ZÜRICH (dpa-AFX) - Alleine schon das Ende negativer Zinsen in Europa dürfte nach Ansicht der Schweizer Großbank UBS der Commerzbank erhebliche Vorteile bringen. Aktuell reflektiere das Bewertungsniveau der Commerzbank-Aktie aber lediglich die derzeitige Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) der Bank, schrieb Analyst Daniele Brupbacher in einer am Donnerstag vorliegenden Studie. Er empfahl die Papiere daher nach ihrem massiven Kursrutsch im Jahresverlauf zum Kauf. Das Kursziel beließ er zugleich auf 10,20 Euro, womit sich aktuell ein Kurspotenzial für die Aktie von etwas mehr als 16 Prozent ergibt.

Seit ihrem Hoch im Januar haben die Anteilsscheine der Commerzbank in der Spitze über 40 Prozent an Wert eingebüßt. Geringere Renditen richtungsweisender zehnjähriger deutscher Staatsanleihen hätten ebenso belastet wie der schwächere Ertrags- und Kostenausblick des Finanzinstituts für das Gesamtjahr, schrieb Brupbacher.

Nun habe er in seine Schätzungen für das Jahr 2020 Ertragsvorteile von 200 Millionen Euro eingearbeitet, da zum Jahresende 2019 hin das Thema negative Zinsen Geschichte sein dürfte. Das sei allerdings das bislang einzige, was er berücksichtigt habe. Zusätzliche Erträge durch höhere mittel- und langfristige Zinsen habe er hingegen außen vor gelassen. Dabei könnte eine Anhebung um einen Prozentpunkt zu zusätzlichen Erträge in Höhe von 900 Millionen bis einer Milliarde Euro führen.

Die Kosten erwartet der Experte der UBS im Jahr 2020 bei 6,6 Milliarden Euro und damit rund 2 Prozent über dem von der Commerzbank selbst gesteckten Ziel. Die Rendite auf das materielle Eigenkapital dürfte in zwei Jahren bei 6 Prozent liegen - oder bei 5,4 Prozent, falls die Erträge seine Erwartung um 200 Millionen Euro verfehlten. In diesem Falle läge der faire Wert der Commerzbank-Aktie bei 9,10 Euro. Aktuell betrage sie rund 4 Prozent.

Auf mittel- bis langfristige Sicht rechnet der Analyst zudem auch mit einem strukturellen Wandel in der deutschen Bankenlandschaft. In der Zwischenzeit aber bleibe der Wettbewerb intensiv, wobei die meisten Banken versuchen dürften, den Profitabilitätsdruck durch höhere Volumina zu kompensieren, was die Lage mit Blick auf die Margen allerdings noch verschlimmern dürfte.

Mit der Einstufung "Buy" geht die UBS davon aus, dass die Gesamtrendite der Aktie (Kursgewinn plus Dividende) auf Sicht von zwölf Monaten um mindestens sechs Prozent über der von der UBS erwarteten Marktrendite liegt./ck/ag/fba

Analysierendes Institut UBS.