(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Aktienkurs aktualisiert.)

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Volkswagen-Konzern kann in der Branchenflaute weiter auf teurere Stadtgeländewagen und Kostensenkungen setzen. Im zweiten Quartal verdiente der Konzern im laufenden Geschäft überraschend viel, trotz Problemen bei Audi und in China. Der Sportwagenbauer Porsche und auch die Kernmarke VW konnten ihre Ergebnisse gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern. Der Konzern profitiert davon, dass der Anteil profitablerer SUV-Modelle am Absatz steigt und mehr und mehr Modelle auf der gleichen Plattform und somit kostengünstiger gebaut werden.

"Der Volkswagen-Konzern hat sich im ersten Halbjahr in einem sich insgesamt abschwächenden Gesamtmarkt sehr gut geschlagen", sagte VW-Finanzvorstand Frank Witter am Donnerstag in Wolfsburg. Allerdings sehe sich der Konzern durchaus Gegenwind vom wirtschaftlichen Umfeld ausgesetzt, sagte der Manager. Gegenüber der ursprünglichen Planung habe das Unternehmen in diesem Jahr bereits 450 000 Fahrzeuge aus der Produktion genommen. Sollte die Nachfrage in den Märkten weiter schwächeln, könnte VW die Produktion auch noch weiter drosseln.

Beim Ausblick bleiben Witter und Konzernchef Herbert Diess daher vorsichtig angesichts der trüben Branchenstimmung. Obwohl nach einem halben Jahr die um Sondereinflüsse bereinigte Umsatzrendite des operativen Ergebnisses bei 8 Prozent liegt, bleibt das Jahresziel bei der Spanne von 6,5 bis 7,5 Prozent. "Es gibt keinen Grund, die Prognose zu erhöhen", sagte Witter. Das Umfeld sei weiter herausfordernd, auch wenn der Konzern sich mit der aufgefrischten Version vom Audi A4 und dem neuen Kompakt-SUV Skoda Kamiq noch Schwung erhofft.

Im zweiten Halbjahr steht eine weitere Stufe des neuen Abgas- und Verbrauchsprüfverfahrens WLTP an, weil der reale Verbrauch im Straßenverkehr stärker in die Messungen einfließen soll. Vergangenes Jahr hatte VW arge Schwierigkeiten mit den neuen Regeln, weil alle Motor- und Getriebevarianten neu geprüft und zertifziert werden mussten. VW war schlecht vorbereitet, kam mit den Zulassungen nicht hinterher und viele Modelle konnten den Kunden lange nicht angeboten werden. Die Probleme hatten rund eine Milliarde Euro gekostet.

Dieses Jahr sei VW besser vorbereitet, das Unternehmen habe Lehren aus dem vergangenen Jahr gezogen. "Wir haben mehr Testkapazitäten und mehr geschultes Personal", sagte Witter. Außerdem habe VW die Motor-Getriebevarianten schon deutlich reduziert. Die Kosten für das Prozedere sollten in diesem Jahr "weit" unter denen von vor einem Jahr liegen.

Der Umsatz kletterte im Vorjahresvergleich trotz geringerer Auslieferungen um 6,6 Prozent auf 65,2 Milliarden Euro, das war überraschend viel. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel zwar vom sehr hohen Vorjahreswert um acht Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Experten hatten im Schnitt aber mit weniger Ergebnis gerechnet. Die entsprechende Marge betrug 7,9 Prozent, was im derzeitigen Branchenumfeld vergleichsweise viel ist.

Die VW-Vorzugsaktie lag am Vormittag nach einem guten Start knapp im Minus, war aber damit stärker als der europäische Branchenschnitt. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi verwies auf den starken Barmittelzufluss. Für Investoren ist der sogenannte Free Cashflow wichtig, weil er ein Indiz für die Dividendenzahlung sein kann. Volkswagen zeige relative Stärke, während die Konkurrenz schwächele, schrieb NordLB-Analyst Frank Schwope. Die deutschen Autobauer Daimler und BMW hatten in den vergangenen Monaten teils gleich mehrere Gewinnwarnungen ausgeben müssen.

Unter dem Strich stieg der VW-Gewinn sogar um fast ein Viertel auf 4,1 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte die Dieselaffäre mit 1,6 Milliarden Euro Sonderkosten belastet. VW musste im vergangenen Vierteljahr für die Dieselaffäre kein weiteres Geld an die Seite legen. Seit Bekanntwerden der Software-Manipulation von Diesel-Motoren hat Volkswagen bisher insgesamt schon 30 Milliarden Euro für Vergleiche, Strafen und andere Kosten im Zusammenhang mit der Affäre verbucht.

Volkswagen hatte von April bis Juni mit seinen zwölf Fahrzeugmarken 2,76 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, das waren 2,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Insbesondere die Flaute in China macht dem Konzern zu schaffen, wo er rund 40 Prozent seiner Fahrzeuge absetzt. Allerdings tauchen die Geschäfte der in China betriebenen Gemeinschaftsunternehmen bei Volkswagen weder im Umsatz noch im operativen Ergebnis auf, sondern erst im Finanzergebnis durch die gezahlten Dividenden und Gewinnanteile.

Anteilig erwirtschafteten die chinesischen Joint Ventures für VW einen Gewinn von 1,14 Milliarden Euro und damit nur knapp weniger als ein Jahr zuvor. Zuletzt ging es im Juni mit den Auslieferungen im wichtigsten Einzelmarkt auch wieder aufwärts. Allerdings wollte VW darin noch keine nachhaltige Erholung der Nachfrage sehen, denn Vorzieheffekte für eine anstehende Änderung von Abgasvorschriften hätten VW in die Hände gespielt.

Audi schnitt mit einem operativen Ergebnis von 1,2 Milliarden Euro deutlich schwächer ab als im Vorjahresquartal mit 1,46 Milliarden. Hier belasteten Modellanläufe und höhere Vorleistungen für neue Autos und Technik. Bei der Ingolstädter Premiumtochter seien noch einige Schritte zu machen, sagte Witter. VW-Chef Diess hat insbesondere bei Audi und der Kernmarke VW ein Auge auf die Rendite geworfen. Audi und VW müssen demnach in den kommenden Jahren ihre Kosten deutlich senken, um die erforderlichen Investitionen in Elektromodelle und neue Technik finanzieren zu können.

Die Kernmarke VW konnte im zweiten Quartal hier auch Erfolge vorweisen, auf der Kostenseite sei sehr gut gearbeitet worden im ersten Halbjahr, attestierte Witter. Das operative Ergebnis legte um gut 9 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro zu, die entsprechende Marge kletterte von 5,5 auf 6 Prozent. Bei der Marke war VW spät auf den SUV-Zug aufgesprungen, feiert aber mit den Stadtgeländewagen in den USA, Europa und China mittlerweile stattliche Erfolge und kann dem allgemeinen Abschwung so etwas entgegensetzen.

Porsche verzeichnete im Autogeschäft ein deutliches Umsatzplus von fast 30 Prozent. Im zweiten Quartal hatte die Sportwagentochter vor allem in China kräftig aufgeholt. Premium- und Luxusautos laufen auch auf dem derzeit insgesamt schwachen chinesischen Markt noch gut. Das operative Ergebnis kletterte um rund 15 Prozent auf 1,29 Milliarden Euro.

Zudem brummt bei der vor wenigen Wochen an die Börse gebrachten Nutzfahrzeugtochter Traton das Geschäft bei Scania. Umsatz und Ergebnis der Marke zogen kräftig an. Traton selbst legt am kommenden Montag die Zahlen für das erste Halbjahr vor./men/zb/mis