,40        -1,9%       -143,05         +12,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,46                      +0,04          -0,11 
US-Zehnjahresrendite        3,89                      +0,00          +0,01 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:05 Uhr  Di, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1083        +0,2%        1,1050         1,1050   +3,5% 
EUR/JPY                   155,48        -0,2%        155,89         155,82  +10,8% 
EUR/CHF                   0,9554        +0,0%        0,9553         0,9557   -3,5% 
EUR/GBP                   0,8578        +0,1%        0,8576         0,8590   -3,1% 
USD/JPY                   140,29        -0,5%        140,94         141,01   +7,0% 
GBP/USD                   1,2921        +0,1%        1,2888         1,2864   +6,8% 
USD/CNH (Offshore)        7,1560        +0,3%        7,1588         7,1333   +3,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.206,23        -0,1%     29.254,77      29.192,77  +75,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  78,74        79,63         -1,1%          -0,89   -0,1% 
Brent/ICE                  82,78        83,64         -1,0%          -0,86   -0,5% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  31,81        32,65         -2,6%          -0,84  -59,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.973,18     1.964,46         +0,4%          +8,72   +8,2% 
Silber (Spot)              24,70        24,73         -0,1%          -0,02   +3,1% 
Platin (Spot)             963,93       969,50         -0,6%          -5,58   -9,7% 
Kupfer-Future               3,89         3,91         -0,4%          -0,02   +2,3% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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July 26, 2023 07:15 ET (11:15 GMT)