FRANKFURT (awp international) - Die Commerzbank sieht sich nach zwei mageren Jahren auf Kurs zu einem Gewinnplus 2018. Vor allem im Geschäft mit Privatkunden läuft es gut, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Den Aktionären stellt die teilverstaatlichte Bank eine Dividende von 20 Cent je Aktie in Aussicht. Damit würde die Ausschüttung ebenso hoch ausfallen wie 2015, als der Dax-Konzern zum ersten und bisher einzigen Mal seit der Rettung durch den Staat in der Finanzkrise 2007/2008 seinen Anteilseignern etwas gezahlt hatte.

"Wir wachsen und machen Fortschritte bei der Vereinfachung und Digitalisierung", erklärte Konzernchef Martin Zielke. "Es wird natürlich noch dauern, bis unsere Wachstumsinitiativen ihre volle Wirkung entfalten." Für 2018 rechnet die Bank nun sogar mit etwas höheren Kosten von rund 7,1 Milliarden Euro als bisher veranschlagt. Bis 2020 sollen die Kosten aber weiterhin wie angepeilt auf 6,5 Milliarden Euro gedrückt werden.

Im zweiten Quartal steigerte die Commerzbank ihre Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,6 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis schnellte auf 389 Millionen Euro nach oben nach 179 Millionen Euro vor einem Jahr. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 272 Millionen Euro.

Analystin Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC hob die Ertragsdynamik des Finanzinstituts positiv hervor. Der Preis dafür seien aber wohl unerwartet hohe Kosten gewesen. An der Börse rutschte der Aktienkurs kurz nach dem Handelsstart um fast 4 Prozent ab, bevor er sich etwas berappelte. Am späteren Vormittag lag sie noch mit 2 Prozent im Minus bei 8,767 Euro, was allerdings immer noch den mit Abstand letzten Platz im deutschen Leitindex Dax bedeutete.

Vor einem Jahr hatte bei der Bank unter dem Strich noch ein Quartalsverlust von rund 640 Millionen Euro in den Büchern gestanden. Damals hatte der Konzern auf einen Schlag Kosten für den Abbau Tausender Stellen verbucht und damit ein tiefes Loch in die Quartalsbilanz gerissen. Bis 2020 will die Bank die Zahl der Vollzeitstellen um 7300 auf 36 000 verringern. Ende des ersten Halbjahres 2018 gab es in der Bank noch 41 300 Vollzeitstellen.

Bei den Kundenzahlen konnte die Commerzbank weiter zulegen - wenn auch nicht so kräftig wie erhofft. Im ersten Halbjahr gewann das Institut in seinem Privatkundensegment 145 000 zusätzliche Kunden. Seit Vorstellung der neuen Strategie im Herbst 2016 wuchs die Kundenbasis somit um mehr als 780 000.

"Wir wollen in diesem Jahr die Marke von netto einer Million neuer Kunden knacken. Das wird nicht einfach. Aber ich bleibe zuversichtlich", sagte Privatkundenvorstand Michael Mandel den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. "Die WM-Kampagne hat wegen des frühen Ausscheidens der deutschen Fussball-Nationalmannschaft nicht so gewirkt wie bei früheren Turnieren. Darum wollen wir mit gezielten Kampagnen das Kundenwachstum im zweiten Halbjahr ankurbeln."

Potenzial sieht Mandel im Ratenkreditgeschäft. Auch Baufinanzierung sei mit rund 250 Millionen Euro Neugeschäft pro Woche weiterhin sehr gefragt. "Aber der Preiskampf ist nach wie vor hart", sagte Mandel. Insgesamt jedoch sei die Bank auf Wachstumskurs: "Ich bin mit dem ersten Halbjahr für das Privatkundengeschäft eigentlich ganz zufrieden, auch wenn nicht alles so funktioniert hat wie erhofft."

Die Grossbank mit derzeit 12,9 Millionen Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland will bis zum Jahr 2020 zwei Millionen zusätzliche Klienten anlocken. Davon verspricht sich die Commerzbank auf lange Sicht mehr Gewinn.

Im Firmenkundengeschäft bekommt die Bank aber den harten Wettbewerb um den deutschen Mittelstand zu spüren. Daher plant die Commerzbank hier vorsichtiger: Statt mit steigenden Erträgen rechnet sie in diesem Bereich für das Gesamtjahr nun mit geringeren Erträgen als 2017.

Der Wachstumskurs setze sich fort, sagte Finanzvorstand Stephan Engels in einer Telefonkonferenz zu den Resultaten. Der Anstieg der Kundenzahl und Kreditvergabe schaffe die Grundlage für höhere Erträge und ein besseres operatives Ergebnis. Allerdings brauchten die Wachstumsinitiativen insbesondere im Firmenkundengeschäft Zeit, um voll durchzuschlagen. Es bleibe klar, dass das Ziel eines Konzernertrags von 9,8 Milliarden Euro bis 2020 ambitioniert sei.

Die Aussicht auf eine - wenn auch vergleichsweise magere - Dividende dürfte Balsam für die gebeutelten Aktionäre sein: Das Papier der Commerzbank zählt mit einem Verlust von knapp 30 Prozent in diesem Jahr zu den grössten Verlierern unter den Standardaktien. Mit einem Börsenwert von derzeit nur noch elf Milliarden Euro droht dem Dax-Gründungsmitglied im September der Rauswurf aus dem deutschen Leitindex./ben/zb/mis/tos